Im Norden Malis Tuareg-Rebellen rufen eigenen Staat aus

Bamako · Tuareg-Rebellen haben im Norden Malis einen eigenen Staat ausgerufen. Die Europäische Union und die Afrikanische Union (AU) lehnen die Unabhängigkeit ab.

 Rebellen wollen ihre Unabhängigkeit in Mali.

Rebellen wollen ihre Unabhängigkeit in Mali.

Foto: afp, -

"Die EU hat in der Krise durchgehend deutlich gemacht, dass sie die territoriale Unversehrtheit Malis respektiert", erklärte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton am Freitag in Brüssel. "Die EU wird weiterin humanitäre Hilfe in bedürftige Gemeinden liefern, wo auch immer diese sich befinden."

Auch die Afrikanische Union (AU) wies die Ausrufung der Unabhängigkeit durch die Rebellen zurück. Diese sei "nichtig und habe keinen Wert", hieß es in einer Erklärung von AU-Kommissionspräsident Jean Ping.

Die Tuareg-Rebellen der Nationalen Befreiungsbewegung von Azawad (MNLA) hatten zuvor die Unabhängigkeit für den Norden Malis ausgerufen. Azawad nennen die Rebellen ihre Heimatregion, die sich in Mali vom Westen bis in den Norden erstreckt und auch Teile Nord-Nigers und Süd-Algeriens umfasst. Der MNLA gelang es nach dem Militärputsch vom 22. März, gemeinsam mit der islamistischen Gruppe Ansar Dine innerhalb weniger Tage weite Teile des Nordens unter ihre Kontrolle zu bringen.

Die Ashton-Sprecherin rief erneut dazu auf, die Krise in dem westafrikanischen Land innerhalb der verfassungsrechtlichen Bestimmungen beizulegen. Die Europäische Union unterstütze die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) bei der Suche nach einem politischen Ausweg.

Unabhängigkeit ausgerufen

Die Rebellen werden unterstützt von Islamisten mit Verbindungen zu Al-Kaida, was international Befürchtungen über einen weiteren unberechenbaren Staates aufkommen ließ. Frankreich erklärte umgehend, eine Unabhängigkeitserklärung, die von den anderen afrikanischen Staaten nicht anerkannt werde, habe für die Regierung in Paris keinerlei Bedeutung. Mali ist eine ehemalige französische Kolonie, die 1960 ihre Unabhängigkeit erlangte.

Die aufständischen Tuareg hatten in den vergangenen Tagen ein riesiges Gebiet im Norden unter ihre Kontrolle gebracht. Dabei waren Waffen und Kämpfer aus Libyen im Einsatz. In der Wüstenzone, die größer als Frankreich ist, liegen auch der alte Handelsposten Timbuktu und Gao, wo jetzt die Unabhängigkeit erklärt wurde.

Langes Streben nach Unabhängigkeit

Die Rebellen hatten von der Unruhe durch einen Putsch in der Hauptstadt Bamako im Süden des Landes profitiert: Dort wollten Offiziere mit einem Staatsstreich gegen Präsident Amadou Toumani Toure am 22. März eigentlich den Kampf gegen die Tuareg vorantreiben, die seit Jahrzehnten nach einem eigenen Staat streben.

Der neue Staat solle im Einklang mit den Grundsätzen der Vereinten Nationen stehen, erklärten die Tuareg-Rebellen. Alle Grenzen mit den Nachbarländern würden anerkannt. Mali hat die drittgrößten Goldlagerstätten in Afrika.

Frankreich hat einen Militäreinsatz gegen den Aufstand der Tuareg ausgeschlossen. Es müsse eine politische Lösung mit den Rebellen geben, sagte Außenminister Alain Juppé vor der Ausrufung der Unabhängigkeit. Die Länder der Region müssten außerdem zusammenarbeiten, um das Vordringen der Al-Kaida in der Region zu bekämpfen.

Unterdessen hat hat Großbritannien vorübergehend seine Botschaft in dem Land geschlossen und seine Diplomaten abgezogen. Aufgrund der "instabilen und unvorhersehbaren Lage in Mali sowie dem Fehlen einer verfassungsmäßigen Ordnung" hätten die Mitarbeiter die Botschaft in Bamako verlassen, teilte das Ministerium am Freitag mit.

(REU/dpa)
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