Tonaufnahme Heikles Telefonat von Thatcher und Reagan veröffentlicht

London · Mitunter sind Telefonate zwischen Politikern heikel – gerade wenn es um militärische Auseinandersetzungen geht. So erging es auch dem früheren US-Präsidenten Ronald Reagan, als er 1983 die britische Premierministerin Margaret Thatcher am Hörer hatte. Ein Mitschnitt davon ist jetzt veröffentlicht worden.

 Ronald Reagan und Margaret Thatcher bei einem Treffen 1985. Eigentlich hatten die beiden ein gutes Verhältnis.

Ronald Reagan und Margaret Thatcher bei einem Treffen 1985. Eigentlich hatten die beiden ein gutes Verhältnis.

Foto: dpa/Arnie Sachs

Mitunter sind Telefonate zwischen Politikern heikel — gerade wenn es um militärische Auseinandersetzungen geht. So erging es auch dem früheren US-Präsidenten Ronald Reagan, als er 1983 die britische Premierministerin Margaret Thatcher am Hörer hatte. Ein Mitschnitt davon ist jetzt veröffentlicht worden.

Es war am 25. Oktober 1983, als die US-Armee die Karibikinsel Grenada vor der Küste Venezuelas besetzte. Das Ziel: das marxistische Regime zu stürzen. Doch das Ganze war politisch heikel, denn Grenada gehört zum britischen Commonwealth. Und so sah sich der damalige US-Präsident gezwungen, ein Telefonat mit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher zu führen — und sich zu entschuldigen.

Die Margaret Thatcher Foundation hat jetzt den Mitschnitt und auch die Abschrift jenes Telefonats veröffentlicht. Auch auf der Webseite des britischen Senders BBC kann man die historische Tonaufnahme hören. Es ist ein Gespräch von gerade einmal anderthalb Minuten, doch es zeigt, wie Reagan versucht, die Wogen zu glätten. Denn Thatcher war alles andere als erfreut darüber, dass die USA sie über die Angriffspläne im Dunkeln gelassen hatten.

"Wenn ich bei Ihnen wäre, würde ich erst meinen Hut in die Tür werfen, bevor ich reinkäme", sagt Reagan in dem Telefonat. Er spricht damit eine Praxis aus den Zeiten des Sezessionskrieges an. Damals hat ein Besucher erst einmal seine Kopfbedeckung in den Raum geworfen, um zu sehen, ob er willkommen sei. War er das nicht, dann wäre so nur der Hut von Kugeln durchsiebt.

Sorge um einen Maulwurf

Dass sich Reagan dieses Spruches bedient, zeigt, dass er ahnen muss, wie sauer Thatcher über den amerikanischen Angriff auf Grenada sein würde, obwohl die beiden Politiker eigentlich eine enge politische Verbindung pflegten. Die Regierungschefin aber sagt nur: "Das wird nicht nötig sein" — wenn auch in einem sehr verkniffenen Ton. "Wir bedauern sehr diese Peinlichkeit", fährt der US-Präsident fort und versucht Thatcher zu erklären, dass die USA keine andere Wahl gehabt hätten, als sie über den Angriff im Dunkeln zu lassen.

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Sie hätten nur ein paar Stunden Zeit gehabt, um die Truppen zu mobilisieren und fürchteten zudem einen Maulwurf, daher habe man sich für diesen Weg entschieden. Dann diskutieren die beiden die Lage auf der Karibikinsel, und Thatcher wünscht Reagan sogar viel Erfolg bei der Aktion. Sie sagt auch, sie habe Verständnis für das Handeln der US-Regierung, denn auch sie habe vor ähnlichen Situationen gestanden.

Letztlich muss sie Reagan dann aber doch abwürgen, der sich immer wieder erklären will, weil sie — wie sie ihm kurz und knapp klarmacht — zurück zu einer "kniffligen" Debatte ins Parlament müsse.

Die Aufnahme ist nur eine von insgesamt 20 aus der Amtszeit von US-Präsident Ronald Reagan und mussten unter Verweise auf das Informationsfreiheitsgesetz von der US-Regierung herausgegeben werden. Jetzt befinden sie sich in der Ronald-Reagan-Bibliothek in Los Angeles.

(das)
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