Gefechte in der Ostukraine Kiew setzt Militäroffensive fort - Festnahmen in Odessa

Kiew · Nach den schweren Unruhen mit zahlreichen Toten in der Schwarzmeerstadt Odessa hat die Polizei mehr als 130 Menschen festgenommen. Die ukrainische Armee weitet derweil ihre Offensive zur Rückeroberung mehrere Städte im Osten des Landes aus.

Ukraine: Brand und Krawalle in Odessa - Dutzende Tote
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Ukraine: Brand und Krawalle in Odessa - Dutzende Tote

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"Die aktive Phase des Einsatzes dauert an", teilte Innenminister Arsen Awakow am Samstag auf seiner Facebook-Seite mit. "Wir werden nicht aufhören." In der Nacht zum Samstag hätten die Streitkräfte die Kontrolle über den Fernsehturm in Kramatorsk übernommen, der zuvor von prorussischen Milizen eingenommen worden war.

Kramatorsk liegt etwa 17 Kilometer südlich der seit Wochen von Separatisten kontrollierten Stadt Slawjansk. Dort war es am Freitag zu schweren Gefechten zwischen Armee und Separatisten gekommen. Mindestens neun Menschen wurden dabei getötet, unter ihnen zwei Insassen eines Militärhubschraubers. Die ukrainische Armee hatte am frühen Freitagmorgen ihre Offensive gegen die Milizen in Slawjansk und Kramatorsk gestartet.

Für Entsetzen hatten am Freitag mehr aber noch die Ereignisse in der Schwarmeerstadt Odessa gesorgt. Bei einem Brand in Odessa waren am Freitag zudem mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen. Das Feuer war in einem Gewerkschaftshaus in der Schwarzmeerstadt im Süden des Landes ausgebrochen. Die Übergangsregierung Kiew sprach von "krimineller Brandstiftung". Bei Straßenschlachten zwischen Anhängern der Regierungen in Moskau und Kiew waren zuvor vier Menschen getötet worden.

Angriff in Slawjansk: Gewalt in der Ukraine eskaliert
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Angriff in Slawjansk: Gewalt in der Ukraine eskaliert

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Die Polizei hat inzwischen mehr als 130 Menschen festgenommen. Ihnen drohten Anklagen wegen Beteiligung am Aufruhr bis hin zu vorsätzlichem Mord, teilte der örtliche Polizeichef Petro Luziuk am Samstag mit.

Zuvor war der Konflikt auch im bisher eher ruhigen Odessa eskaliert. Nach stundenlangen Straßenschlachten zwischen prorussischen Aktivisten und Anhängern der Regierung ging ein Gewerkschaftsgebäude in Flammen auf. Die Polizei sprach zuletzt von 37 Toten. Die meisten Menschen starben, als sie aus dem brennenden Haus sprangen oder an Rauchvergiftungen. Mindestens vier Menschen sollen bei den Krawallen getötet worden sein. 200 Menschen wurden den Behörden zufolge verletzt.

Das russische Außenministerium machte für die Vorfälle die Zentralregierung verantwortlich. Die "Tragödie von Odessa" sei ein weiterer Beleg für "Kiews kriminelles Vertrauen auf Gewalt und Einschüchterung", hieß es. Das Ministerium verlangte demnach mehr Informationen darüber, ob Russen unter den Opfern waren. Itar-Tass berichtete unter Berufung auf ukrainische Medienberichte von 15 getöteten Russen.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zeigte sich bestürzt über die mehr als 30 Todesopfer. "Die Tragödie von Odessa muss ein Weckruf sein! Gewalt löst nur Gegengewalt aus", ließ er am Samstagmorgen in Berlin mitteilen. "Wenn dem jetzt nicht Einhalt geboten wird, kann der Moment kommen, an dem sich alles nicht mehr stoppen lässt. Deshalb darf von den politisch Verantwortlichen aller Seiten nicht noch mehr Öl ins Feuer gegossen werden. Das fängt schon bei der Wahl der Worte an: Martialische Kriegsrhetorik macht alles nur noch schlimmer."

In Washington riefen Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama Russland erneut auf, zu einer Beilegung der Krise beizutragen. Russland erklärte indes, nach der ukrainische Offensive sei das Genfer Abkommen zur friedlichen Lösung der Krise Geschichte.

(AFP REU dpa)
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