Kämpfe in Syrien IS offenbar wieder in Palmyra einmarschiert

Beirut · Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) sind am Samstag wieder in die antike syrische Stadt Palmyra einmarschiert. Sie haben den Nordwesten der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht, während sie sich im Zentrum Kämpfe mit der syrischen Armee lieferten.

Syrien: Ruinenstadt Palmyra nach der Zurückeroberung
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Syriens Ruinenstadt Palmyra nach der Zurückeroberung

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Foto: dpa, fdt

Das berichtete der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman. Die den Rebellen nahestehende Organisation mit Sitz in Großbritannien beruft sich auf Informanten vor Ort, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen.

Der IS hatte vor wenigen Tagen eine neue Offensive nahe der zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden antiken Oasenstadt gestartet, aus der er vor acht Monaten vertrieben worden war.

Laut der Beobachtungsstelle marschierten die türkische Armee und ihre syrischen Verbündeten unterdessen in der nordsyrischen IS-Hochburg Al-Bab ein. Angesichts des erbitterten Widerstands der Dschihadisten dort entsandte die Türkei Medienberichten zufolge zuvor 300 weitere Elitesoldaten in das Nachbarland. Die türkische Armee will mit der Intervention in Nordsyrien alle bewaffneten Gruppen, insbesondere kurdische, aus der Grenzregion zurückdrängen.

Das US-Verteidigungsministerium meldete unterdessen den Tod eines führenden IS-Vertreters. Der 33-jährige Franko-Tunesier Boubaker El Hakim sei am 26. November bei einem Luftangriff der US-geführten Koalition auf die IS-Hochburg Raka im Norden Syriens getötet worden, teilte ein Pentagonsprecher am Samstag mit. Er sei ein "langjähriger Terrorist mit Verbindungen zu anderen französischen und tunesischen Dschihadisten", erklärte der Sprecher.

Unterdessen werfen Aktivisten und Einwohner der Rebellengebiete Aleppos syrischen Regierungskräften den Einsatz von Chlorgas vor. Ein Augenzeuge berichtete der Deutschen Presse-Agentur am Samstag von einem Angriff am Vorabend in dem Viertel Al-Kallasah. "Das Gas hat sich schnell ausgebreitet", sagte der Mann mit dem Namen Mohammed.
"Wir konnten nichts mehr sehen und hatten Tränen in den Augen." Das Gas sei intensiver gewesen als bei früheren Angriffen.

Auch Aktivisten erklärten, sie hätten in dem Viertel Chlorgas gerochen. Bilder und Filme im Internet zeigten, wie Menschen mit Atemproblemen behandelt wurden und Sauerstoffmasken brauchten. Der oppositionelle TV-Sender Halab Today meldete, Hubschrauber hätten Bomben mit Chlorgas abgeworfen.

Eine unabhängige Bestätigung für die Vorwürfe gab es nicht. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, es habe Erstickungsanfälle in Aleppos Rebellengebieten gegeben. Es sei aber unklar, ob es sich um Chlorgas gehandelt habe.

Einem Ende August veröffentlichten UN-Expertenbericht zufolge hatte Syriens Regierung im April 2014 und im März 2015 in der Provinz Idlib im Nordwesten des Landes Chlorgas eingesetzt. Bereits im August 2013 waren bei einem Giftgasangriff im Umland von Damaskus rund 1400 Menschen getötet worden. Das Regime stimmte danach zu, seine Chemiewaffen abzugeben. Chlorgas fällt jedoch nicht unter die verbotenen Chemiewaffen, da es für zivile Zwecke benutzt werden darf.

(felt/dpa/AFP)
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