Massaker in Kirche Trump will nach Angriff in Texas Waffengesetze nicht verschärfen

Sutherland Springs · Der Todesschütze von Texas konnte ganz legal Waffen kaufen, obwohl er vorbestraft war. Präsident Trump erteilt einer Verschärfung des Waffenrechts dennnoch eine Absage - und liegt damit ganz auf der Linie der Waffenlobby.

 US-Präsident Donald Trump mit First Lady Melania bei der Ankunft auf dem Luftwaffenstützpunkt Osan in Südkorea. Trump ist derzeit auf Asien-Reise.

US-Präsident Donald Trump mit First Lady Melania bei der Ankunft auf dem Luftwaffenstützpunkt Osan in Südkorea. Trump ist derzeit auf Asien-Reise.

Foto: dpa, zeus wal wie

Bei der Aufklärung des Massakers mit 26 Toten in einer texanischen Kirche ist die US-Luftwaffe unter Druck geraten. Dabei geht es um die Frage, wie der Täter Waffen kaufen konnte, obwohl er eine Vorstrafe wegen häuslicher Gewalt hatte. Die Luftwaffe räumte ein, dass das Vorstrafenregister des Mannes nicht an eine Datenbank des FBI weitergegeben worden sei.

Darauf deuteten erste Daten hin, erklärte eine Sprecherin der Luftwaffe am Montagabend (Ortszeit). Das Militär leitete eine Untersuchung ein. Nach der Tat war in den USA die Debatte über schärfere Waffengesetze neu entflammt. Präsident Donald Trump erteilte dem Ansinnen aber am Dienstag eine klare Absage.

Der 26-jährige Devin Patrick Kelley hatte am Sonntag in einer Baptistenkirche in dem kleinen Ort Sutherland Springs in Texas 26 Menschen getötet. Bei der Tat trug er eine Totenkopfmaske und war ganz in schwarz gekleidet. Er hatte insgesamt 15 geladene Magazine bei sich. Die Opfer waren zwischen 18 Monaten und 77 Jahre alt. 20 weitere Menschen wurden verletzt. Der Schütze wurde später tot in seinem Wagen gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass er sich selbst erschoss.

Kelley diente für mehrere Jahre in der Luftwaffe. 2012 wurde er von einem Militärgericht wegen Angriffen auf seine damalige Frau und seinen Stiefsohn verurteilt. In dem Verfahren hatte er laut US-Medienberichten eingeräumt, seine Frau geschlagen, getreten und gewürgt zu haben. Er gab den Berichten zufolge auch zu, dem kleinen Jungen mehrfach gegen den Kopf geschlagen zu haben. Laut damaliger Staatsanwaltschaft der Luftwaffe erlitt das Kind dabei Hirnblutungen.

Kelley verbrachte ein Jahr in Haft und wurde 2014 aus der Luftwaffe entlassen. Wegen der Verurteilung hätte es ihm eigentlich nicht erlaubt sein dürfen, Waffen zu kaufen. Er erwarb aber ein halbautomatisches Gewehr und zwei Pistolen. Mit dem Gewehr verübte er die Tat. Nach Angaben der Sicherheitsbehörden gab er mit der halbautomatischen Waffe insgesamt 450 Schüsse ab.

Erste Erkenntnisse der Ermittler deuten darauf hin, dass das Motiv des Mannes in seinem persönlichen Umfeld liegen könnte. Nach Angaben der Sicherheitsbehörden war er wütend auf die Familie seiner Frau. Kelley hatte 2014 erneut geheiratet, lebte aber von der Frau getrennt. Wie Ermittler sagten, schickte er seiner Schwiegermutter Textnachrichten mit Drohungen. Die Frau hatte die Kirche in der Vergangenheit besucht. Am Sonntag war sie aber nicht im Gottesdienst.

 Der Schütze Devin Patrick Kelley.

Der Schütze Devin Patrick Kelley.

Foto: dpa, wie

Die Tat in der kleinen Gemeinde löste nur einen Monat nach dem Massaker in Las Vegas mit 58 Toten erneut eine Debatte über das Waffenrecht in den USA aus. Mehrere Demokraten forderten eine Verschärfung der Gesetze. Allerdings verebbte die Diskussion rasch wieder. Dass sich am Waffenrecht auf Bundesebene etwas ändert, ist angesichts der republikanischen Mehrheit im Kongress auch sehr unwahrscheinlich. Die Republikaner sind strikt dagegen.

Auch Präsident Trump machte am Dienstag erneut deutlich, dass er keine Veranlassung für Änderungen sieht. Trump sagte in Seoul, wäre der Schütze am Sonntag nicht von einem anderen Bewaffneten aufgehalten worden, wäre es noch viel schlimmer gekommen. Trump ist damit exakt auf der Argumentationslinie der mächtigen US-Waffenlobby.

Trump wurde während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Südkoreas Präsident Moon Jae In von einer US-Journalistin gefragt, ob sein Anspruch extremer Sicherheitsüberprüfungen für potenzielle Einwanderer nicht auch für Waffenkäufer in den USA gelten müsse. Trump reagierte genervt, sagte aber, er wolle die Frage beantworten, obwohl man gerade im Herzen Südkoreas sei. Schon am Vortag hatte er erklärt, dass es zu früh sei, um über eine Änderung zu sprechen. Seine Beraterin Kellyanne Conway warf den Demokraten zudem vor, die Opfer der Tat für politische Zwecke zu instrumentalisieren.

Trumps Haltung ist bemerkenswert, weil sie im völligen Gegensatz zu seiner Reaktion auf die Terrorattacke in New York in der vergangenen Woche steht. Danach forderte der Präsident Änderungen am Einwanderungssystem und eine Verschärfung der Sicherheitsüberprüfungen für Ausländer.

Das Massaker vom Sonntag löste auch weltweit großes Entsetzen aus. Zahlreiche Politiker, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, drückten ihr Mitgefühl aus. Am Dienstag beklagte Papst Franziskus die "sinnlose Gewalt". Der Pontifex sei zutiefst betrübt und übermittle den betroffenen Familien sein Mitgefühl, hieß es in einem Telegramm, das der Vatikan an den Erzbischof von San Antonio übermittelte.

(lsa/dpa)
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