Bastion der syrischen Regierung Autobombenanschlag erschüttert Dschableh - viele Tote

Dschableh · In Syrien sind bei einem Anschlag in einer Hochburg der Regierung zahlreiche Menschen getötet worden. Laut dem staatlichen Fernsehen steuerte ein Selbstmordattentäter am Donnerstag ein mit Sprengstoff gefülltes Auto in der Küstenstadt Dschableh und brachte es zur Explosion.

 Das Wrack des Autos mit dem der Anschlag verübt wurde.

Das Wrack des Autos mit dem der Anschlag verübt wurde.

Foto: ap, HM

In anderen Teilen des Landes gab es trotz vereinbarter Waffenruhe Kämpfe zwischen Regierungstruppen und bewaffneten Islamisten - unter anderem um die Kontrolle der Wasserversorgung der Hauptstadt Damaskus.

Bei dem Autobombenanschlag in Dschableh wurden nach Angaben der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 15 Menschen getötet. Im staatlichen syrischen Fernsehen war von neun Toten und 25 Verletzten die Rede. Die Stadt Dschableh liegt in der westlichen Provinz Latakia, die als Hochburg von Anhängern der Regierung gilt.

Der Beobachtungsstelle zufolge war zunächst nicht klar, ob es sich bei den Toten um Zivilisten oder in der Stadt stationierte Soldaten handelte. Die Angaben der Beobachtungsstelle sind von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen.

Im Fernsehen war ein brennendes Fahrzeug zu sehen. In der Nähe standen Gruppen von Menschen. Der Tatort befindet sich in der Nähe des städtischen Stadions in einer belebten Straße.

Dschableh war schon öfter Schauplatz von Angriffen

Bei einer blutigen Anschlagsserie im vergangenen Mai, zu der sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte, waren in den Küstenstädten Tartus und Dschableh mehr als 170 Menschen getötet worden. Die Angriffe galten Mitgliedern der Minderheit der Alawiten, der auch Staatschef Baschar al-Assad angehört.

Russland und die Türkei hatten die Waffenruhe für Syrien ausgehandelt, die in der Nacht zum vergangenen Freitag in Kraft trat. Trotzdem gab es in einigen Landesteilen weitere Kämpfe, insbesondere in der strategisch wichtigen Region Wadi Barada nahe Damaskus.

Durch das von bewaffneten Assad-Gegnern kontrollierte Barada-Tal (Wadi Barada) fließt der Barada-Fluss in die syrische Hauptstadt, er ist eine der wichtigsten Quellen für die Wasserversorgung. Die Regierung wirft den Rebellen vor, der Hauptstadt das Wasser abzudrehen.

Vier Millionen haben seit Wochen kein fließendes Wasser mehr

Nach UN-Angaben haben vier Millionen Bewohner der Hauptstadt seit dem 22. Dezember kein fließendes Wasser mehr. Der Preis für Trinkwasser in Flaschen hat sich mittlerweile verdoppelt. Strom gibt es in Damaskus infolge des Mangels an Treibstoff für die Kraftwerke nur zwölf Stunden am Tag.

Wie die Beobachtungsstelle erklärte, versuchten Regierungstruppen mit Unterstützung libanesischer Hisbollah-Kämpfer Teile der Region Wadi Barada zurückzuerobern. Am Mittwochabend hätten syrische Streitkräfte "dutzende Luftangriffe" auf Wadi Barada geflogen, begleitet von Artillerie- und Raketenangriffen. Dabei sei ein Feuerwehrmann getötet worden.

Unter den islamistischen Kämpfern in Wadi Barada sind nach Angaben der Führung in Damaskus und der Beobachtungsstelle auch solche der Fateh al-Scham. Dschihadistische Gruppen wie der Islamische Staat (IS) oder die Fateh-al-Scham-Front, die früher Al-Nusra-Front hieß und Ableger des Al-Kaida-Netzwerks war, sind von der Waffenruhe ausgeschlossen.

Laut der Beobachtungsstelle bombardierte die syrische Luftwaffe am Mittwochabend auch mehrere Teile der von Rebellen gehaltenen Region Ost-Ghuta, während sich regierungstreue Truppen Kämpfe mit Islamisten lieferten. Ebenfalls bombardiert wurde demnach der von Aufständischen kontrollierte Distrikt Raschidin am westlichen Stadtrand von Aleppo. Dabei seien ein Rebellenkämpfer getötet und acht weitere verletzt worden.

Für Ende Januar sind gemäß der russisch-türkischen Initiative Friedensgespräche in der kasachischen Hauptstadt Astana vorgesehen. Die Türkei sieht die Gespräche durch die Kämpfe in Syrien inzwischen gefährdet. Die in der Syrischen Nationalen Koalition (SNC) zusammengeschlossene Exilopposition mit Sitz in Istanbul rief den UN-Sicherheitsrat, die Verletzung der Waffenruhe durch Damaskus "sofort" zu beenden.

(felt/AFP)
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