Am Sonntag findet das Referendum statt Ukrainischer Präsident warnt Separatisten im Osten

Mariupol · In Donezk und Lugansk wird am Sonntag über die Bildung souveräner "Volksrepubliken" abgestimmt. Im Vorfeld bezeichnen Kiew und der Westen die Abstimmungen einmal mehr als illegal.

Ukraine-Krise: Kämpfe in Mariupol fordern Tote
10 Bilder

Ukraine-Krise: Kämpfe in Mariupol fordern Tote

10 Bilder

Vor den Referenden in der Ostukraine am Sonntag hat Präsident Alexander Turtschinow noch einmal eine scharfe Warnung an die dortigen Separatisten gerichtet. Die Abspaltung von Teilen der Region käme einer "völligen Zerstörung der Wirtschaft, der Sozialprogramme und des allgemeinen Lebens für die Mehrheit der Bevölkerung" gleich, erklärte Turtschinow am Samstag. "Das ist ein Schritt in den Abgrund für die Regionen."

In der Ostukraine halten prorussische Aufständische seit Wochen Regierungsgebäude unter ihrer Kontrolle und liefern sich Auseinandersetzungen mit ukrainischen Sicherheitskräften. In der Stadt Mariupol kamen am Freitag mindestens sieben Menschen ums Leben. Am Samstag war die Lage dort gespannt. Einige Straßen in der Innenstadt waren durch Barrikaden aus Autoreifen blockiert.

Das Referendum habe in Mariupol und einem anderen Bezirk angesichts der Spannungen dort bereits früher begonnen, sagte der Anführer der Aufständischen in Donezk, Roman Ljagin, russischen Nachrichtenagenturen. Abgestimmt wird neben Donezk am Sonntag auch in der Provinz Lugansk.

Die Regierung in Kiew und der Westen haben bereits angekündigt, die Abstimmungen - wie bereits ein ähnliches Referendum auf der Krim im März - nicht anzuerkennen. Die ukrainische Schwarzmeerhalbinsel war damals nur wenige Tage später von Russland annektiert worden.

Bei einem Treffen mit dem französischen Präsidenten François Hollande bezeichnete Bundeskanzlerin Angela Merkel die Referenden am Samstag als unrechtmäßig. Hollande erklärte, sie hätten "kein Gewicht". Beide appellierten für einen nationalen Dialog zwischen den Konfliktparteien und riefen auch den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf, zur Deeskalation vor der ukrainischen Präsidentenwahl am 25. Mai beizutragen.

Der seit dem Sturz des russlandfreundlichen Staatschefs Viktor Janukowitsch interimistisch amtierende Präsident Turtschinow erklärte, die Regierung in Kiew sei bereit, mit Vertretern der östlichen Regionen zu verhandeln, nicht aber "mit Terroristen, deren Aufgabe die Zerstörung des Landes ist - eine Aufgabe, die ihnen ihre Meister gegeben haben". Die Ukraine beschuldigt Russland, die Unruhen im Osten des Landes zu schüren, um damit das Land zu destabilisieren oder einen Einmarsch vorzubereiten.

Ähnlich wie auf der Krim dürften auch die Referenden in der Ostukraine am Sonntag die weiteren Entwicklungen in der Region bestimmen. Die Organisatoren der Abstimmung in Donezk hatten erklärt, dass sie im Fall einer mehrheitlichen Zustimmung erst danach entscheiden würden, welchen Weg sie einschlagen - eine völlige Unabhängigkeit, eine Eingliederung in Russland oder den Verbleib in der Ukraine mit deutlich größeren Autonomierechten.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort