Neuer Regierungschef in Australien Tony Abbott - der unpopuläre Sieger

Sydney · Der bisherige Oppositionsführer Tony Abbott übernimmt das Amt des Regierungschefs in Australien. Doch der konservative Politiker ist höchst umstritten, vor allem Frauen hat er in der Vergangenheit häufig verprellt.

 Tony Abbott ist neuer Regierungschef in Australien. Unumstritten ist er indes nicht.

Tony Abbott ist neuer Regierungschef in Australien. Unumstritten ist er indes nicht.

Foto: ap, Rob Griffith

Seinen ersten Tag als designierter Ministerpräsident Australiens begann Tony Abbott am frühen Sonntagmorgen mit einer Fahrradtour in Sydney. Der 55-jährige Konservative, der beinahe Priester geworden wäre, gilt als Sportskanone und politisches Raubein. Beliebt war er in der Bevölkerung nie.

Und so war es auch nicht er als Galionsfigur der Opposition, der seiner Koalition bei der Parlamentswahl am Samstag zum Sieg verhalf. Dazu trugen vielmehr die von internen Machtkämpfen geschwächte, unbeliebte Labor-Regierung bei und die massive Unterstützung der Konservativen durch den Medienunternehmer Rupert Murdoch sowie ein milliardenschweres Wahlkampfversprechen an eine Wählergruppe, die Abbott in der Vergangenheit häufig vor den Kopf gestoßen hat: Frauen.

"Sexappeal" als politische Stärke?

Die erste Ministerpräsidentin Australiens, Julia Gillard, bezeichnete Abbott in einer Rede vor dem Parlament 2012 als Frauenhasser und Sexisten. Das hielt ihn aber nicht vor weiteren verbalen Fehltritten ab. Unter anderem bezeichnete er den "Sexappeal" einer Kandidatin kürzlich als politische Stärke. Kritik an der Äußerung wies er mit den Worten zurück, es habe sich um ein "charmantes Kompliment" gehandelt.

Murdochs Medienkonzern News Corp., der 70 Prozent der australischen Zeitungen kontrolliert, ließ den Chef der Liberalen Partei bereits im Wahlkampf hochleben. Abbott wurde auf den Titelseiten mit Schlagzeilen wie "Australien braucht Tony" gefeiert, während der scheidende Ministerpräsident Kevin Rudd mit einem Foto verunglimpft wurde, das ihn als Oberst Klink, einen Nazi aus der US-Fernsehserie "Hogan's Heroes", zeigt.

Murdoch unterstützte Abbott

Murdoch selbst präsentierte sich als Fan Abbotts: "Überzeugungspolitiker überall schwer zu finden. Australiens Tony Abbott seltene Ausnahme", twitterte er im August. "Gegner Rudd überzeugt überall niemanden."

Der überaus sportliche Abbott ist ein freiwilliger Rettungsschwimmer und Feuerwehrmann, der von Karikaturisten gerne als lediglich mit Badehose und der typischen rot-gelben Kappe der Strandwächter bekleidet gezeichnet wird. Während des Studiums in Oxford war er Amateurboxer, und auch an der Universität von Sydney setzte er seine Fäuste ein: In einem Streit schlug er Joe Hockey k.o. - heute ein Abgeordneter, der in der Regierung unter Abbott das Finanzministerium übernehmen soll.

Einst verbrachte Abbott drei Jahre in einem Priesterseminar in Sydney, um katholischer Geistlicher zu werden. Dieser Lebensabschnitt, sein Familienname - "abbot" bedeutet "Abt" - und seine konservative Haltung brachten ihm den Spitznamen "der verrückte Mönch" ein. Der Politiker ist verheiratet und hat drei erwachsene Töchter.

Kämpfer für Frauenrechte

Kritiker machen Abbotts religiöse Ansichten dafür verantwortlich, dass er 2006 als Gesundheitsminister unter Ministerpräsident John Howard der Abtreibungspille Mifepristone in Australien die Zulassung verweigerte.

Das Parlament verabschiedete daraufhin ein Gesetz, das dem Minister das Vetorecht für neue Arzneimittel entzog. Im Wahlkampf versuchte sich Abbott nun als Kämpfer für Frauenrechte zu präsentieren und versprach einen sechsmonatigen Erziehungsurlaub für Mütter bei vollem Gehalt - aus Steuergeldern bezahlt.

(ap)
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