Anschläge in Tunis Tunesien verspricht "gnadenlosen" Kampf gegen Terror

Tunis · Tunesien steht nach dem Anschlag auf Touristen in Tunis unter Schock. Die Regierung zeigt sich kämpferisch. Präsident Béji Caïd Essebsi kündigte an, das Land werde "bis zum letzten Atemzug" gegen seine Gegner kämpfen. Berichte über einen Deutschen unter den Opfern ließen sich bislang nicht bestätigen.

 Zwei bewaffnete Soldaten patroullieren in der Nähe des Museums, das am Mittwoch Ziel eines blutigen Anschlags wurde.

Zwei bewaffnete Soldaten patroullieren in der Nähe des Museums, das am Mittwoch Ziel eines blutigen Anschlags wurde.

Foto: ap

Nach dem blutigen Angriff auf ein Museum in Tunis hat die tunesische Führung einen "gnadenlosen" Kampf gegen den Terror angekündigt. Bei dem Attentat auf das Nationalmuseum von Bardo waren zuvor 19 Menschen getötet worden, darunter 17 Touristen. Weltweit wurde das Attentat scharf verurteilt.

"Diese grausamen Minderheiten jagen uns keine Angst ein", sagte der tunesische Staatschef an die Adresse der Angreifer gerichtet. "Ich möchte, dass das tunesische Volk versteht, dass wir uns in einem Krieg gegen den Terrorismus befinden."

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) stellte sich am Morgen an die Seite Tunesiens. "Das ist ein bitterer Tag für dieses wunderbare Land, das beginnt sich zu stabilisieren. Genau deswegen vielleicht wird dort zugeschlagen", sagte de Maizière am Donnerstag im ZDF-"Morgenmagazin". Zugleich mahnte der Minister auch in Deutschland zur Vorsicht. "Der Terrorismus kann überall zuschlagen", so de Maizière. "Auch wir haben rückkehrende Kämpfer. Wir sind wachsam. Ausschließen kann man so etwas nicht."

Bewaffnete Angreifer hatten das Museum am Mittwoch gestürmt. Nach Angaben der Regierung starben 19 Menschen, darunter 17 Touristen, ein Busfahrer und ein Polizist. Auch zwei Angreifer wurden getötet. Mehr als 40 Menschen wurden verletzt, einige Verwundete besuchte Essebsi am Mittwoch im Krankenhaus.

Nach Angaben von Regierungschef Habib Essid waren die Angreifer in Militäruniformen gekleidet und mit Kalaschnikows bewaffnet. Sie eröffneten demnach das Feuer auf die Touristen, während diese aus ihren Bussen stiegen, und jagten ihnen dann in das Innere des Gebäudes hinterher. Dieses liegt direkt neben dem Parlament. Bei den zwei getöteten Attentätern des Terroranschlags im Nationalmuseum in Tunis handelt es sich Essid zufolge um Einheimische.

Unter den ausländischen Todesopfern waren Tunis zufolge mehrere Japaner, Italiener und Kolumbianer sowie Touristen aus Frankreich, Polen und Spanien. Ob wie von der tunesischen Regierung angegeben auch Deutsche unter den Toten waren, war zunächst unklar. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass Deutsche unter den Opfern seien, Gewissheit gebe es aber noch nicht, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).

Nach Angaben des französischen Präsidenten François Hollande waren unter den Todesopfern insgesamt zwei Franzosen. Er sprach von einem "furchtbaren Attentat" und übermittelte den betroffenen Familien sein Mitgefühl und Tunesien seine Solidarität. Die Regierungen in Japan und Italien bestätigten jeweils drei Todesopfer, Spanien sprach von zwei getöteten Landsleuten. Auch zwei kolumbianische Touristen, eine Mutter und ihr Kind, kamen ums Leben.

Zu dem Anschlag auf das Museum bekannte sich zunächst niemand, jedoch trägt er die Handschrift radikaler Islamisten. Die tunesischen Behörden fahndeten am Mittwochabend weiter nach möglichen Komplizen.

Unter anderem die USA, die EU, Frankreich und Deutschland verurteilten den Angriff auf das Schärfste. Die Bundesregierung erklärte, der Angriff habe "ohne Zweifel der jungen tunesischen Demokratie" gegolten. Der UN-Sicherheitsrat zeigte sich ebenfalls entsetzt und forderte, dass die Verantwortlichen der "unbeschreiblichen Terrorakte" sowie deren Finanzierer zur Rechenschaft gezogen werden.

In Tunesien hatte Ende 2010 der sogenannte Arabische Frühling seinen Anfang genommen. Im Gegensatz zu vielen anderen arabischen Staaten machte Tunesien eine demokratische politische Entwicklung durch, die international vielfach gewürdigt wurde. Allerdings erlebte auch die bewaffnete Dschihadistenbewegung seit der Revolution einen Aufschwung.

(AFP dpa)
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