Journalist in türkischer Haft Gottschalk überbringt neue Grußbotschaft von Deniz Yücel

Köln · Während am Donnerstag ein weiterer deutscher Staatsbürger in der Türkei vehaftet worden sein soll, hat Moderator Thomas Gottschalk in Köln eine neue Grußbotschaft des in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel überbracht.

Thomas Gottschalk sitzt vor Beginn der Solidaritätsveranstaltung für den in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel an einem Lesetisch.

Thomas Gottschalk sitzt vor Beginn der Solidaritätsveranstaltung für den in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel an einem Lesetisch.

Foto: dpa, hka fdt

Am Donnerstagabend las der Showmaster bei einer Solidaritätslesung für Yücel eine Nachricht vor, die der Journalist im Gefängnis über seine Anwälte abgesetzt hatte. "Dank Ihnen weiß ich, dass ich in diesem Loch nicht vergessen werde", teilte Yücel seinen Unterstützern darin mit.

Er lese in der Haft unter anderem Bücher. Aus einer Ausgabe von Tolstois "Krieg und Frieden", die ihm seine Schwester geschickt habe, seien allerdings Grüße seiner Nichten herausgerissen worden. "Dieser Staat sperrt mich aufgrund meiner deutschsprachigen Artikel ein, hält mir aber zwei auf Deutsch verfasste Zeilen meiner Nichten vor. Das ist schon ein lustiges Land."

Der "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel war im Februar in der Türkei festgenommen worden und sitzt seither ohne Anklage in Haft.

Behörden verhaften Amnesty-Chefin

Zudem hat die türkische Polizei die Amnesty-Direktorin in Istanbul und weitere Menschenrechtsaktivisten festgenommen. Unter den zehn am Mittwoch Festgenommenen seien die Direktorin der türkischen Sektion von Amnesty International, Idil Eser, sowie ein deutscher Staatsbürger, teilte die Organisation am Donnerstag in Berlin mit und verlangte die unverzügliche Freilassung. Die Grünen forderten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, den Fall gegenüber dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan anzusprechen.

Nach Angaben von Amnesty nahm die Polizei insgesamt zehn Aktivisten bei einer Schulung in einem Hotel auf einer Insel im Marmara-Meer vor Istanbul fest. Darunter seien neben Eser sieben weitere Vertreter von Menschenrechtsgruppen sowie zwei Ausbilder. Einer der Trainer ist laut Amnesty deutscher Staatsbürger, der andere Schwede.

Am Abend teilte Amnesty mit, gegen Eser werde der Vorwurf der Mitgliedschaft in einer "bewaffneten terroristischen Vereinigung" erhoben. Dies sei "absurd" und entbehre jeder Grundlage. Gegen Eser liege zudem ein Haftbefehl vor, auf dessen Grundlage die Amnesty-Direktorin voraussichtlich mindestens sieben Tage in Gewahrsam bleiben werde. Inzwischen könnten die Festgenommenen "offenbar nach und nach" Kontakt zu ihren Anwälten aufnehmen, hieß es weiter.

Am 9. Juni war bereits der Amnesty-Vorsitzende in der Türkei in Untersuchungshaft genommen worden. Dem Anwalt Taner Kilic wird vorgeworfen, der verbotenen Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen anzugehören, die in der Türkei für den gescheiterten Militärputsch im Juli 2016 verantwortlich gemacht wird. Kilic weist die Vorwürfe entschieden zurück.

Laut Amnesty wurden die Menschenrechtler am Mittwoch während einer Schulung zu digitaler Sicherheit und Informationsmanagement auf Büyükada festgenommen. Die Zeitung "Hürriyet" sprach sogar von zwölf Festnahmen, darunter der Hotelbesitzer.

Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, die deutschen Vertretungen in der Türkei hätten "Kontakt zu den türkischen Behörden aufgenommen, um gegebenenfalls eine Bestätigung der Festnahme des deutschen Staatsangehörigen zu erhalten". In der Türkei sitzen bereits neun Deutsche oder Deutsch-Türken in Haft, darunter der Journalist Deniz Yücel.

(felt/dpa)
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