Nächtliche Beratungen zur Ukraine-Krise Wladimir Putin lässt Angela Merkel warten

Mailand · Wladimir Putins Annäherungsversuch an den Westen hätte reibungsloser beginnen können. Erst lässt der russische Präsident Bundeskanzlerin Angela Merkel warten, dann platzt er in eine Willkommensrede von EU-Ratspräsident Hermann Van Rompuy. Schließlich starteten beim zehnten Asien-Europa-Treffen in Mailand dann doch noch die Gespräche zur Ukraine-Krise.

 Putin und Merkel beim nächtlichen Spitzentreffen in Mailand.

Putin und Merkel beim nächtlichen Spitzentreffen in Mailand.

Foto: afp, MM

Russlands Präsident hat beim zehnten Asien-Europa-Treffen in Mailand nach einem missglückten Start Gespräche mit europäischen Staats- und Regierungschefs aufgenommen. Zum vor dem offiziellen Start angedachten Treffen mit Merkel kam Putin Stunden zu spät, weil er zuvor in Belgrad mit allerlei militärischen Ehren gewürdigt wurde.

Auch den Willkommensgruß bei einem gemeinsamen Abendessen der mehr als 50 Staats- und Regierungschefs aus Europa und Asien am Donnerstagabend verpasste Putin. Fernsehkameras zeigten, wie der russische Präsident mitten in der Begrüßung durch den Präsidenten des Europäischen Rates, Herman Van Rompuy, in den Saal spazierte. Zum Merkel-Putin-Treffen kam es so erst nach dem Abendessen — vier Stunden später als geplant, wie die Nachrichtenagentur Interfax berichtete.

Die beiden Politiker trafen sich am Donnerstagabend um 23.15 Uhr in Merkels Hotel in der Innenstadt von Mailand. Die Zusammenkunft endete erst knapp zweieinhalb Stunden später. Am frühen Abend hatte die Kanzlerin schon den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko zu Beratungen getroffen.

Über den Verlauf des Gespräches mit Putin gab es zunächst keine Informationen von deutscher Seite. Wie Putins Sprecher Dmitri Peskow in der Nacht zum Freitag nach Angaben der Nachrichtenagentur Itar-Tass sagte, gebe es weiter erhebliche Meinungsverschiedenheiten über den Ursprung der innenpolitischen Krise in der Ukraine und die Ursachen für die augenblicklichen Ereignisse. Merkel und Putin hätten über die Kontrolle der Waffenruhe in der Ostukraine und die Gasversorgung gesprochen.

Am Freitag Treffen mIt Poroschenko

Putin will den Westen davon überzeugen, Wirtschaftssanktionen zu lockern, die gegen Russland im Zuge der Annexion der Krim-Halbinsel sowie des Vorgehens des Landes in der Ostukraine verhängt worden waren. Am Freitag um 8 Uhr sollte Putin dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko begegnen, den Merkel bereits am Donnerstag getroffen hatte. Auch ein Gespräch mit dem italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi stand auf Putins Plan.

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Merkel sagte bei ihrer Ankunft in Mailand, es sei vor allem Russlands Aufgabe, dass die Waffenstillstandsvereinbarungen von Minsk für die Ostukraine eingehalten werden. Da gebe es leider noch viele Defizite. Wichtig sei, den Dialog zu suchen. Poroschenko äußerte die Hoffnung, dass die Diskussionen am Freitag zu "Frieden und Stabilität in der Ukraine" führten.

Merkel war nicht die einzige, die auf Putin warten musste. Die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtete, dass auch Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi auf seinen alten Freund wartete. Er befindet sich derzeit wegen einer Verurteilung wegen Steuerbetrugs unter Hausarrest, bekam vom Gericht aber die Erlaubnis, die Nacht außerhalb seiner Villa verbringen zu dürfen.

Femen-Proteste in Mailand

Putins Anwesenheit bei dem zweitägigen Gipfel löste bereits vor seinem Eintreffen Proteste aus. Vor dem Mailänder Dom entblößten zwei Mitglieder der Femen-Gruppe ihre Brüste und forderten ein Ende des Blutvergießens in der Ukraine. In der Stadt gab es zudem eine kleinere Kundgebung gegen Putin.

Das Asem-Treffen ist Putins erstes Zusammentreffen mit westlichen Staats- und Regierungschefs seit dem D-Day-Gedenken in Frankreich im Juni. Vor seiner Ankunft in Mailand kam Putin am Donnerstag in Belgrad zu Gesprächen mit der serbischen Regierung zusammen. Putin wurde von Tausenden Serben begeistert empfangen und nahm an den Feierlichkeiten zur Befreiung Belgrads von der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg teil, die sich am Donnerstag zum 70. Mal jährte.

Putin sagte in Belgrad, er hoffe, dass der Streit mit der Ukraine über den von Russland geforderten Gaspreis in Mailand beigelegt werden könne. "Russland ist immer ein vertrauenswürdiger Lieferant gewesen. Es gibt jedoch große Transitrisiken", sagte Putin und nahm damit Bezug darauf, dass die Ukraine zwischen Russland und der EU liegt.

(ap)
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