Großoffensive in Südafghanistan US-Armee nennt Einsatz fast beendet

Kandahar (RPO). Der Kampf um die einstige Taliban-Hochburg Mardscha im Süden Afghanistans ist nach Angaben des verantwortlichen US-Kommandeurs fast beendet. Der Großteil der Kämpfe sei vorbei, sagte General Ben Hodges am Freitag (Ortszeit) laut Medienberichten.

Die Offensive der Nato in Helmland
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Wie Hodges dem US-Fernsehsender PBS sagte, seien die meisten Taliban-Kämpfer in und um Mardscha entweder getötet oder verjagt worden oder hätten sich unerkannt unter die Bevölkerung gemischt. Zwar werde es noch einige Wochen lang sporadische Kämpfe geben, erklärte der Brigadegeneral, der die Operationen in Südafghanistan leitet. "Aber der Großteil der Kämpfe liegt meiner Meinung nach hinter uns."

Die Offensive "Muschtarak", an der rund 15.000 afghanische und ausländische Soldaten beteiligt sind, läuft seit Mitte Februar und soll die Taliban aus den Opium-Anbaugebieten rund um Mardscha vertreiben. Am Donnerstag wurde als Zeichen der Kontrollübernahme die afghanische Flagge in Mardscha gehisst. Die Offensive gilt als erster großer Testfall für die Erfolgsaussichten der neuen Afghanistan-Strategie von US-Präsident Barack Obama, die die Vertreibung der Taliban mit einem zivilen Aufbau verbinden soll.

Kandahar mögliches neues Ziel

Nach Angaben aus Regierungskreisen in Washington war die Offensive aber nur das "taktische Vorspiel" für einen noch größeren Einsatz in der südafghanischen Nachbarprovinz Kandahar. Die Stadt Kandahar sei eine Hochburg und "gewissermaßen die Hauptstadt" der Taliban, sagte ein hochrangiger Vertreter der US-Regierung. Die Rückeroberung der Stadt sei daher "ein Ziel für 2010".

Auch der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Samarai Baschari, sagte, dass Kandahar vermutlich der nächste Schritt sei. Insgesamt werde der großangelegte Vorstoß gegen die Taliban bis zu 18 Monate dauern.

Der britische Generalstabschef David Richards sprach von einem "Wendepunkt" im Kampf gegen die Aufständischen. Nach der Offensive in Mardscha sehe er "sehr optimistische Anzeichen" dafür, dass die britische Armee 2011 mit dem Abzug aus Afghanistan beginnen könne, sagte Richards der Zeitung "Daily Telegraph". Der Großteil der Truppen könne dann in den kommenden fünf Jahren abziehen.

Der Sprecher der Provinzregierung in Helmand, Daud Ahmadi, bezeichnete die Situation in Mardscha nach dem Abflauen der Gefechte als "normal". Ein Problem seien aber weiterhin die von den Taliban gelegten Minen und Sprengsätze. Darum hätten die Behörden auch noch kein offizielles Programm zur Rückkehr der vor den Kämpfen geflohenen Flüchtlinge gestartet.

Russland kritisiert USA und Nato

Russland warf den USA unterdessen Untätigkeit im Kampf gegen den Drogenanbau in Afghanistan vor. Dass die USA keine Opium-Plantagen mehr zerstörten, klinge für die Drogenproduzenten nach einer "festen Garantie für Straffreiheit", sagte der Chef der Drogenkontrollbehörde, Viktor Iwanow. Auch die Nato gehe nur gegen Drogen-Produzenten vor, die Verbindungen zu den Taliban hätten.

Nach dem Amtsantritt von Obama hatten die USA ihre Strategie im Kampf gegen den Drogenanbau in Afghanistan geändert. Auf die Zerstörung von Mohnfeldern wird nun verzichtet, um den Taliban nicht noch mehr Zulauf von verarmten Bauern zu verschaffen. Afghanistan ist der weltweit größte Opium-Produzent.

(AFP/das)
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