Festgenommener Journalist Deutsche Botschaft erhält erstmals Zugang zu Deniz Yücel

Berlin · Vor sieben Wochen wurde der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel in der Türkei festgenommen. Nun erhält Deutschland erstmals konsularischen Zugang zu ihm.

 Der "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel. (Archivfoto)

Der "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel. (Archivfoto)

Foto: dpa, jai

Die Türkei habe per Verbalnote bestätigt, dass deutsche Diplomaten am Dienstag Zugang zu Yücel erhalten würden, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Montag in Berlin. Yücel wird seit Mitte Februar in der Türkei festgehalten, offiziell wird ihm Terrorismusunterstützung vorgeworfen.

"Ich habe am Freitag am Rande des Nato-Außenministertreffens meinen türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu nochmals gebeten, dass wir konsularischen Zugang zu Deniz Yücel erhalten", zitierte der Ministeriumssprecher Außenminister Sigmar Gabriel (SPD).

Dabei habe Gabriel auf Einhaltung einer Zusage des türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim wegen des Zugangs zu Yücel gepocht. Cavusoglu habe sich daraufhin offensichtlich in Ankara dafür eingesetzt.

"Dafür danke ich ihm", erklärte Gabriel demnach weiter. "Heute morgen hat die Türkei offiziell per Verbalnote bestätigt, dass wir morgen endlich Zugang zu Deniz Yücel erhalten werden, um uns nach schweren Tagen der Haft von seinem Wohlbefinden zu überzeugen", zitierte der Sprecher den Minister weiter. Dies sei "ein Schritt nach vorne".

Dazu, ob damit auch dauerhaft ein konsularischer Zugang zu Yücel gewährleistet ist, legte sich der Sprecher nicht fest. Im Vordergrund stehe zunächst die Vorbereitung des Besuchs am Dienstag, sagte er lediglich.

Yücel hatte sich am 14. Februar der Polizei in Istanbul zur Befragung gestellt und war daraufhin in Gewahrsam genommen worden. Zwei Wochen später ordnete ein Haftrichter an, den deutsch-türkischen Journalisten wegen "Terrorpropaganda" und "Volksverhetzung" in U-Haft zu nehmen.

Gemäß geltendem Recht kann diese bis zu fünf Jahren dauern. Die Entscheidung stieß in Deutschland auf scharfe Kritik. Die Bundesregierung äußerte sich öffentlich befremdet über die Anschuldigungen.

Präsident Recep Tayyip Erdogan warf Yücel in einer Rede "Spionage" vor und bezeichnete ihn als Agenten der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Kritiker sehen das Verfahren als politisch motiviert an und verweisen darauf, dass Yücel ausschließlich wegen seiner journalistischen Arbeit inhaftiert wurde.

Von deutscher Seite war die Vermutung geäußert worden, Erdogan wolle durch sein hartes Vorgehen bei türkischen Nationalisten Sympathien für seine geplante Verfassungsreform sammeln. Die neue Verfassung, über die am 16. April in einem Referendum abgestimmt wird, soll die Machtbefugnisse des Präsidenten erheblich erweitern.

(dpa)
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