Schleppender Friedensprozess Drei Aufständische getötet - Ukraine droht neue Gewalteskalation

Moskau/Donezk · Im Ukraine-Konflikt droht nach der Ankunft der ersten westlichen Militärausbilder und wegen der brüchigen Waffenruhe im Kriegsgebiet Donbass eine neue Eskalation der Gewalt. Bei einem Beschuss durch die ukrainische Armee seien drei Aufständische getötet worden, teilten die prorussischen Separatisten am Freitag mit.

 En Soldat geht auf den Straßen eines Dorfes östlich von Mariupol in Deckung.

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Foto: afp, jd/tlr

Nach Darstellung von Separatistenführer Alexander Sachartschenko bereitet die Führung in Kiew einen Angriff auf den Donbass vor. Die Truppenstärke der Armee an der Front übersteige bereits 30 000 Mann. "Sie stählen ihre Kriegsmuskeln", sagte Sachartschenko und warnte vor einem Scheitern des am 12. Februar in der weißrussischen Hauptstadt Minsk vereinbarten Friedensplans.

Kremlchef Wladimir Putin forderte die Führung in Kiew zur Einhaltung des Minsker Abkommens auf. Der Friedensplan sei eine "echte Möglichkeit für eine Deeskalation", sagte er. Die Separatisten und Kiew beschuldigen sich gegenseitig, das Abkommen zu brechen. Die schleppende Umsetzung der Minsker Vereinbarungen hat für Russland eine Verlängerung der EU-Sanktionen zur Folge.

Poroschenkos Antrittsbesuch bei Merkel und Gauck
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Die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten beschlossen bei einem Gipfeltreffen am Donnerstag in Brüssel, die zunächst bis Ende Juli befristeten Strafmaßnahmen erst dann aufzuheben, wenn der Friedensplan komplett erfüllt ist. Zu einer möglichen Reaktion Russlands sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow, Gegensanktionen seien derzeit kein Thema. Mit Blick auf die westlichen Militärausbilder in der Ukraine warnte er vor einem neuen Aufflammen der Gewalt.

Das US-Verteidigungsministerium kündigte an, möglicherweise schon im April 290 US-Ausbilder in der Westukraine zu stationieren. Sie sollen Soldaten der ukrainischen Nationalgarde beibringen, wie sie Infrastrukturobjekte schützen und auf Raketenbeschuss reagieren können, wie Pentagonsprecher Steve Warren in Washington sagte. Am Schwarzen Meer hatten bereits 35 britische Armeeangehörige mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten begonnen. Kiew hatte in dieser Woche den Aufenthalt von bis zu 1000 ausländischen Soldaten erlaubt.

Anti-Maidan-Bewegung bringt Zehntausende auf die Straße
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Um den Friedensprozess für die Ostukraine voranzubringen, rief der russische Außenminister Sergej Lawrow die Konfliktparteien zu direkten Gesprächen auf. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte nach einem Telefonat Lawrows mit seinem deutschen Kollegen Frank-Walter Steinmeier, dass für die ukrainische Regierung solche Treffen auf Augenhöhe mit Separatisten "aus nachvollziehbaren Gründen" schwierig seien. Dafür sei die Ukraine-Kontaktgruppe ins Leben gerufen worden.

Für kommende Woche ist ein Vierertreffen der Vize-Außenminister Deutschlands, Frankreichs, der Ukraine und Russlands zum Ukraine-Konflikt geplant. Details waren zunächst nicht bekannt. Der frühere Kremlchef und Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow forderte erneut eine friedliche Lösung des Konflikts. Der 84-Jährige, der als einer der Väter der deutschen Wiedervereinigung 1990 gilt, mahnte den Westen, Russland nicht zu isolieren. Russland könne einen bedeutenden Beitrag zur Beseitigung des "globalen Chaos" leisten, schrieb er in der Regierungszeitung "Rossijskaja Gaseta".

(dpa)
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