Steven Mnuchin Ein Kind der Wall Street ist jetzt US-Finanzminister

New York · Noch während seiner Wahlkampagne hatte Donald Trump wütend das "System" attackiert - womit er die Verquickung von Politik und Finanzelite meinte. Nun aber ist mit Steven Mnuchin ausgerechnet ein Vertreter dieser Elite neuer US-Finanzminister.

 Der neue US-Finanzminister Steven Mnuchin wird am 13. Februar 2017 in Washington vereidigt. Hinter ihm steht US-Präsident Donald Trump.

Der neue US-Finanzminister Steven Mnuchin wird am 13. Februar 2017 in Washington vereidigt. Hinter ihm steht US-Präsident Donald Trump.

Foto: dpa, kd

Mnuchin ist ein früherer Spitzenmanager der Investmentbank Goldman Sachs und auch ein erfolgreicher Hollywoodproduzent. Der 54-Jährige legte jetzt seinen Amtseid ab, nachdem der Senat ihn mit 53 zu 47 Stimmen bestätigt hatte.

Zuletzt war Mnuchin der Finanzchef von Trumps Wahlkampagne und trieb Millionenspenden für ihn ein. Mit seiner Entscheidung für den Ex-Investmentbanker konterkarierte Trump seine eigenen populistischen Wahlkampfbotschaften. In denen hatte er die Wall Street hart attackiert - seine Personalentscheidungen werden nun aber als Signal an die Finanzwelt gedeutet, dass er eng mit ihr zusammenzuarbeiten beabsichtigt.

Mnuchin kann geradezu als Kind der Wall Street bezeichnet werden. Schon sein Vater arbeitete jahrzehntelang als Manager für Goldman Sachs. Mnuchin stieg dort nach dem Studium an der Elite-Universität Yale ein. Er arbeitete 17 Jahre lang für die Investmentbank und verdiente dutzende Millionen Dollar. Später gründete er seinen eigenen Hedgefonds, Dune Capital. Als wendiger und geschickter Investor wurde er zu einem der großen Profiteure der Immobilienkrise.

Mnuchin war Profiteur der Immobilienkrise

Zusammen mit anderen Kapitalgebern kaufte Mnuchin die abgestürzte Hypothekenbank Indymac vom Staat auf - wobei die Behörden einen großen Teil der Verluste des Finanzinstituts übernahmen. Fünf Jahre später wurde die in OneWest umgetaufte Bank für 3,4 Milliarden Dollar (nach heutigem Kurs 3,2 Milliarden Euro) an die CIT-Gruppe weiterverkauft - ein Riesengeschäft für die Investoren.

Mnuchins Praktiken bei OneWest waren allerdings umstritten. Er sah sich Anschuldigungen ausgesetzt, Eigenheimbesitzer gezielt in die Zwangsvollstreckung getrieben zu haben, um Ausgleichzahlungen von der Einlagensicherungsbehörde FDIC zu kassieren. Mnuchin wies diese Vorwürfe zurück. Demokratische Senatoren warfen ihm nun erneut vor, die Finanzkrise dadurch mit verschuldet und unzählige Familien um ihr Erspartes gebracht zu haben.

Seine Wendigkeit und Risikobereitschaft stellte der zwei Mal geschiedene Vater dreier Kinder auch in Hollywood unter Beweis. In den vergangenen Jahren investierte Mnuchin in zahlreiche große Filmproduktionen, von denen einige enorm erfolgreich waren. Dazu gehörten die "X-Men"-Filme, "Avatar - Aufbruch nach Pandora" und "Mad Max: Fury Road".

Dass Mnuchin, der früher sowohl Demokraten als auch Republikaner mit Spenden unterstützt hatte, schließlich in Trumps Wahlkampfteam einstieg, löste unter seinen Hollywood-Geschäftspartnern und an der Wall Street viel Stirnrunzeln aus - auch deshalb, weil Trump früher mit Mnuchin im Clinch lag. Immobilienmogul Trump hatte einmal eine von Mnuchins Firmen wegen eines Streits um die Finanzierung eines Trump-Wolkenkratzers in Chicago verklagt.

Im Gegensatz zu Mnuchin ging die Wirtschaftselite während des Wahlkampfs großteils auf Distanz zu Trump. Sie wurde unter anderem durch dessen Tiraden gegen Einwanderer und den Freihandel verschreckt. Andere Vorhaben des Immobilienmilliardärs hingegen sind ganz nach dem Gusto der Wirtschafts- und Finanzwelt: Die Unternehmenssteuer will er drastisch senken und die von seinem Vorgänger Barack Obama nach der Finanzkrise durchgesetzten Regulierungen der Wall Street revidieren.

Mnuchin wird nun für die Umsetzung dieser Vorhaben zuständig sein. Die Hoffnung vieler Wirtschaftsvertreter wird aber auch sein, dass er bei anderen Trump-Plänen mäßigend auf den Präsidenten einwirkt. Dies gilt insbesondere für den Freihandel. Jeff Sonnenfeld von der Yale-Managementschule sagte über Mnuchin, dieser befürworte den "freien Fluss des Handels, den freien Fluss der Finanzen, den freien Fluss der Information. Er ist ein Globalist".

(felt/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort