Rassistische Anfeindungen und Gewalttaten Ungarische Roma gründen Bürgerwehr

Budapest · Die Roma-Vereinigung der südungarischen Stadt Pecs (Fünfkirchen) will rassistische Anfeindungen und Gewalttaten nicht mehr wehrlos hinnehmen. Sie gab die Gründung einer eigenen "Roma-Garde" bekannt. "Garde-Kommandant" Ferenc Bago rechtfertigte die Initiative mit dem Argument, dass die rechtsextremistische "Ungarische Garde" trotz gesetzlichem Verbot immer noch Roma terrorisiere und die reguläre Polizei dagegen nicht einschreite.

Seine "Roma-Garde", so Bago, sei der Anfang einer künftig landesweit agierenden Bürgerwehr, der bis zu 8000 Mitglieder angehören sollen. Die Aufgabe umschrieb Bago so: "Roma, Juden und alle sich bedroht fühlenden Minderheiten beschützen, bis die Polizei eintrifft."

Lokalmedien berichten über Geldsammlungen für Waffenkäufe, was Bago dementiert. Doch drohte Istvan Kovacs, Vorsitzender der Roma-Selbstverwaltung der Stadt Mohacs: Künftig müssten die rassistischen Gardisten "mit Gegenmaßnahmen rechnen, wenn sie in Roma-Dörfern aufmarschieren, um dort Angst und Schrecken zu verbreiten".

Beobachter warnen bereits vor bürgerkriegsähnlichen Konflikten. Der Polizeipräsident des Komitats Baranya versicherte, er werde "entschieden gegen gesetzwidrige Organisationen vorgehen", dürfte aber nach landesüblichem Brauch aber nur die neue "Roma-Garde" im Visier haben. Die linksliberale Zeitung "Nepszabadsag" nennt die Situation "ziemlich verrückt", andere Kommentatoren hoffen, dass die Roma bloß bluffen.

Die "Ungarischen Garden" gibt es seit 2007. Sie treten in Uniformen auf, die den faschistischen Pfeilkreuzlern gleichen, den einstigen Hitler-Verbündeten. Die Schlägertruppe ist quasi der paramilitärische Arm der rechtsextremen Partei Jobbik (Die Besseren), die bei den Wahlen 2010 mit 17 Prozent als drittstärkste Partei hervorging. Garde-Gründer Gabor Vona (34) ist heute Chef von Jobbik. Ihren einzigen Daseinszweck beschreibt die "Magyar Garda" so: Ungarn von der "Zigeunerkriminalität" zu säubern, weil die reguläre Polizei versage.

(RP/csi)
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