Türkei 35.000 Menschen sitzen nach Putschversuch in U-Haft

Istanbul · Seit dem Putschversuch in der Türkei von Mitte Juli wurde laut Justizministerium gegen 82.000 Menschen ermittelt. Mehr als 35.000 Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft.

 Türkischer Präsident Recep Tayyip Erdogan vor seinen Anhängern (Archivbild).

Türkischer Präsident Recep Tayyip Erdogan vor seinen Anhängern (Archivbild).

Foto: ap, BO

Nach weiteren rund 4000 Menschen werde noch gefahndet, sagte Justizminister Bekir Bozdag in der westtürkischen Stadt Afyonkarahisar. Das berichtet der Sender NTV am Sonntag.

Mitte Juli war in der Türkei ein Putschversuch gestartet worden. Die Regierung in Ankara macht die Bewegung des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen dafür verantwortlich und geht massiv gegen mutmaßliche Anhänger vor.

Seit der Revolte befindet sich das Land im Ausnahmezustand. Dieser wurde inzwischen bis Mitte Januar 2017 verlängert. Als Folge kann Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan per Notstandsdekret regieren. Unter anderem wurden mehr als 50 000 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes per Dekret entlassen. Auf dieselbe Weise verfügte Erdogan die Verlängerung der Untersuchungshaft von vier auf 30 Tage. Der Kontakt zu einem Anwalt darf fünf Tage lang verwehrt werden.

Menschenrechtsorganisationen und Teile der Opposition kritisieren, dass die türkische Führung den Ausnahmezustand missbrauche, um gegen Regierunsgegner vorzugehen.

US-Konsulat warnt vor Bombenanschlägen

Nun warnte das US-Konsulat in Istanbul seine Landsleute vor möglichen Bombenanschlägen, bewaffneten Anschlägen und Entführungen von Ausländern in der türkischen Metropole. In Istanbul gab es in diesem Jahr mehrere tödliche Anschläge, die als gezielte Angriffe der Dschihadistengruppe "Islamischer Staat" (IS) auf den türkischen Tourismus gelten.

Entsprechende Attacken könnten geplant sein oder mit kurzfristiger beziehungsweise ohne Warnung erfolgen, hieß es in der Mitteilung vom späten Samstagabend. Das Konsulat sprach von extremistischen Gruppen, machte aber keine Angaben dazu, welche Gruppe konkret hinter solchen möglichen Angriffen stehen könnte.

Die diplomatische Vertretung warnte zugleich vor Reisen in den Südosten der Türkei mit seinen Kurdengebieten und riet dazu, politische Veranstaltungen und Demonstrationen sowie größere Menschenansammlungen zu meiden, insbesondere in Touristenhochburgen.

Im Januar wurden bei einem Selbstmordanschlag zwölf deutsche Touristen getötet. Im März riss ein Selbstmordattentäter auf einer beliebten Istanbuler Einkaufsstraße vier ausländische Touristen mit in den Tod. Im Juni starben bei drei Selbstmordattentaten im Atatürk-Flughafen 47 Menschen, darunter 13 Ausländer.

(vek/dpa)
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