Trauer um Schimon Peres "Die Welt hat einen großen Staatsmann verloren"

Jerusalem · Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den Tod des früheren Staatspräsidenten Schimon Peres betrauert. Er und seine Frau Sara seien tief betroffen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama trauern um Peres.

 Außenminister Frank-Walter Steinmeier bei einem Treffen mit Peres 2015 in Jerusalem.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier bei einem Treffen mit Peres 2015 in Jerusalem.

Foto: dpa, jbu lof tba kno

Peres war in der Nacht zu Mittwoch im Alter von 93 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben, wie sein Sohn Chemi mitteilte. Die Familie spüre die Anteilnahme der Nation und der ganzen Welt, sagte er. Peres hatte seinem Land seit der Staatsgründung in allen wichtigen Regierungsämtern gedient, zuletzt von 2007 bis 2014 als Präsident.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Friedensvision des gestorbenen Peres gewürdigt. "Israel hat einen seiner großen Staatsmänner verloren. Wir trauern mit dem israelischen Volk und der Familie von Schimon Peres um diesen großen Verlust", schrieb Merkel in einem Kondolenztelegramm an Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

"In all seinen Ämtern setzte sich Schimon Peres mit seiner ganzen Kraft für die Sicherheit, die Freiheit und die Entwicklung des Staates Israel ein", so die Kanzlerin. "Unermüdlich" habe er allen Widrigkeiten zum Trotz für einen Ausgleich mit der arabischen Welt gearbeitet. Er sei zutiefst davon überzeugt gewesen, dass Israelis und Palästinenser friedlich nebeneinander leben könnten.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sagte, Peres' Verdienste um Israel ließen sich kaum ermessen. "Die Welt hat einen großen Staatsmann, Israel einen seiner Gründungsväter und Deutschland einen hoch geschätzten Freund und Partner verloren", sagte Steinmeier.

Peres habe Israel "geprägt wie kaum ein anderer Politiker", erklärte Bundespräsident Joachim Gauck. "Er hat seinem Land in unterschiedlichen Funktionen gedient – mit festen Grundsätzen, wenn es um die Sicherheit Israels ging, und einem starken Willen, den Friedensprozess mit den Palästinensern voranzubringen."

"Trotz der Gräueltaten, die Deutsche an seiner Familie und seinem Volk während des Holocausts verübten", habe Peres Deutschland die Hand gereicht. Gauck erinnere an Peres' Rede vor dem Deutschen Bundestag am 27. Januar 2010, "in der er die Einzigartigkeit der Freundschaft zwischen Deutschland und Israel betonte".

Bundestagspräsident Norbert Lammert würdigte Peres als "bedeutenden Staatsmann, einen Mann des Friedens und des Ausgleichs, der davon überzeugt war, dass sich Konflikte nachhaltig nicht mit Waffen, sondern nur diplomatisch lösen lassen".

Israels Präsident Reuven Rivlin hat seinen verstorbenen Amtsvorgänger als prägenden Visionär für den Staat Israel bezeichnet. "Es gibt kein Kapitel in der Geschichte des Staates Israel, in dem Schimon keine Rolle gespielt oder kein Stück geschrieben hat", sagte Peres während eines Staatsbesuches in der Ukraine am Mittwoch. "Als Einzelner hat er eine ganze Nation auf den Flügeln der Vorstellungskraft und seiner Vision getragen."

"Schimon hat uns dazu gebracht, weit in die Zukunft zu schauen, und wir haben ihn geliebt", sagte Rivlin. Er habe den Menschen Hoffnung verliehen. "Der Geist der Hoffnung und des Friedens war sein Weg und Wunsch."

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, würdigte Peres als "Brückenbauer für den Frieden im Nahen Osten" und erinnerte an den "Besuch bei Papst Franziskus, als er – Hand in Hand mit dem Papst und Präsident Mahmoud Abbas – in den Vatikanischen Gärten für den Frieden betete".

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte, dass Peres' "legendärer Satz, dass es keine Alternative zum Frieden gibt", seine Gültigkeit behalten werde.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und seine Frau drückten ihre tiefe Trauer aus. Bildungsminister Naftali Bennett erklärte: "Er schaute Geschichte nicht zu, sondern schrieb sie." US-Präsident Barack Obama erklärte, es gebe wenige Menschen, die den Kurs der Geschichte beeinflussen. "Mein Freund Schimon war einer dieser Menschen."

Vizekanzler Sigmar Gabriel hat den verstorbenen Schimon Peres als "Richtungsgeber für Versöhnung" gewürdigt. Mit ihm verlasse "ein großer Staatsmann die Weltbühne", erklärte er. "Wie nur wenige stand er für die Freundschaft zwischen Israel und Deutschland. Ein unabhängiger Geist, eine Orientierung in unserer wechselvollen Geschichte, eine feste Größe in den Ambivalenzen von Politik, ein Richtungsgeber für Versöhnung. Er wird fehlen."

US-Präsident Barack Obama hat Peres als "Genie mit einem großen Herzen" bezeichnet. Peres' "unerschütterliches moralisches Fundament" und sein "unermüdlicher Optimismus" seien die Grundlage für sein Engagement für Israels Sicherheit und Frieden gewesen, erklärte Obama am Mittwoch in Washington.

Es gebe nur wenige Menschen auf der Welt, die den "Lauf der Menschheitsgeschichte ändern, nicht allein durch ihre Rolle in menschlichen Ereignissen, sondern dadurch, dass sie unsere Moralvorstellungen erweitern und uns dazu bringen, mehr von uns selbst zu erwarten", erklärte Obama. Peres sei einer dieser Menschen gewesen.

Frankreichs Präsident François Hollande hat Peres als "einen der glühendsten Verteidiger" des Friedens gewürdigt. Peres habe in der Schaffung eines Palästinenserstaats die einzige Garantie für eine sichere Zukunft Israels gesehen, hieß es in einer Mitteilung des Élyséepalastes. "Er war ein Visionär, der seine Gesprächspartner mit seiner Fähigkeit beeindruckt, gewagte Initiativen und neue Ideen vorzuschlagen, um sich in Richtung dieses Ideals zu bewegen." Premierminister Manuel Valls nannte Peres auf Twitter "ein Gewissen der Menschheit".

Der frühere US-Präsident George H.W. Bush sagte, Peres habe versucht, dem Frieden den Weg zu bahnen. Seine Menschlichkeit und Würde hätten viele inspiriert.

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, würdigte Peres als "Mr. Israel". Er sei ein kluger Staatsmann, ein großer Intellektueller und Stratege, ein bewährter Diplomat und ein Friedensstifter gewesen. Er habe Israel stolz gemacht. Peres habe dazu beigetragen, Israel zu einem freien, sicheren und blühenden Staat zu machen.

Viele Politiker und Prominente äußerten sich via Twitter:

Der kanadische Premier Justin Trudea: "Schimon Peres war vor allem ein Mann des Friedens. Mein tiefstes Beileid zu seinem Tod an seine Angehörigen und an das israelische Volk."

Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton: "Ich werde meinen brillanten und wortgewaltigen Freund Schimon Peres vermissen. Sein Leben war ein Segen für alle, die sich um den Frieden bemühen."

Der ehemalige britische Premier und ehemalige Sondergesandte des Nahost-Quartetts Tony Blair: "Schimon Peres war ein politischer Riese, ein Staatsmann, der als einer der führenden (Staatsmänner) dieser Epoche oder jeder Epoche dastehen wird, und jemand, den ich zutiefst geliebt habe."

Der britische Historiker Niall Ferguson: "Schimon Peres stirbt im Alter von 93. Ein großer Mann. Aber auch zutiefst menschlich."

Der republikanische US-Senator Ted Cruz auf seiner Internetseite: "Er war ein großer Patriot und wird sowohl in Israel als auch in Amerika vermisst werden."

Der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto: "Ich bedauere den Tod des ehemaligen israelischen Präsidenten und Friedensnobelpreisträgers Schimon Peres. Unser Beileid an seine Familie und seine Landsleute."

Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders: "Mein Beileid an das israelische Volk zum Tod von Schimon Peres, ein wahrer israelischer Staatsmann. Ruhe in Frieden."

Der australische Premier Malcolm Turnbull: "Australien betrauert den Tod von Schimon Peres. Seine Leidenschaft für den Staat Israel (war) so stark wie sein Engagement für den Frieden."

Der indische Premier Narendra Modi: "Mit dem ehemaligen Präsidenten Schimon Peres haben wir einen wichtigen Weltpolitiker und Freund Indiens verloren. Sein Tod schmerzt. Unser Beileid an das israelische Volk."

Die US-Sängerin und Schauspielerin Barbra Streisand auf Instagram: "Präsident Schimon Peres war eine Stimme der Vernunft mit der Empfindsamkeit eines Poeten ... nachdenklich und leise, aber seine Worte hallten laut um die Welt."

Der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio: "Heute Abend trauern die New Yorker um Schimon Peres, einen unermüdlichen Fürsprecher für Israel und einen visionären Kreuzritter für den Frieden."

US-Popsängerin Paula Abdul: "Die Wärme und Güte von Schimon Peres bewegt mein Herz bis zum heutigen Tag. Seiner Familie sende ich mein innigstes Beileid. Mein Herz fühlt mit euch."

(ap/dpa/jeku)
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