"Völkermord"-Frage Türkei schickt Minister zu Armenier-Gedenkgottesdienst

Istanbul · Die türkische Regierung schickt zum ersten Mal einen Minister zu einem armenischen Gottesdienst zum Gedenken an die Opfer der Massaker von 1915. An diesem Freitag jährt sich der Beginn der Verhaftungen und Deportationen der Armenier im Osmanischen Reich zum hundertsten Mal.

 EU-Minister Volkan Bozkir vertritt die Regierung beim Gottesdienst im armenischen Patriarchat in Istanbul.

EU-Minister Volkan Bozkir vertritt die Regierung beim Gottesdienst im armenischen Patriarchat in Istanbul.

Foto: afp, ADM/RT

EU-Minister Volkan Bozkir werde die Regierung beim Gottesdienst im armenischen Patriarchat in Istanbul an diesem Freitag vertreten, berichtete die Zeitung "Vatan" am Donnerstag unter Berufung auf das Patriarchat. Das Blatt wertete die Geste als "historisch". An diesem Freitag jährt sich der Beginn der Verhaftungen und Deportationen der Armenier im Osmanischen Reich zum hundertsten Mal.

Zelebriert wird der armenische Gottesdienst vom amtierenden Patriarchen Aram Atesyan. Er bestätigte gegenüber "Vatan", dass er in seiner Predigt das Wort vom "Völkermord" für die Massaker von 1915 nicht benutzen werde. Stattdessen werde die Betonung auf dem gemeinsamen Schmerz von Türken und Armeniern liegen. Anders als in anderen Ländern soll es in armenischen Kirchen in der Türkei auch kein Trauer-Geläut zum Jahrestag geben. Atesyan begrüßte die Teilnahme von Minister Bozkir an der Gedenkmesse.

Der Verfolgung zwischen 1915 und 1918 im Osmanischen Reich fielen nach Schätzungen bis zu 1,5 Millionen Armenier zum Opfer. Am Freitag steht anlässlich des 100. Jahrestages des Genozids eine Bundestagsdebatte auf der Tagesordnung. Papst Franziskus hatte die Ermordung als "ersten Genozid des 20. Jahrhunderts" bezeichnet und damit scharfen Protest der türkischen Regierung und Öffentlichkeit hervorgerufen.

(KNA)
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