Marsch auf Tunis in Hauptstadt eingetroffen Tunesien schafft Zensur ab

Tunis (RPO). Nach dem Sturz des alten Regimes in Tunesien verzichten die Behörden nach eigenen Angaben künftig auf eine Zensur importierter Bücher, Filme und anderer Publikationen. Unterdessen kam in der Hauptstadt ein Demonstrationszug von hunderten Tunesiern aus der verarmten Zentralregion des Landes an.

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Foto: AP

Für die Einfuhr von Büchern, Zeitschriften, Filmen, CD-Roms und anderer elektronischer Medien sei keine vorherige Erlaubnis mehr nötig, teilte die Zollbehörde nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur TAP am Samstag mit. Bislang wurden importierte Medien durch das Innenministerium zensiert.

Nach dem Sturz des langjährigen Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali vor gut einer Woche hatte die daraufhin gebildete Übergangsregierung den Tunesiern vollständige Informationsfreiheit zugesagt. Das Kommunikationsministerium, das unter Ben Ali für Medienzensur und Propaganda zuständig war, wurde abgeschafft.

Lehrer wollen gegen Übergangsregierung streiken

Die tunesische Gewerkschaft der Volksschullehrer rief derweil zu einem Streik von unbegrenzter Dauer auf, um die Übergangsregierung zum Rücktritt zu zwingen. Der Streik beginne am Montag, sagte ein Sprecher der tunesischen Gewerkschaft UGTT der Nachrichtenagentur AFP. Es gehe auch darum, sich solidarisch mit den Opfern der Unruhen in den vergangenen Wochen zu zeigen. Nach den Protesten und gewalttätigen Ausschreitungen soll der Unterricht an den Schulen nach dem Willen der Übergangsregierung am Montag wieder aufgenommen werden.

Die einflussreiche UGTT hatte ihre drei Minister aus der am Montag gebildeten Übergangsregierung abgezogen und kämpft seitdem für die Ablösung des Kabinetts. Die Gewerkschaft wendet sich dagegen, dass zum Kabinett von Übergangsregierungschef Mohammed Ghannouchi acht Minister gehören, die Gefolgsleute von Ben Ali waren.

Marschs auf Tunis eingetroffen

Ein Demonstrationszug von hunderten Tunesiern aus der verarmten Zentralregion des Landes hat am Sonntag Tunis erreicht. Unter Rufen wie "Das Volk ist gekommen, um die Regierung zu stürzen" zog die Menge durch die Hauptstadt, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Ein älterer Mann unter den etwa tausend Teilnehmern der "Karawane der Freiheit" bezeichnete die Übergangsregierung, die sich nach dem Sturz von Präsident Zine El Abidine Ben Ali formiert hatte, als "letzte Reste der Diktatur", die beseitigt werden müssten. Im den verarmten Zentralregionen Tunesiens hatte die sogenannte Jasmin-Revolution ihren Ausgang genommen.

Die "Karawane der Freiheit" hatte ihren Marsch auf Tunis am Samstagmorgen in dem etwa 280 Kilometer südlich der Hauptstadt gelegenen Ort Menzel Boutaiane begonnen. Je mehr Orte der Zug passierte, um so mehr Menschen schlossen sich an. In Menzel Boutaiane begann nach Angaben der Organisatoren des Marsches die "Jasmin-Revolution". In der Ortschaft seien erstmals Demonstranten von der Polizei niedergeschossen worden. Die anhaltenden Proteste im ganzen Land trieben letztlich den Präsidenten Ben Ali in die Flucht.

Tunesien wird inzwischen von einer Übergangsregierung geführt. Aber auch sie wird von vielen Tunesiern nicht akzeptiert, weil in ihr auch Vertreter der alten Regierung sind. Deshalb halten die Proteste im Land weiter an.

(AFP/awei)
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