Sommerlager auf Utøya Norwegens Sieg

Meinung | Utøya · Vier Jahre nach dem Massaker des Terroristen Anders Behring Breivik hat Norwegen ein beeindruckendes Signal gegen Intoleranz und Fremdenhass gesetzt: Erstmals findet auf der kleinen Insel Utøya bei Oslo, wo Breivik 69 Menschen ermordete, wieder ein Sommerlager der Arbeiterpartei statt.

Utoya: Erstes Sommercamp vier Jahre nach dem Breivik-Attentat
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Erstes Sommercamp auf Utøya nach Breivik-Attentat

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Mehr als 1000 junge Leute nehmen teil, so viele wie nie zuvor. Deutlicher kann dieses Zeichen nicht ausfallen — der inhaftierte Breivik, der sein ungeheures Verbrechen mit Notwehr gegen die schleichende Islamisierung seines Landes begründet hatte, und eventuelle klammheimliche Gesinnungsgenossen haben damit endgültig verloren.

Deshalb war die in Norwegen durchaus umstrittene Entscheidung richtig, Utøya mit der Wiederaufnahme der Ferienaktivitäten nicht zu einem düsteren Ort der Trauer und des Gedenkens, sondern wieder zu dem früheren fröhlichen Platz zu machen, sofern dies in letzter Konsequenz überhaupt möglich ist. Denn zumindest dieses Sommerlager wird noch kein normales werden. Schon der Teilnehmerrekord ist ein ernstes politisches Bekenntnis: Norwegen lässt sich keine Angst machen. Wirre Extremisten können die Lebensweise des Landes nicht beeinflussen.

Das klingt typisch skandinavisch, hat sich in Dänemark aber nach den Anschlägen in Kopenhagen im Februar dieses Jahres in eine deutlich andere Richtung entwickelt: Die Debatte um die islamistische Gefahr führte letztlich zum Wahlerfolg der Rechtspopulisten, die mit der radikalen Forderung nach einem totalen Einwanderungsstopp und der Wiedereinführung der Grenzkontrollen einen Machtwechsel erzwangen.

Norwegen ist dagegen dem damaligen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg auf dem Weg zum "Jetzt erst recht", also zu noch mehr Offenheit und Demokratie gefolgt. Das war nicht spannungsfrei und wird nicht ohne Risiken sein. Aber es ist selbstbewusst und sympathisch.

(mic)
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