Erste Lastwagen passieren Grenze zur Ukraine Moskau startet Hilfskonvoi - Kiew spricht von Invasion

Moskau · Die russische Regierung hat ihren seit Tagen an der Grenze festsitzenden Hilfskonvoi ohne das Einverständnis Kiews und des Roten Kreuzes in die Ukraine geschickt. Die Regierung in Kiew nennt die Aktion eine Invasion.

 Der Hilfskonvois passiert die Grenze.

Der Hilfskonvois passiert die Grenze.

Foto: afp, YK/jk

Wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete, passierten die ersten Lastwagen des Konvois am Freitag die Grenzlinie bei der russischen Ortschaft Donezk, die denselben Namen wie die ostukrainische Großstadt trägt.

Sie fuhren bis zum ukrainischen Zoll im Transitbereich vor, unbestätigten russischen Medienberichten zufolge auch darüber hinaus.

"Wir ertragen die offenen Lügen und die Weigerung, eine Einigung zu erzielen, nicht länger - Russland hat beschlossen, zu handeln", erklärte das Außenministerium in Moskau kurz zuvor. "Unser humanitärer Hilfskonvoi startet in Richtung Lugansk", hieß es weiter.

Die Ukraine wertet die Fahrt des russischen Hilfskonvois im Osten des Landes als Invasion. Rund 90 Lastwagen seien ohne Freigabe der ukrainischen Behörden und ohne die vereinbarte Begleitung durch das Rote Kreuz im Land, sagte der Sprecher des ukrainischen Sicherheitsrates, Andrej Lisenko, am Freitag vor Journalisten in Kiew. "Wir betrachten dies als eine direkte Invasion Russlands in die Ukraine", erklärte der Chef des Sicherheitsrates, Walentin Naliwaytschenko.

Die Regierung in Kiew hatte den Konvoi am vergangenen Wochenende nach langem Streit als humanitären Einsatz für die notleidende Bevölkerung in der Ostukraine anerkannt. Am Donnerstag begann der Grenzschutz mit der Abfertigung der seit mehr als einer Woche wartenden fast 300 Lastwagen.

Der Konvoi sollte für die Weiterfahrt eigentlich grünes Licht vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bekommen. Dieses verlangte jedoch Versicherungen aus Kiew und von den prorussischen Separatisten, dass der Konvoi nicht angegriffen werde.

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Die ukrainische Regierung hatte mehrfach die Befürchtung geäußert, dass mit dem Konvoi neue Waffen an die Separatisten geliefert werden könnten. Daher sollte das IKRK sämtliche Lastwagen kontrollieren und bei der Verteilung der Hilfsmittel helfen.

Am Freitag teilte die Hilfsorganisation mit, dass sie den Konvoi in der Ukraine nicht begleite. Das Außenministerium in Moskau erklärte, die russische Seite sei bereit, die Lastwagen durch das IKRK begleiten und die Verteilung der Hilfsmittel überwachen zu lassen.

Eine IKRK-Sprecherin in Moskau sagte AFP, die Sicherheitslage sei nicht ausreichend stabil. Demnach berichteten Mitarbeiter der Organisation von heftigen nächtlichen Gefechten in Lugansk. Die umkämpfte Stadt ist seit Wochen zu großen Teilen von der Wasser- und Stromversorgung abgeschnitten.

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Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte in Moskau, dass der russische Staatschef Wladimir Putin Kenntnis vom Start des Konvois habe. Er bestätigte jedoch nicht, dass Putin angeordnet habe, die Grenze zur Ukraine zu passieren.

(DEU)
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