Muslimische Theologin Westen hat Islamischen Staat unterschätzt

Paderborn · Nach Einschätzung der muslimischen Theologin Hamideh Mohagheghi hat der Westen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu lange unterschätzt. So werde häufig nur über "fanatisch-religiöse Menschen gesprochen, die eine extreme Ideologie des Islam nachleben und verbreiten wollen", sagte die Paderborner Wissenschaftlerin. Dabei werfe das Erstarken der Extremisten auch Fragen an westliche Gesellschaften auf.

Chronologie des Aufstiegs des IS im Irak
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Foto: afp, FC

Als Hauptgründe, warum junge Menschen sich vom IS anwerben ließen, nannte Mohagheghi "sozio-politische Ungerechtigkeiten". Jugendliche fühlten sich oftmals orientierungslos und hätten den Eindruck, im Leben zählten nur Profit und Leistung.

Das gelte auch für junge Frauen, die sich laut der Forscherin auch als Hausfrau und Mutter mehr Anerkennung wünschten. "Momentan wird zwar überlegt, wie viele Kitas und Erzieherinnen wir brauchen, aber nicht, was für Frauen getan werden kann, die ihre Kinder selbst erziehen möchten", kritisierte sie. Dies nutze der IS gezielt für Propaganda.

Laut Behördenangaben sollen unter den etwa 700 deutschen IS-Ausreisern rund 100 Frauen sein. Auch Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen warnte vor kurzem, die IS-Rekrutierungsmaßnahmen übten auf junge Frauen eine "verstärkte Anziehungskraft" aus.

Kommende Woche erscheint das IS-Manifest "Die Frau im Islamischen Staat" im Herder-Verlag erstmals in deutschsprachiger Übersetzung, kommentiert von Mohagheghi. Verfasst wurde das programmatische Schriftstück von der Khanssaa-Brigade, einer Art weiblichen Scharia-Polizei.

(KNA)
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