Syrien Hunderte Deutsche sollen auf geheimer Fahndungsliste stehen

Hamburg · Einem Medienbericht zufolge sollen mehrere hundert Deutsche, darunter Politiker, Wissenschaftler und Journalisten, in einer geheimen Fahndungsdatei der syrischen Regierung erfasst worden sein.

In der Datenbank, die der NDR gemeinsam mit der syrischen Oppositionsplattform Zaman al-Wasl ausgewertet hat, sind mehr als 500 Deutsche aufgelistet. Das berichtete der NDR am Mittwoch. Die Behörden haben für sie demnach einen Beobachtungsvermerk angelegt, eine Einreisesperre oder gar Haftbefehle erlassen.

Hauptsächlich Journalisten im Fokus

Der überwiegende Teil der Einträge stammt dem Bericht zufolge von den diversen Geheimdiensten des Landes. Besonderes Augenmerk legen die syrischen Geheimdienste demnach auf Journalisten: Neben deutschen Journalisten wie Wolfgang Bauer von der Wochenzeitung "Die Zeit", dem Chefredakteur der Zeitschrift "Zenith", Daniel Gerlach, und dem Filmemacher Marcel Mettelsiefen steht dem Bericht zufolge aber auch der Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, Volker Perthes, auf der Liste.

Gegen den Schweizer Videojournalisten Kurt Pelda, der auch mehrfach für die ARD aus Syrien berichtete, wurden dem Bericht zufolge im Jahr 2013 gleich zwei Haftbefehle erlassen. Ausgestellt wurden sie demnach vom syrischen Militärgeheimdienst, der für unzählige Menschenrechtsverbrechen verantwortlich gemacht wird und eigene Gefängnisse im Land unterhält.

"Das zeigt das Gesicht oder besser gesagt die Fratze dieses Regimes", sagte Pelda dem NDR in einer ersten Reaktion auf die Fahndungsdatei. "Das ist ein brutales, totalitäres Regime. Das zeigen diese Papiere ganz eindeutig. So viele Journalisten, die ja niemandem weh tun. Das sind ja keine Verbrecher. Die findet man auf dieser Liste und die sollen festgenommen werden oder dürfen nicht mehr ins Land".

Insgesamt umfasst die Datenbank dem Bericht zufolge rund 1,6 Millionen Einträge mit Menschen aus 152 Nationen. Dem Investigativ-Ressort des NDR liegen nach eigenen Angaben die Listen der deutschen, britischen und französischen Staatsangehörigen vor. Die syrische Regierung äußerte sich nicht zu der Datenbank. Sie ließ eine Bitte des NDR um eine Stellungnahme unbeantwortet.

(felt/AFP)
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