Bewohner der Ost-Ukraine stimmen über Abspaltung ab Umstrittenes Referendum von Gewalt begleitet

Donezk · Im Osten der Ukraine hat am Sonntagmorgen das umstrittene Referendum über die Abspaltung der Regionen Lugansk und Donezk begonnen. In der Rebellenhochburg Slawjansk gab es in der Nacht heftige Kämpfe.

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Die insgesamt 7,3 Millionen Einwohner der Regionen sollen über die Unabhängigkeit der beiden selbsternannten "Volksrepubliken" entscheiden.

Die Frage, ob sich die Gebiete dann wie die ukrainische Halbinsel Krim der Russischen Föderation anschließen, ist nicht Gegenstand der Befragung. Die Übergangsregierung in Kiew ebenso wie der Großteil der Staatengemeinschaft sieht die Abstimmung als illegal und will ihr Ergebnis nicht anerkennen.

In der Nacht waren vom Stadtrand von Slawjansk schweres Geschützfeuer und Maschinengewehrsalven zu hören, wie ein AFP-Reporter berichtete. Am Morgen setzte das Artilleriefeuer erneut ein. Zudem wurden von dem Vorort Andrijwka am südlichen Zugang der Stadt Feuergefechte zwischen den prorussischen Milizen und den ukrainischen Sicherheitskräften gemeldet, die seit einer Woche die Industriestadt von 110.000 Einwohnern belagern. "Es gibt Opfer", sagte die Rebellensprecherin Stella Choroschewa, ohne weitere Details zu nennen.

Kurz vor Beginn der Referenden warf die US-Regierung Russland erneut vor, zu wenig zur Entspannung der Lage im Osten der Ukraine zu tun. Die US-Außenamtssprecherin Jen Psaki erklärte am Samstagabend, die US-Regierung sei "enttäuscht" darüber, dass der Kreml nicht seinen Einfluss geltend gemacht habe, um die Abstimmungen zu "verhindern". Putin hatte am Mittwoch an die Separatisten appelliert, die Referenden zu verschieben, um einen nationalen Dialog zu ermöglichen. Im Gegenzug müsse Kiew aber seinen Militäreinsatz gegen die prorussischen Milizen stoppen, forderte Putin.

Seit diesem Appell habe Moskau nichts unternommen, erklärte Psaki. Auch sei trotz Putins Ankündigung kein Abzug der russischen Truppen von der ukrainischen Grenze zu erkennen. Die USA betrachteten die Referenden als "illegal", betonte die Sprecherin. Sie verletzten internationales Recht und die territoriale Integrität der Ukraine. Die USA würden die Ergebnisse nicht anerkennen. Die Separatisten zeigten sich im Vorfeld sicher, dass die Bürger der Unabhängigkeit zustimmen. Umfragen zeigten dagegen, dass eine Mehrheit der Bevölkerung im Osten für den Erhalt der staatlichen Einheit der Ukraine ist.

Fraglich war zudem, ob tatsächlich in allen Orten der beiden Regionen Wahllokale für die Abstimmung öffnen würden. Zwar kontrollieren die Separatisten mehr als ein Dutzend Städte wie Donezk, Lugansk, Slawjansk und Kramatorsk, doch in vielen Orten finden sie Unterstützung. In der Schule Nummer 1 in Donezk lief die Abstimmung um 08.00 Uhr aber wie geplant an. Ein Dutzend Helfer stand mit Wählerlisten und zwei Urnen bereit. Die bereits vor Öffnung des Wahllokals eingetroffene Wählerin Victoria Petrowna sagte, es sei "ein wichtiger Tag" und Abstimmen sei wichtig.

(AFP)
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