Terrormiliz IS verlängert Ultimatum für Jordanien

Beirut · Die Terrormiliz versucht offenbar erstmals, einen Gefangenenaustausch zu erzwingen. Das Ultimatum, das sie Jordanien gestellt haben, verlängern sie. Die entsprechende Mitteilung musste die zweite japanische Geisel verlesen.

So entstand der Name der Terrormiliz Islamischer Staat (IS)
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Foto: ap

Die Terrormiliz Islamischer Staat hat eine angeblich von der japanischen Geisel Kenji Goto stammende Nachricht veröffentlicht und das Ultimatum für einen Gefangenenaustausch mit Jordanien verlängert. Die Stimme in der englischsprachigen Audioaufnahme sagt, Jordanien müsse die irakische Gefangene Saidscha al-Rischawi am Donnerstag bei Sonnenuntergang an der türkischen Grenze präsentieren. Ansonsten werde der jordanische Pilot Mu'ath al-Kasseasbeh getötet.

Die jordanische Führung hatte in einen Austausch von Al-Rischawi und Al-Kasseasbeh am Mittwoch eingewilligt. Die Irakerin soll enge Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida haben. Jordanien bezichtigt sie der Beteiligung an den tödlichen Anschlägen auf Hotels in der Hauptstadt Amman. Dabei starben 60 Menschen, Al-Rischawi wurde zum Tode verurteilt.

Da japanische Journalist Kenji Goto befindet sich noch in der Gewalt des IS.

Da japanische Journalist Kenji Goto befindet sich noch in der Gewalt des IS.

Foto: ap

Die Aufnahme, die in der Nacht zum Donnerstag über IS-nahe Twitter-Konten verbreitet wurde, erschien hastiger als zwei vorherige, die angeblich ebenfalls von Goto stammten. Im Gegensatz zu den zuvor veröffentlichten Aufnahmen war diesmal kein Foto des Japaners zu sehen, sondern ein Bild mit arabischem Text, der eine exakte Übersetzung der Erklärung darstellte. Ob die Nachricht echt ist, konnte zunächst nicht einwandfrei verifiziert werden.

Japans Regierungschef Shinzo Abe sagte am Donnerstag, seine Regierung analysiere die jüngste Audiodatei. Einen Kommentar zu dem Inhalt gab er nicht ab, verurteilte aber das Vorgehen des IS erneut vehement.
"Der abscheuliche terroristische Akt ist absolut unverzeihlich", sagte er vor dem Parlament in Tokio.

Das sind die Verbündeten im Kampf gegen IS
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Im Anschluss versammelten sich einige Dutzend Japaner vor dem Amtssitz von Abe, um auf Bannern ihre Hoffnung auf Gotos Freilassung zum Ausdruck zu bringen. Unter ihnen waren auch Freunde der Geisel. Ein weiterer japanischer Gefangener, Haruna Yukawa, wurde angeblich bereits von den Milizen getötet. Bemühungen um die Freilassung der Jordaniers Al-Kasseasbeh und des Japaners Goto hatten zudem an Dringlichkeit gewonnen, als der IS am späten Dienstagabend angekündigt hatte, beide Geiseln innerhalb von 24 Stunden zu töten, sollte Al-Rischawi nicht freigelassen werden.

Jordanien beteiligt sich an den von den USA geführten Luftangriffen gegen den IS, der große Teile Syriens und des Irak kontrolliert. Al-Kasseasbeh wurde im vergangenen Dezember nahe der syrischen Stadt Rakka abgeschossen und gilt als erster ausländischer Pilot, der der Terrormiliz in die Hände gefallen ist.

Isis/IS - Islamischer Staat im Irak und Syrien
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Foto: dpa, sdt moa

Es ist das erste Mal, dass die Terrorgruppe öffentlich eine Freilassung von Gefangenen im Austausch für Geiseln fordert. Bislang hatten sie sie nur nach der mutmaßlichen Zahlung von Lösegeld in die Freiheit entlassen, wobei jedoch die beteiligten Regierungen stets dementierten, dass Zahlungen an die Terroristen geflossen seien.

(ap)
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