Zahlreiche internationale Gäste Trauerfeier für Ex-Regierungschef Ariel Scharon in Israel

Jerusalem · Vor dem Parlamentsgebäude in Jerusalem nehmen Bundesaußenminister Steinmeier und andere internationale Politiker Abschied von Scharon. Netanjahu würdigt den früheren Ministerpräsidenten als "großen Krieger" Israels.

Viele internationale Politiker bei Scharon-Trauerfeier
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Viele internationale Politiker bei Scharon-Trauerfeier

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In Israel haben am Montag Hunderte ranghohe Vertreter aus der israelischen und internationalen Politik Abschied vom früheren Ex-Regierungschef Ariel Scharon genommen. Nach der offiziellen Zeremonie vor dem Parlamentsgebäude in Jerusalem war eine private Beisetzung auf Scharons Landsitz in der Negev-Wüste geplant. Unter den Gästen waren unter anderem US-Vizepräsident Joe Biden, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und der ehemalige britische Premierminister Tony Blair.

Scharon sei "ein Mann des Landes" gewesen, sagte der israelische Präsident Schimon Peres, langjähriger Freund und zeitweise auch Rivale des Verstorbenen, in einer Rede. "Er verteidigte dieses Land wie ein Löwe und er lehrte seine Kinder, eine Sense zu schwingen."

Ariel Scharon - Bilder aus dem Leben des umstrittenen Politikers
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Scharon war am Samstag nach acht Jahren im Koma in einer Klinik bei Tel Aviv gestorben. Der frühere General und Regierungschef hatte im Januar 2006, auf dem Höhepunkt seiner politischen Macht, einen Schlaganfall erlitten und seitdem das Bewusstsein nicht mehr wiedererlangt. Der Ex-Ministerpräsident wurde 85 Jahre alt. Er gilt als einer der schillerndsten, aber auch umstrittensten Politiker des Landes. So vertrat Scharon jahrzehntelang in seinen diversen Positionen eine harte Linie gegen die Palästinenser, ordnete Mitte 2005 als Regierungschef aber den Abzug israelischer Truppen aus dem Gazastreifen an.

Die Gastredner bei der Trauerfeier am Montag ließen die Kontroverse um Scharon jedoch weitgehend außer Acht. Stattdessen konzentrierten sie sich auf seine Führerschaft und Persönlichkeit. Er sei nicht immer mit Scharon einer Meinung gewesen, sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. "Und er war nicht immer mit mir einer Meinung", sagte der Politiker, der aus Protest gegen den Rückzug aus dem Gazastreifen die damalige Regierung Scharons verlassen hatte. Dennoch sei Scharon "einer der großen Krieger" für die Nation gewesen.

US-Vizepräsident Biden erklärte, der Tod Scharons sei für ihn "wie ein Tod in der Familie". Mit ihm verband der Amerikaner eine jahrelange Freundschaft. Wenn beide über die Sicherheit Israels diskutiert hätten, habe er verstanden, weshalb Scharon den Spitznamen "Der Bulldozer" bekommen habe, sagte Biden. Scharon habe Karten hervorgeholt und wiederholt die gleichen Argumente vortragen, um sie klar zu machen. "Er war unbeugsam."

Der Sarg des Verstorbenen war am Sonntag vor der Knesset aufgebahrt worden. Frühere Weggefährten und Bewunderer nahmen persönlich Abschied von Scharon; Hunderte Israelis kamen in stillem Gedenken zum Parlamentsgebäude in Jerusalem.

Scharon hatte unter anderem als Landwirtschaftsminister den Siedlungsbau in den besetzten Gebieten vorangetrieben und 2002 auch den Bau der 670 Kilometer langen Sperranlagen zum Westjordanland befürwortet. Seit 2003 bekannte er sich als Regierungschef jedoch zu einer Zwei-Staaten-Lösung im Konflikt mit den Palästinensern. Kurz vor seiner Krankheit ordnete er Mitte 2005 dann den erwähnten und in Israel höchst umstrittenen Abzug aus dem Gazastreifen an.

(ap)
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