Kommende Präsidentschaftswahl Türkische Opposition nominiert Ihsanoglu

Ankara · Die beiden wichtigsten säkularen Oppositionsparteien in der Türkei haben am Sonntag den islamischen Gelehrten und Diplomaten Ekmeleddin Ihsanoglu als ihren Kandidaten für die Präsidentenwahl im August nominiert.

Ekmeleddin Ihsanoglu ist tiefgläubig.

Ekmeleddin Ihsanoglu ist tiefgläubig.

Foto: afp, jk

Abgeordnete der Republikanischen Volkspartei (CHP) und der Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP) legten Parlamentspräsident Cemil Cicek die Unterstützerunterschriften für die offizielle Nominierung des 70-jährigen Politikneulings vor.

Es wird allgemein erwartet, dass die regierende Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) am Dienstag Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan als ihren Kandidaten nominieren wird. Der tiefgläubige Ihsanoglu, der bis Dezember der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) vorsaß, soll Erdogan bei der gläubigen Wählerschaft Stimmen abjagen.

Die Entscheidung der Opposition für einen eher konservativ-islamischen Politikneuling alarmierte allerdings viele säkulare Türken, die ohnehin besorgt sind über eine Entwicklung, die sie als zunehmende Islamisierung des öffentlichen Lebens betrachten. Derartigen Bedenken versuchte Ihsanoglu entgegenzuwirken, indem er betonte, er sei dafür, "die Religion aus der Politik zu halten".

Während sich die ultranationalistische MHP geschlossen hinter Ihsanoglu stellte, weigerten sich 21 CHP-Abgeordnete, seine Kandidat zu unterstützen. Der Diplomat, der fünf Sprachen spricht, gilt als gemäßigte und versöhnende Figur — ganz im Gegensatz zu Erdogan, der gerade im vergangenen Jahr mit seinem autoritären und unnachgiebigen Auftreten die Gesellschaft gespalten hat. Eine Umfrage des Genar-Instituts zufolge kann er bei der Wahl am 10. August dennoch auf 55,2 Prozent der Stimmen rechnen. Ihsanoglu wird demnach abgeschlagen bei 35,8 Prozent landen.

(DEU)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort