Türkische Lira unter Druck Erdogan: Türken sollten ihre Devisen verkaufen

Istanbul · Wenn es nach dem türkischen Präsidenten geht, sollen die Bürger seines Landes gemeinsam gegen den Verfall der Landeswährung vorgehen: Recep Tayyip Erdogan hat seine Landsleute dazu aufgerufen, gehortete ausländische Währungen gegen türkische Lira umzutauschen.

 Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.

Foto: ap, BO

"Ich danke sehr nachdrücklich meinem Volk. Doch reicht das? Nein. Meiner Meinung nach sollte meine Nation sich mehr engagieren", sagte Erdogan am Freitag vor Journalisten in Istanbul. Er hatte vor einer Woche die Türken aufgerufen, aus "Patriotismus" ihre Währungsreserven in Lira umzutauschen, um den Verfall der Lira aufzuhalten.

Tausende Türken waren seinem Aufruf gefolgt und hatten ihre Euro- und Dollar-Reserven umgetauscht, während Geschäftsleute Belohnungen aussetzten für jeden, der sein Geld umtauscht. Auch Staatsinstitutionen und große Unternehmen schlossen sich der Kampagne an. Wie Erdogans Sprecher Ibrahim Kalin am Donnerstag mitteilte, tauschte auch der Präsident seine ausländischen Devisen um. Wie hoch die umgetauschte Summe war, teilte der Sprecher nicht mit.

Zwar gewann die Lira in den vergangenen Tagen wieder an Wert, doch zeigen sich Ökonomen skeptisch, dass die einfachen Bürger den Wert der Währung nennenswert beeinflussen können, wenn sich nicht auch die Großkonzerne beteiligen. Während Erdogan ungenannte Kräfte für den Verfall der Lira verantwortlich macht, weisen Ökonomen darauf hin, dass dies eine Reaktion auf externe Ereignisse wie die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten ist, auf die die Türkei keinen Einfluss hat.

Allerdings wirken sich demnach auch die angespannte Sicherheitslage und die politischen Turbulenzen seit dem gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli negativ auf die türkische Konjunktur aus, da die internen Spannungen ausländische Investoren abschrecken und auch viele Türken beunruhigen. Wegen der schwächelnden Wirtschaft kündigte Ministerpräsident Binali Yildirim am Donnerstag eine Reihe von Maßnahmen an, um die Konjunktur zu stärken.

(felt/AFP)
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