Verbündete Assads verurteilen Israel scharf Syrien droht Israel nach Luftangriff mit Vergeltung

Beirut · Syrien hat Israel nach einem Luftangriff auf sein Staatsgebiet mit Vergeltung gedroht. In einem Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon betonte die Regierung das Recht des Landes "sich, sein Territorium und seine Souveränität zu verteidigen".

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Israel und dessen Verbündete im UN-Sicherheitsrat seien für die "Folgen dieser Aggression" verantwortlich, hieß es in dem Brief des syrischen Außenministeriums. Auch die Verbündeten des Regimes von Präsident Baschar al Assad kritisierten den Angriff scharf: Der Iran kündigte an, die Militäraktion werde für Israel Konsequenzen haben. In der Region wuchs die Sorge, dass der Konflikt im Bürgerkriegsland zum Flächenbrand werden könnte. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) rief zur Deeskalation auf.

Damaskus habe die Möglichkeit und die Mittel, um zurückzuschlagen, sagte Syriens Botschafter im Libanon, Ali Abdul-Karim Ali, am Donnerstag. Die zuständigen Behörden müssten allerdings einen solchen Vergeltungsschlag vorbereiten und den Zeitpunkt dafür bestimmen. Das syrische Außenministerium bestellte den Leiter der UN-Beobachtermission auf den Golanhöhen ein, um Beschwerde gegen den israelischen Angriff einzulegen.

Die radikalislamische Hisbollah-Miliz selbst nannte den Militärschlag in einer Stellungnahme am Donnerstag eine "barbarische Aggression" und erklärte sich solidarisch mit "der syrischen Führung, den Streitkräften und dem Volk". Die Möglichkeit eines Angriffes auf Israel erwähnte die Hisbollah in ihrer Erklärung nicht. Erst diese Woche hatte Israel einen Teil seines Raketenabwehrsystems nach Haifa verlegt, jene Stadt, die 2006 durch Angriffe der Hisbollah schwer getroffen worden war.

Verurteilung des Iran

Scharfe Kritik an dem israelischen Luftangriff kam auch aus dem Iran und Russland, den wichtigsten verbliebenen Verbündeten Assads.
Der Angriff sei eine klare Verletzung der Souveränität Syriens, sagte der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi. Sein Stellvertreter Hussein Amir Abdollahian betonte, Israels Angriff auf Syrien werde "erhebliche Folgen" für Israel haben.

Auch das russische Außenministerium erklärte, es habe sich offenbar um einen unprovozierten Angriff auf eine souveräne Nation gehandelt. Sollten israelische Kampfflugzeuge tatsächlich Ziele in Syrien angegriffen haben, stelle dies einen groben Verstoß gegen die UN-Charta dar, zitierte die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti aus einer Stellungnahme. Die Regierung wolle den Fall eingehend prüfen.

Außenminister Westerwelle mahnte zur Ruhe. "Jeder muss jetzt seine Verantwortung kennen, jetzt ist die Stunde der Deeskalation", sagte er am Donnerstag in Brüssel. "Wir müssen eine Eskalation der Gewalt in einer so schwierigen und auch besorgniserregenden Lage unbedingt vermeiden."

Angriffsziel unklar

Unterdessen geht das Rätselraten um die Hintergründe und das Ziel des Luftangriffs vom Mittwoch weiter. Aus US-Regierungskreisen verlautete, israelische Kampfjets hätten einen Lastwagenkonvoi nahe der libanesischen Grenze bombardiert, der Waffen für die Hisbollah in den Libanon bringen sollte. Dabei soll es sich um Luftabwehrraketen gehandelt haben, mit denen die Hisbollah israelische Hubschrauber und Jets hätte abschießen können, berichteten Sicherheitskräfte aus der Region. Damaskus bestritt dies: Der Angriff habe einem Militärforschungszentrum nahe Damaskus gegolten, heiß es in einem Bericht des syrischen Staatsfernsehens.

Ein Mitglied des israelischen Verteidigungsausschusses, Tsachi Hanegbi, bestätigte den Angriff nicht, ließ aber in einer Mitteilung durchblicken, dass Israel in der Zukunft ähnliche Militärschläge durchführen könnte. Zielgenaue Schläge seien nicht genug, um sich der Bedrohung durch syrische Waffenlieferungen an die Hisbollah entgegenzustellen, sagte Henegbi weiter. Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf offizielle Stellen, dass Israel die USA über den Angriff informiert habe.

(APD/felt/pst)
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