Anschlag in Tunis Mutmaßlicher Drahtzieher bei Anti-Terror-Einsatz getötet

Tunis · Die tunesischen Behörden machen die islamistische Brigade Okba Ibn Nafaa für den tödlichen Anschlag auf das Nationalmuseum in Tunis verantwortlich, auch wenn sich die Dschihadistengruppe Islamischer Staat zu der Bluttat bekannte. Der mutmaßliche Drahtzieher des Anschlags wurde offenbar bei einem Anti-Terror-Einsatz getötet.

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Foto: afp, FC

Wie das Innenministerium in Tunis an Sonntag mitteilte, töteten Sicherheitskräfte am Samstagabend in der Gebirgsregion Sidi Aïch im Gouvernorat Gafsa neun bewaffnete Mitglieder der Gruppe, darunter ihren Anführer, den Algerier Lokmane Abou Sakhr.

Al Qaida-Ableger "Okba Ibn Nafaa" unterstützt den IS

Die Brigade Okba Ibn Nafaa bekennt sich zum Ableger des Al Qaida-Netzwerks im Islamischen Maghreb (Aqmi) und gilt als Tunesiens größte Dschihadistengruppe. Den Islamischen Staat unterstützt sie zwar, hat ihm aber nicht die Treue geschworen. Der Name der Brigade geht auf einen muslimischen Militärführer des siebten Jahrhunderts zurück. Er gründete die nach ihm benannte Okba Ibn Nafaa-Hauptmoschee im heutigen tunesischen Kairouan, das Muslime als viertheiligste Stadt im Islam ansehen.

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2012 trat die Brigade in dem am Rand der Stadt Kasserine im Zentrum Tunesiens gelegenen Chambi-Gebirge in Erscheinung, das im Westen an Algerien grenzt. Seitdem geht die tunesische Armee im bergigen Grenzgebiet zu Algerien gegen die Gruppe vor.

Die Dschihadisten erweiterten ihren Aktionsradius auch auf weiter nördlich gelegene Gebiete wie Kef und Jendouba. Ihren Anschlägen und Angriffen fielen mehrere Dutzend Soldaten und Polizisten zum Opfer. Tunis schreibt der Gruppe auch einen Überfall vom Juli 2014 zu, bei dem 15 am Chambi-Berg biwakierende Soldaten getötet wurden. Okba Ibn Nafaa bekannte sich zudem zu einem Angriff im Frühjahr desselben Jahres auf das Haus des damaligen Innenministers Lotfi Ben Jeddou, bei dem vier Polizisten starben.

Verbindung der Brigade zur Salafistengruppe "Ansar Ashariaa"

Tunis zufolge ist die Schlagkraft der Brigade auch eine Folge westlicher Militäreinsätze in Mali und Libyen, durch die viele schwarz gehandelte Waffen in Umlauf kamen und Dschihadisten über die Sahara nach Tunesien einsickerten. Okba Ibn Nafaa gehören neben Tunesiern offenbar zahlreiche Maghrebiner und Afrikaner an.

Ein Teil der Mitglieder soll früher in der tunesischen Salafistengruppe Ansar Ashariaa aktiv gewesen sein. Deren Anführer, der Afghanistan-Kriegsveteran Abou Iyadh, gilt den Behörden als Drahtzieher des Angriffs auf die US-Botschaft in Tunis im September 2012. Er ist seitdem auf der Flucht und wird in Libyen vermutet.

Bei dem Angriff auf das Nationalmuseum Bardo in Tunis waren am 18. März 20 Touristen und ein Polizisten getötet worden. Eine weitere Französin erlag später ihren schweren Verletzungen.

(AFP)
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