Inmitten der Katalonien-Krise Spanier feiern ihren Nationalfeiertag

Madrid/Barcelona · Zehntausende Katalanen haben den spanischen Nationalfeiertag für Bekundungen zu einer Einheit ihrer Nation genutzt. In der Hauptstadt Madrid hielten Soldaten und Polizisten eine Militärparade vor König Felipe VI. ab.

So wurde in Madrid und Barcelona der Nationalfeiertag gefeiert
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Nationalfeiertag in Spanien

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Foto: dpa, afk afk kno

Auch in Madrid hatten tausende Menschen spanische Flaggen in den Händen. Kampfjets und Hubschrauber der spanischen Luftwaffe überflogen den Boulevard. Ein Eurofighter stürzte später auf dem Rückflug zum Luftwaffenstützpunkt Los Llanos bei Albacete, 300 Kilometer südöstlich von Madrid, bei der Landung ab. Wie das Verteidigungsministerium mitteilte, war der Pilot tot.

Während eines Marsches durch Barcelona schwenkten viele der rund 65.000 Teilnehmer am Donnerstag spanische und katalanische Flaggen und riefen "Ich bin spanisch". Währenddessen ist es am Rande einer Demonstration für die Einheit Spaniens in der katalanischen Hauptstadt zu einer Straßenschlacht gekommen.

Mit der Militärparade in der spanischen Hauptstadt wird alljährlich der Ankunft von Christoph Kolumbus am 12. Oktober 1492 auf dem amerikanischen Kontinent gedacht. Tausende Soldaten und Armeefahrzeuge paradierten auf dem Madrider Paseo de la Castellana. Der Boulevard war gesäumt von Menschen, die rot-gelbe Nationalfahnen schwenkten und "Viva España!" riefen.

In der katalanischen Regionalhauptstadt Barcelona marschierten die Teilnehmer der Solidaritätsbekundung zu einem zentralen Platz. Manche hatten ihre Gesichter in den rot-gelben Nationalfarben angemalt, die auch die Farben der Region Katalonien sind. Immer wieder war der Ausruf "Viva España!" (Es lebe Spanien) zu hören. Der Slogan des Marsches hieß "Katalonien ja, Spanien auch" - damit sollte dem Wunsch nach Autonomie Kataloniens innerhalb Spaniens Nachdruck verliehen werden.

Am Rande der ansonsten friedlichen Demonstration kam es zu einer Straßenschlacht. Zwei kleine Gruppen gingen aufeinander los, bevor die Polizei sie trennte. Ein Polizist zog sich dabei kleinere Verletzungen zu. Aufnahmen der Nachrichtenagentur AP zeigten, wie Stühle in beide Richtungen flogen. Zeitgleich zogen etwa 200 rechtsgerichtete spanische Nationalisten in Barcelona auf den Berg Montjuïc, wo sie Reden schwangen und Fahnen der katalanischen Separatistenbewegung verbrannten. Die eigentliche Demonstration gegen eine Trennung Kataloniens von Spanien wurde nicht gestört.

 200 rechtsgerichtete spanische Nationalisten verbrannten Fahnen der katalanischen Separatistenbewegung.

200 rechtsgerichtete spanische Nationalisten verbrannten Fahnen der katalanischen Separatistenbewegung.

Foto: ap, EM

Zu der alljährlich stattfindenden Parade in Madrid werden auch die politischen Spitzenvertreter der 17 spanischen Regionen eingeladen. Seit vielen Jahren wird die Einladung aber von Vertretern aus Katalonien und dem Baskenland boykottiert. Mehrere Rathäuser in Katalonien hatten diesmal erklärt, den Feiertag zu ignorieren und wie gehabt zur Arbeit zu kommen.

Kataloniens verstärkte Unabhängigkeitsbestrebungen haben Spanien in seine schwerste Krise seit Jahrzehnten gestürzt. Der katalanische Regionalpräsident Carles Puigdemont hatte am Dienstagabend eine Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet, diese dann aber umgehend für ausgesetzt erklärt, um nach eigenen Angaben einen "Dialog" mit der Zentralregierung anzustoßen. Puigdemonts Sprecher erklärte die Unterzeichnung der Erklärung später zum "symbolischen Akt".

Madrid will eine Abspaltung Kataloniens mit allen Mitteln verhindern und droht mit einem Entzug der katalanischen Autonomierechte. Rajoy setzte der Generalitat in Barcelona am Mittwoch eine Frist von fünf Tagen. Bis Montag soll sie klarstellen, ob sie die Unabhängigkeit der Region ausgerufen hat oder nicht. Damit setzte Rajoy das Verfahren zur Entmachtung der Regionalregierung und zum Entzug der Autonomierechte nach Verfassungsartikel 155 erstmals formell in Gang.

Sollte Puigdemont bis Montag um 10.00 Uhr bestätigen, dass die Unabhängigkeit ausgerufen wurde, soll er nochmals fünf Tage Zeit bis zum Donnerstag bekommen, um diesen Schritt rückgängig zu machen. Tut er das nicht, soll dann die katalanische Autonomie ausgesetzt werden. Spaniens Verfassung sieht die Abspaltung einer Region nicht vor. Eine Unabhängigkeitserklärung wäre daher nach Auffassung der Zentralregierung ein klarer Rechtsbruch.

Rund 2,3 Millionen Katalanen hatten sich an dem Unabhängigkeitsreferendum beteiligt. Das entspricht 43 Prozent der Wahlberechtigten der Region. Nach Angaben der Regionalregierung stimmten 90 Prozent der Beteiligten für eine Abspaltung von Spanien.
Unabhängigkeitsgegner hatten die Abstimmung allerdings weitgehend boykottiert.

Umfragen zufolge sind jeweils etwa die Hälfte der knapp 7,5 Millionen Katalanen für oder gegen eine Sezession. Die Region trägt zu einem guten Fünftel zur spanischen Wirtschaft bei.

(ate/ap/afp)
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