Scheich von Katar besucht Deutschland Tamim bin Hamad al-Thani — Emir zwischen Sport und Terror

Doha · Es ist ein heikler Besuch in Zeiten des Terrors: Die Bundesregierung empfängt am heutigen Donnerstag in Berlin den Emir von Katar. Die umtriebige Außenpolitik des 34-Jährigen wird in Deutschland und in vielen anderen Staaten kritisch gesehen. Denn der Herrscher und sein konservatives Königreich scheuen auch nicht den Kontakt zu Islamisten und Extremisten.

Katar: Angela Merkel und Joachim Gauck empfangen den Emir
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Der Emir von Katar besucht Gauck und Merkel

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Er gilt als einer der einflussreichsten Herrscher im Nahen Osten: Tamim bin Hamad al-Thani, der Emir von Katar. Am Mittag wurde er von Bundespräsident Joachim Gauck in Schloss Bellevue empfangen, wo er sich in das Gästebuch eintrug. Danach wird der Staatschef Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) treffen. Schließlich ist Katar nach eigenen Angaben mit 18 Milliarden US-Dollar der größte arabische Investor in Deutschland. Der Golfstaat ist unter anderem an Volkswagen, Deutsche Bank, Siemens und Hochtief sowie an Immobilienprojekten beteiligt. Doch der Besuch ist umstritten.

Denn in Bezug auf die Außenpolitik des konservativen Königreiches ist der Scheich ganz in die Fußstapfen seines Vaters Hamad bin Chalifa al-Thani getreten, von dem er im vergangenen Jahr die Macht übernahm. Die mächtige Öl- und Gasnation hat sich zunehmend als Vermittler in regionalen Konflikten etabliert, scheut dabei aber auch nicht den Kontakt zu Extremisten und Islamisten.

Unterstützer der Muslimbrüder und der Hamas

Die Akteure und Vermittler im Nahost-Konflikt
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Foto: afp, AM/jh

Al-Thani selbst steht den Muslimbrüdern nahe, und schon seit Vater unterstützte die Muslimbruderschaft, als sie in Ägypten an die Macht kam. Katar gilt zudem als engster Verbündeter der radikal-islamischen Hamas, soll Kontakte zu al Qaida haben, die radikalen syrischen Rebellen unterstützen und muss sich auch des Vorwurfs erwehren, den "Islamischen Staat" (IS), dessen Terror in Syrien und im Irak zunehmend erstarkt, zu unterstützen.

Zwar hat sich das Emirat zuletzt demonstrativ von den Islamisten abgewendet — man sei "angewidert von ihren Ansichten, ihren gewalttätigen Methoden und ihren Amibitionen, ließ der Außenminister mitteilen — doch die Skepsis ist in vielen Ländern groß, auch in Deutschland. Und so fordern mehrere Politiker von SPD, Linken und Grünen von der Bundeskanzlerin, auch solche kritische Themen beim Besuch des Scheichs anzusprechen.

Doch die von vielen erhoffte Kurskorrektur sei dem Emir bislang kaum gelungen, sagt der Nahost-Experte Michael Stephens von der Denkfabrik Royal United Services Institute Qatar der Deutschen Welle. "Katar hat sich international so stark eingemischt, dass es für Tamim sehr schwer ist, sich davon zu lösen und aus dem Schatten seines Vaters herauszutreten."

Militärakademie in Großbritannien besucht

Zehn Jahre wurde der heute 34-Jährige auf seine Rolle als Staatschef von Katar vorbereitet, schreibt die Deutsche Welle weiter. Seine Ausbildung genoss er in Großbritannien. Wie die britische BBC berichtet, ging der 1980 in Doha als viertes Kind der Familie geborene al-Thani im britischen Dorset zur Schule. Danach besuchte er wie sein Vater die Militärakademie in Sandhurst. Als er die Ausbildung 1998 abschloss, begann er seine Laufbahn in der Armee von Katar. er wurde Leutnant, dann Vize-Kommandeur der Streitkräfte.

Doch der Vater von sechs Kindern — er ist mit zwei Frauen verheiratet — hat noch eine andere Leidenschaft: den Sport. er war nicht nur Vorsitzender des Organisationsteams der Asienspiele in Doha, sondern spielte auch eine Rolle, als sich Katar den Zuschlag für die Fußballweltmeisterschaft sicherte. Ebenso bei der Bewerbung um die Olympischen Spiele 2020, allerdings schaffte es das Emirat mit seiner Bewerbung nicht in die Endauswahl.

Welchen Sport er selbst favorisiert, das sei, so schreibt die BBC, unklar. Aber er sei dabei gefilmt worden, wie er Badminton gespielt habe und sei ebenso beim Bowling mit einem ägyptischen Militär gesehen worden. Doch auch in Bezug auf den Sport ist in Katar nicht alles Gold, was glänzt. Denn von den Baustellen für die WM berichten Aktivisten und Reporter immer wieder über sklavenähnliche Zustände.

mit Agenturmaterial

(das)
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