Srebrenica Weitere Opfer des Massakers nach 22 Jahren beigesetzt

Srebrenica · Zum Gedenken an das Massaker im bosnischen Srebrenica vor 22 Jahren sind am Dienstag die sterblichen Überreste von 71 weiteren Opfern feierlich beigesetzt worden. Auf dem Friedhof von Potocari bei Srebrenica liegen nun 6510 identifizierte Opfer.

 Angehörige beten an den Särgen der Opfer des Massakers.

Angehörige beten an den Särgen der Opfer des Massakers.

Foto: rtr, MDJ

Tausende Menschen nahmen an der Gedenkfeier zum Jahrestag der Massaker an der Srebrenica-Gedenkstätte in Potocari teil. Die Särge mit den erst vor kurzem identifizierten Opfern, darunter sieben Jugendliche und eine Frau, wurden anschließend auf dem dazugehörigen Friedhof bestattet.

Bosnisch-serbische Milizen hatten in der ostbosnischen Stadt im Juli 1995 etwa 8000 muslimische Männer und Jungen zusammengetrieben und getötet. Das Massaker gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg und wurde vom UN-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag als Völkermord eingestuft.

Auf dem Friedhof von Potocari bei Srebrenica liegen nun 6510 identifizierte Opfer, rund tausend weitere sind bis heute nicht identifiziert oder gelten noch als vermisst. 233 Opfer wurden nach Behördenangaben an einem anderen Ort bestattet.

Der serbische Präsident Aleksandar Vucic sprach im serbischen Fernsehen von einem "furchtbaren Verbrechen". Gleichzeitig erinnerte er an die Verbrechen an Serben während der Balkankriege oder des Zweiten Weltkriegs. Bis heute hält die Regierung in Belgrad an ihrer Linie fest, das Verbrechen nicht als "Völkermord" zu bezeichnen.

Das muslimische Mitglied des bosnischen Staatspräsidiums, Bakir Izetbegovic, rief unterdessen "die serbische Bevölkerung, ihre Führung sowie die intellektuelle Elite" Serbiens auf, den Völkermord nicht länger zu leugnen. Ohne Wahrheit und Gerechtigkeit könne es keine Versöhnung geben, mahnte er.

Vor zwei Jahren war Vucic als Zeichen für den Versöhnungswillen Serbiens zu der Gedenkfeier nach Potocari gekommen. Dabei wurde er jedoch von einer wütenden Menschenmenge mit Steinen beworfen und in die Flucht getrieben.

(veke/afp)
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