Syrien Offenbar Giftgas-Angriff mit vielen Toten

Beirut · In Syrien sind bei einem mutmaßlichen Luftschlag offenbar mindestens 58 Menschen getötet worden. Auch Kinder sollen unter den Opfern sein. Die Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zitiert Ärzte, die von einem Giftgas-Angriff sprechen.

Ein Mitarbeiter des Zivilschutzes atmet nach dem angeblichen Gasangriff Sauerstoff durch eine Maske.

Ein Mitarbeiter des Zivilschutzes atmet nach dem angeblichen Gasangriff Sauerstoff durch eine Maske.

Foto: rtr, CK/KAT

Laut der Beobachtungsstelle mit Sitz in London wurde das Gas am Dienstagmorgen auf die Stadt Chan Scheichun in der nordwestlichen Provinz Idlib freigesetzt. Dabei seien elf Kinder ums Leben gekommen und mehr als 60 Menschen verletzt.

Die Gruppe zitierte Ärzte, die von Anzeichen eines Gasangriffs sprachen. Demnach mussten viele Menschen würgen oder fielen in Ohnmacht. Einige hätten Schaum vor dem Mund gehabt. Von der syrischen Armee war zunächst kein Kommentar zu erhalten. Die Regierung in Damaskus hat wiederholt Vorwürfe zurückgewiesen, sie setze solche Waffen ein.

Der oppositionsnahe Fernsehsender "Orient News" berichtete, bei den Luftangriffen seien 50 Menschen getötet und mehr als 150 verletzt worden.

Den Beobachtern zufolge bombardierten syrische oder russische Flugzeuge am Morgen die Stadt Chan Scheichun. Idlib gehört zu den Hochburgen der Rebellen im syrischen Bürgerkrieg. Regierungstruppen fliegen dort mit der Unterstützung Russlands Luftangriffe auf Stellungen der Aufständischen.

Nach dem Giftgasangriff auf Chan Scheichun haben Kampfjets den Ort Aktivisten zufolge erneut bombardiert. Angegriffen worden sei das Gebiet um einen medizinischen Versorgungspunkt, meldete am Dienstag die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Andere Aktivisten erklärten, das Krankenhaus der Stadt sei getroffen worden und außer Betrieb. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Aktivisten machten Syriens Luftwaffe für den Giftgas-Angriff verantwortlich. Diese wies den Vorwurf zurück. Ein syrischer General, der ungenannt bleiben wollte, erklärte, die syrische Armee habe in Chan Scheichun kein Giftgas eingesetzt. Entsprechende Berichte seien falsch.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sieht "die vorrangige Verantwortung" für den mutmaßlichen Giftgasangriff bei der Regierung von Machthaber Baschar al-Assad.

Der UN-Sicherheitsrat will am Mittwoch (16 Uhr MESZ) über den Giftgasangriff in Syrien mit Dutzenden Toten beraten. Die UN-Botschafterin der USA, Nikki Haley, kündigte die Dringlichkeitssitzung auf Antrag Frankreichs und Großbritanniens am Dienstag in New York an. Für Mittwoch war ohnehin eine Sitzung zu Syrien geplant, die nun etwas vorgezogen wurde.

Im Syrien-Konflikt haben sowohl die Regierung als auch die Dschihadistenmiliz Islamsicher Staat (IS) bereits Giftgas eingesetzt, wie eine Untersuchungskommission der UNO in einem Bericht festhielt.

Neue Sanktionen gegen Damaskus wegen des Einsatzes von Giftgas scheiterten Ende Februar im UN-Sicherheitsrat am Veto Russlands und Chinas.

Die Beobachtungsstelle, die den bewaffneten Rebellen nahesteht, stützt sich auf ein dichtes Netzwerk von Informanten in Syrien. Von unabhängiger Seite sind ihre Angaben nur schwer zu überprüfen.

(AFP/Reuters/csr)
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