Attentat in Schweden Gedenkminute für Anschlagsopfer

Stockholm · Mit einer landesweiten Schweigeminute und Trauerfeiern hat Schweden am Montag der Opfer des Lkw-Anschlags von Stockholm gedacht. Zudem erhärtet sich der Tatverdacht gegen den festgenommenen Usbeken: Bei einer Pressekonferenz erklärte die Polizei, er sei "mit großer Sicherheit" der Täter.

 Schweden trauert: Nahe dem Tatort des mutmaßlichen Terroranschlags legen Menschen am Montag Blumen nieder.

Schweden trauert: Nahe dem Tatort des mutmaßlichen Terroranschlags legen Menschen am Montag Blumen nieder.

Foto: afp

An der Zeremonie, die um Punkt 12 Uhr vor dem Rathaus der schwedischen Hauptstadt Stockholm stattfand, nahmen neben Ministerpräsident Stefan Löfven und Bürgermeisterin Karin Wanngard fast die gesamte Königsfamilie und zahlreiche Mitglieder von Regierung, Parlament und des diplomatischen Korps teil.

"Wir werden niemals bei Gewalt klein beigeben", sagte Bürgermeisterin Wanngard nach der Schweigeminute. "Stockholm bleibt eine offene und tolerante Stadt." Regierungschef Löfven sicherte den Opfern des Attentats und ihren Familien die Unterstützung des gesamten Landes zu. Sie seien nicht allein, ganz Schweden stehe an ihrer Seite, sagte er.

 Schwedens Premierminister Stefan Löfven begrüßt am Montag Polizisten während einer Gedenkzeremonie für die Opfer des mutmaßlichen Terroranschlags in Stockholm.

Schwedens Premierminister Stefan Löfven begrüßt am Montag Polizisten während einer Gedenkzeremonie für die Opfer des mutmaßlichen Terroranschlags in Stockholm.

Foto: dpa, sk

Verdächtiger laut Polizei "mit großer Sicherheit" der Täter

Der mutmaßliche Attentäter, ein 39-jähriger Usbeke mit Sympathien für die Terrormiliz "Islamischer Staat" und andere islamistische Extremistengruppen, war am Freitagnachmittag mit einem gestohlenen Lastwagen durch eine Einkaufsstraße gerast und hatte das Fahrzeug dann in das Kaufhaus "Ahlens" gelenkt. Er tötete vier Menschen, 15 weitere wurden verletzt.

Bereits am Sonntag hatten sich in der Stockholmer Innenstadt mehr als 20.000 Menschen versammelt, um gemeinsam der Opfer zu gedenken und ein Zeichen für Toleranz und Offenheit zu setzen. Für die Schweigeminute fanden sich am Montag erneut zahlreiche Menschen vor dem Kaufhaus "Ahlens" ein, einige von ihnen brachen in Tränen aus. Andere dankten mit Blumen den Polizisten vor Ort für ihre besonnene Reaktion auf den Anschlag.

Die Ermittlungen zu dem mutmaßlichen Attentäter und seinen Motiven gingen am Montag weiter. Wie die schwedische Polizei bei einer Pressekonferenz bekanntgab, ist er "mit großer Sicherheit" der Täter. Das sagte Reichspolizeichef Dan Eliasson. Bereits am Sonntag hatte die Polizei einen zweiten Verdächtigen festgenommen. Welche Verbindung es zwischen den beiden Männern gibt, blieb zunächst offen.

Medien: Attentäter handelte auf direkte Anweisung des "IS"

Schwedische Medien gaben seinen Namen mit Rachmat Akilow an. Der 39-jährige Familienvater und Bauarbeiter hatte nach Polizeiangaben 2014 eine ständige Aufenthaltsgenehmigung beantragt und sollte abgeschoben werden, nachdem sein Antrag zwei Jahre später abgelehnt worden war. Er tauchte daraufhin unter, die Behörden verloren bis zu dem Attentat seine Spur.

Medienberichten zufolge hatte Akilow nach seiner Festnahme am Freitagabend gestanden, "die Ungläubigen niedergemäht" zu haben. Er habe sein Ziel erreicht und sei "zufrieden mit dem, was er getan habe", zitierten "Aftonbladet" und "Express" aus dem Verhör des Mannes. Laut "Aftonbladet" soll er zudem ausgesagt haben, auf direkte Anweisung der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gehandelt zu haben. Als Motiv gab er an, die "Bombardierung Syriens" müsse enden.

Diskussion um Abschiebungspraxis

Der Anschlag löste unterdessen eine Debatte über die Durchsetzung von Abschiebungsbescheiden aus. Der Chef der rechtsextremen Schwedendemokraten, Jimmie Akesson, bezeichnete es als "Skandal", sollten die Berichte zutreffen, dass es den Behörden nicht gelungen ist, Akilow abzuschieben. Akesson forderte in der Zeitung "Aftonbladet" eine Abschiebehaft für alle Betroffenen, bei denen Fluchtgefahr bestehe - nach seinen Angaben trifft dies auf "10.000 bis 15.000 Fälle" zu.

Am Sonntag hatte auch Regierungschef Löfven seine "Frustration" über die langwierigen Abschiebeverfahren geäußert. "Wenn jemand abgewiesen wurde, muss er das Land verlassen", sagte der Sozialdemokrat. Nach zahlreichen Beileidsbekundungen ausländischer Staats- und Parteichefs kondolierte am Sonntag auch US-Präsident Donald Trump telefonisch dem schwedischen Regierungschef.

(kess/AFP/dpa)
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