TV-Auftritt kurz vor der Wahl Le Pen attackiert Merkel wegen Flüchtlingspolitik

Paris · Das letzte TV-Duell der französischen Präsidentschaftskandidaten ist von dem Attentat in Paris überschattet worden. Die Kandidaten wurden mitten in der Sendung über den Vorfall informiert. Zuvor attackierte die Rechtspopulistin Marine Le Pen Kanzlerin Merkel scharf.

Die Kandidatin des Front National, Marine Le Pen, beim Fernsehduell am Donnerstagabend.

Die Kandidatin des Front National, Marine Le Pen, beim Fernsehduell am Donnerstagabend.

Foto: dpa, CE soe

Um kurz vor 22 Uhr hatte der Moderator die Kandidaten darüber in Kenntnis gesetzt, dass es in Paris eine Schießerei gegeben habe. Unter anderem der Konservative François Fillon und der sozialliberale unabhängige Kandidat Emmanuel Macron nutzten anschließend ihre Redebeiträge, um auf das Thema Innere Sicherheit einzugehen. Schon zuvor hatte die rechtspopulistische Kandidatin Marine Le Pen dies in den Mittelpunkt ihrer Rede gestellt.

Zudem griff Le Pen die Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und deren Umgang mit der Flüchtlingskrise scharf an. "Merkel hat einen schweren politischen Fehler begangen", sagte Le Pen und es der Türkei erlaubt, ganz Europa in der Flüchtlingskrise zu "erpressen".

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan drohe seit Abschluss des Abkommens mit der EU vor gut einem Jahr fast wöchentlich damit, massenhaft Flüchtlinge in die EU weiterzuschicken. Sie wolle deshalb Frankreichs nationale Grenzen wieder schließen. Zudem verteidigte die Vorsitzende des rechtsextremen Front National ihren Plan, den Euro aufzugeben.

Der Linkspartei-Gründer Jean-Luc Mélenchon, der ebenfalls vor 22 Uhr sprach, schwächte dagegen seine Drohung eines "Frexit", also eines EU-Austritts Frankreichs, weiter ab: "Es gibt kein Europa ohne Frankreich", sagte er. Auch einen Bruch mit Deutschland strebe er nicht an. "Die Deutschen sind weder unsere Feinde noch unsere Herren, sie sind unsere Partner." In der Vergangenheit hatte Mélenchon Merkel für ihre Sparpolitik in der EU kritisiert.

Le Pen und Mélenchon äußerten sich wie Macron und Fillon im öffentlich-rechtlichen Fernsehsender France 2. Dort wurden alle elf Präsidentschaftskandidaten getrennt voneinander jeweils 15 Minuten befragt. Die Franzosen stimmen am Sonntag über ihren künftigen Staatschef ab. Die zwei stärksten Kandidaten kommen in die entscheidende Stichwahl am 7. Mai.

Nach dem mutmaßlichen Terroranschlag in Paris haben Fillon, Le Pen und Macron ihre für das Wochenende geplanten Wahlkampfauftritte abgesagt.

Einer aktuellen Umfrage des Instituts Elabe zufolge kann der parteiunabhängige Emmanuel Macron seine Favoritenrolle festigen. Wie bereits drei Tage zuvor kommt Macron demnach auf 24 Prozent der Stimmen, seine stärkste Konkurrentin Marine Le Pen auf 21,5 Prozent - das sind 1,5 Prozentpunkte weniger als zuvor.

Allerdings wurden die Umfrageteilnehmer vor dem TV-Auftritt der Kandidaten und dem mutmaßlichen Terroranschlag in Paris am Donnerstagabend befragt. Der Erhebung zufolge würden Macron und Le Pen nach der ersten Wahlrunde in die Stichwahl einziehen. Dort gilt Macron als Favorit. Weiterhin haben auch der konservative Kandidat François Fillon mit 20 Prozent und der Linke Jean-Luc Mélenchon mit 19,5 Prozent noch Chancen, in die Stichwahl zu kommen.

Bei dem Attentat auf der Prachtstraße Champs-Elysées ist dem Auswärtigen Amt zufolge auch eine Deutsche verletzt worden. Sie sei zufällig Opfer des Anschlags auf Polizisten geworden, teilte ein Sprecher am Freitag in Berlin mit.

(AFP)
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