Syrien Unbekannte schießen russischen Militärhubschrauber ab

Moskau · Das russische Militär hat eine Maschine in Syrien verloren: Ein russischer Militärhubschrauber mit fünf Menschen an Bord ist Syrien abgeschossen worden.

 Das russische Militär hat einen MI-8 durch Abschuss verloren.

Das russische Militär hat einen MI-8 durch Abschuss verloren.

Foto: AFP-FILES, AFP

Bei den heftigen Kämpfen um die syrische Stadt Aleppo sind fünf russische Insassen eines Militärhubschraubers getötet worden. Ihr Transporthubschrauber vom Typ Mi-8 wurde am Montag abgeschossen, wie der Kreml in Moskau mitteilte. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums waren die drei Besatzungsmitglieder und zwei weitere Insassen auf dem Rückflug von einem humanitären Einsatz. Unterdessen versuchten islamistische und dschihadistische Rebellengruppen den Belagerungsring um Aleppo zu durchbrechen.

Der Hubschrauber sei in der Region Idlib vom Boden aus abgeschossen worden, als er zum Stützpunkt Hmeimim zurückflog, teilte das Ministerium mit. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, die Besatzung habe noch "heldenhaft" versucht, durch ein Flugmanöver Opfer am Boden möglichst zu vermeiden. Bei den beiden Nicht-Besatzungsmitgliedern handelte es sich den Angaben zufolge um Vertreter des russischen Zentrums für die Versöhnung der Konfliktparteien in Syrien. Wer für den Abschuss verantwortlich war, blieb zunächst unklar.

Im Internet tauchten kurz nach dem Vorfall Fotos von Kämpfern auf, die russische Ausweispapiere zeigten, sowie von einer blutüberströmten männlichen Leiche in einer Wüstengegend, umringt von einem halben Dutzend Menschen. Die Echtheit der Fotos war nicht überprüfbar. Es ist der tödlichste Angriff auf russische Truppen in Syrien seit Beginn des russischen Einsatzes an der Seite der Regierung von Machthaber Baschar al-Assad Ende September 2015. Insgesamt starben damit nach offiziellen Angaben bereits 18 russische Soldaten in Syrien.

Mit einer neuen Offensive versuchten derweil dschihadistische und islamistische Rebellengruppen, den Belagerungsring regierungstreuer Verbände um Aleppo zu durchbrechen. Die islamistischen Gruppen zündeten am Sonntag Autobomben und feuerten Raketen ab, während ihre Kämpfer vorrückten, um eine neue Versorgungsroute in die von Rebellen gehaltenen Stadtteile zu öffnen.

Auch am Montag setzten die dschihadistische Fateh al-Scham-Front, die sich früher Al-Nusra-Front nannte, und mit ihr verbündete Gruppen wie die Islamistengruppe Ahrar al-Scham ihre Attacken auf Stellungen der Regierungstruppen und ihrer Alliierten aus dem Iran und der libanesischen Hisbollah fort. Laut der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte drangen die Aufständischen über Nacht nach Süden und Südwesten vor. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netzwerk von Informanten, ihre Angaben sind kaum überprüfbar.

Fateh al-Scham habe am Sonntag zwei Angriffe mit Autobomben gegen Stellungen der Regierungstruppen und ihrer Verbündeten in dem Vorort Raschidin im Südwesten geführt, erklärte die Beobachtungsstelle. Beide Parteien lieferten sich demnach heftige Kämpfe. Durch Rebellenangriffe auf das von Regierungstruppen kontrollierte Viertel Hamdanije seien elf Zivilisten getötet worden, darunter drei Kinder. Weitere Angriffe seien im Süden Aleppos geführt worden mit dem Ziel, in Richtung des von der Armee kontrollierten Vororts Ramussa vorzustoßen. Dort verläuft die wichtigste Versorgungsroute für die westlichen von den Regierungstruppen gehaltenen Stadtteile.

Der Direktor der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, fürchtet einen "langen und schwierigen Kampf" in Aleppo. Gegenüber AFP wies er darauf hin, dass die syrischen Regierungseinheiten "von einer großen Zahl iranischer und Hisbollah-Kämpfer" unterstützt würden; hinzu kämen russische Kampfflugzeuge.

In Aleppo selbst setzte die syrische Luftwaffe trotz der Ankündigung aus Damaskus und Moskau, es seien mehrere Hilfskorridore geöffnet worden, ihre Angriffe auf Rebellenviertel im Osten der Stadt fort. Syrische Regierungstruppen hatten den Belagerungsring um die östlichen Rebellenviertel Mitte Juli vollständig geschlossen. Schätzungsweise 250.000 Menschen sitzen derzeit im Ostteil Aleppos fest. Die internationale Gemeinschaft forderte die Regierungstruppen auf, die Belagerung der Rebellenviertel zu beenden. Hilfsorganisationen warnen seit Tagen vor einer humanitären Katastrophe.

(heif/felt/dpa/AFP)
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