Regime gibt Ban Mitverantwortung für Anschläge Syrien greift UN-Generalsekretär verbal an

Beirut · Mit einseitiger Kritik hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon den gewaltsamen Konflikt in Syrien nach Auffassung der Regierung noch zusätzlich verschärft. Ban konzentriere seine Kritik auf die Regierung und fördere damit die Angriffe der Aufständischen, hieß es am Tag nach einem Anschlag mit elf Toten in Damaskus im Leitartikel der Zeitung "Tischrin".

April 2012: Bilder aus Homs
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Die amtliche Nachrichtenagentur Sana berichtete von einem vereitelten Infiltrationsversuch "bewaffneter Gruppen" an der Mittelmeerküste. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen habe nie über die Gewalt der Gegenseite gesprochen, sondern lediglich empörende Attacken gegen die syrische Regierung geführt, hieß es in dem Regierungsblatt "Tischrin" weiter.

Die anhaltende Ignoranz gegenüber der Gewalt seitens der Rebellen und die damit verbundene Verdeckung von Verbrechen durch die internationale Gemeinschaft werde als direkte Beteiligung an der Ermöglichung des Terrorismus verstanden, dem Syrien ausgesetzt sei.

Nach wiederholten Berichten über Infiltrationsversuche von Rebellen über die türkische und die libanesische Grenze soll unterdessen erstmals ein derartiges Manöver an der Küste verhindert worden sein. Einheiten der syrischen Marine hätten auf dem Mittelmeer am frühen Morgen "bewaffnete Gruppen" in die Flucht geschlagen, die mit Booten ins Land einzudringen versucht hätten, meldete die Sana am Samstag. Ein syrischer Soldat sei dabei ums Leben gekommen, mehrere weitere seien verletzt worden.

Ban sprach von "untragbarem Niveau" der Gewalt

Im Libanon wurden unterdessen Waffen beschlagnahmt, die an Bord eines vor der Küste abgefangenen Frachtschiffs gefunden worden waren. Die elf Besatzungsmitglieder würden verhört, sagte der libanesische Militärstaatsanwalt Sakr Sakr. Das Schiff war den Angaben zufolge von Libyen über Ägypten auf dem Weg nach Syrien. Für wen die Waffen bestimmt waren, blieb zunächst unklar.

Ban hatte am Freitag erklärt, das Vorgehen des syrischen Präsidenten Baschar Assad gegen die Protestbewegung habe ein "untragbares Niveau" erreicht. Bei dem Selbstmordanschlag und drei weiteren Explosionen in Damaskus waren am Freitag mindestens elf Menschen ums Leben gekommen.

Im Bemühen um eine Beilegung des gewaltsamen Konflikts in Syrien hatte der UN-Sicherheitsrat am vergangenen Samstag grünes Licht zur Entsendung von bis 300 unbewaffneten Beobachtern in das Land gegeben. Am Freitag wurde der norwegische Generalmajor Robert Mood von Ban an die Spitze der Beobachtermission berufen. Mood werde neben seiner Funktion als Berater des Sondergesandten Kofi Annan auch als Chef-Militärbeobachter in Syrien fungieren, teilte UN-Sprecher Eduardo del Buey am Abend in New York mit.

(APD)
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