Globale Kommunkation USA in Sorge um Unterseekabel — russische U-Boote angeblich in der Nähe

Washington · Einem Medienbericht zufolge sollen sich russische Spionage-U-Boote derzeit immer wieder auffällig nahe an Untersee-Kabeln aufhalten. Über diese Kabel läuft demnach fast die gesamte Kommunikation von und in die USA. Das amerikanische Militär ist demnach besorgt.

 Russische U-Boote wie dieses (Archivbild von der Militärparade vor Wladiwostok 2014) sollen US-Militärs zufolge im Atlantik Internetkabel auskundschaften.

Russische U-Boote wie dieses (Archivbild von der Militärparade vor Wladiwostok 2014) sollen US-Militärs zufolge im Atlantik Internetkabel auskundschaften.

Foto: Gennady Dolgov / Shutterstock.com

Die russischen U-Boote und Spionageschiffe verhielten sich "aggressiv", heißt es in dem Bericht der "New York Times". Zwar gebe es bislang keine Hinweise darauf, dass Kabel von den Russen gekappt worden seien. Amerikanische Militäroffiziere und Geheimdienstagenten, die in dem Artikel nicht namentlich genannt werden, fürchteten aber, dass Russland im Falle eines Konfliktes mit den USA einen Angriff auf die Internetkabel planen könnte.

Zum Beispiel sei in den vergangenen Monaten ein russisches Schiff zwischen den USA und Kuba gekreuzt. Dies sei dem Bericht der "New York Times" zufolge deshalb auffällig, weil dort ein wichtiges Internetkabel unter Wasser entlanglaufe. Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge handelt es sich bei dem Schiff mit dem Namen "Yantar" allerdings um ein Forschungs- und kein Kriegsschiff, schreibt die "New York Times".

Westliche Regierungen, Wirtschaften und Bürger seien dem Bericht zufolge in höchstem Grade abhängig von den Unterwasser-Kabeln. Mit einem Angriff könnte Russland den Datenfluss von und in die USA unterbrechen. Sicherheitsexperten in den USA machten sich Sorgen, dass das russische Militär die Kabel an einer besonders schwer zugänglichen Stelle im Atlantik zerstören könnte, um den USA massiv zu schaden. Das Ziel der russischen Spionageboote wäre demnach, geeignete Stellen für einen solchen Angriff zu erkunden.

Der Verlauf der meisten Internetkabel im Atlantik ist laut Michael Sechrist, ehemaliger Projektmanager an der Universität Harvard-M.I.T., öffentlich bekannt. Lediglich einige ausschließlich militärisch gentutze Kabel werden von den USA geheim gehalten. Der "New York Times" zufolge bezeichnet das amerikanische Heimatschutzministerium Knotenpunkte in der Nähe von New York, Miami und Los Angeles, wo die Kabel den Kontinent erreichen, als besonders wichtigen Teil der Kommunikations-Infrastruktur.

Die Internetkabel seien heute so wichtig wie nie zuvor. Laut "New York Times" werden über sie täglich Informationen über Businessdeals in aller Welt kommuniziert, die mehr als zehn Billionen US-Dollar wert sind. Auch Finanzinstitutionen ließen über die Kabel einen Teil ihrer Transaktionen laufen. Eine Störung dieser Kabel würde den Fluss des Kapitals unterbrechen. Auch 95 Prozent der täglichen Kommunikation von und in die USA laufe über die Unterwasser-Kabel, heißt es in dem Bericht.

Mehr als ein Dutzend amerikanischer Offizielle hätten der "New York Times" bestätigt, dass das Pentagon den russischen U-Booten derzeit besondere Aufmerksamkeit schenke. "Ich mache mir jeden Tag Sorgen darüber, was die Russen da machen", wird Admiral Frederick Roegge, Kommandant der amerikanischen U-Bootflotte im Pazifik, zitiert. Auf die Frage nach möglichen Plänen der Russen, die Internetkabel zu zerstören, wollte Roegge nicht antworten.

Ein europäischer Diplomat verglich laut "New York Times" das Level der russischen Aktivitäten in der Nähe der Internetkabel mit "dem, was wir während des Kalten Krieges beobachtet haben". Das Natomitglied Norwegen sei derart besorgt von den russischen Aktivitäten, dass es seine Nachbarn bei der Beobachtung der Russen um Hilfe gebeten habe.

Dass das russische Militär Internetkabel ausspionieren und beschädigen könnte, ist offenbar nur eine Sorge, die die USA im Zusammenhang mit der Modernisierung der russischen Marine umtreibt. "New York Times" verweist auf eine Rede des amerikanischen Admiral Mark Ferguson, der die amerikanische Marine in Europa führt. Er sagte in Washington, dass auch die Professionalität und die Schnelligkeit bei ihren Operationen der russischen Marine steige. Unter anderem baue Russland derzeit eine unbemannte Drohne für den Einsatz unter Wasser, die eine kleine Atomwaffe transportieren könne.

(lsa)
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