US-Luftschlag Gabriel nennt US-Angriff in Syrien "nachvollziehbar"

Moskau · Nach dem Luftangriff der US-Armee auf einen Luftwaffenstützpunkt in Syrien hat Moskau das militärische Vorgehen scharf verurteilt. Außenminister Gabriel bezeichnete Donald Trumps Schritt hingegen als nachvollziehbar.

Nach dem Luftangriff der US-Armee auf eine syrische Militärbasis hat sich nach Russland nun auch die Bundesregierung geäußert: "Dass die Vereinigten Staaten jetzt mit einem Angriff gegen die militärischen Strukturen des Assad-Regimes reagiert haben, von denen dieses grausame Kriegsverbrechen ausging, ist nachvollziehbar", erklärte Gabriel am Freitag am Rande seiner Mali-Reise in Bamako, wie das Auswärtige Amt in Berlin mitteilte. Zugleich warb er für eine "politische Lösung" des Bürgerkriegs in Syrien: "So nachvollziehbar nach dem Versagen des Weltsicherheitsrats der Militäreinsatz der USA gegen die militärische Infrastruktur auch war, so entscheidend ist es jetzt, zu gemeinsamen Friedensbemühungen unter dem Dach der UN zu kommen", sagte Gabriel.

Es gelte jetzt, mit aller Kraft die Arbeit der Vereinten Nationen zu unterstützen, um eine politische Lösung des Bürgerkriegs zu erreichen. "Europa und auch Deutschland stehen dafür bereit", sagte Gabriel. "Die schrecklichen Ereignisse der letzten Tage zeigen, dass dafür auch die beteiligten Konfliktparteien aus der Region und auch die USA und Russland gebraucht werden."

Die russische Führung hat den US-Angriff hingegen scharf verurteilt. "Präsident Putin hält die amerikanischen Angriffe für eine Aggression gegen einen souveränen Staat, gegen das Völkerrecht, dazu noch mit einem erdachten Vorwand", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag in Moskau.

Die syrische Armee habe keine Chemiewaffen mehr, das habe nach der Entwaffnung auch die zuständige UN-Organisation bestätigt. Als Reaktion auf einen mutmaßlichen Giftgasangriff der Syrer haben die USA in der Nacht auf Freitag einen Militärflugplatz mit Marschflugkörpern bombardiert. Russland steht im Syrien-Konflikt an der Seite des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad.

Auch die iranische Regierung erklärte, sie verurteilte den US-Luftangriff "entschieden". Der schiitische Iran ist neben Russland der engste Verbündete Assads.

Saudi-Arabien gehört zu hingegen den schärfsten Gegnern der syrischen Regierung und fordert seit langem einen Sturz von Präsident Baschar al-Assad. Das sunnitische Königreich unterstützt auch syrische Rebellen.

Saudi-Arabien hat den US-Angriff daher auch als eine "mutige Entscheidung" von US-Präsident Donald Trump begrüßt. Das Königreich unterstütze die amerikanische Militäroperation voll und ganz, meldete die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA am Freitag unter Berufung auf das Außenministerium in Riad. Der Angriff sei eine Antwort auf die Verbrechen des syrischen Regimes gegen sein Volk.

Auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den US-Angriff auf einen syrischen Luftwaffenstützpunkt gelobt. US-Präsident Donald Trump habe eine "starke und klare Botschaft" ausgesendet, dass der Gebrauch und die Verbreitung von Chemiewaffen nicht toleriert werde, erklärte das Büro Netanjahus am Freitag. Israel unterstütze die Entscheidung Trumps "voll" und hoffe, dass die Botschaft "nicht nur in Damaskus, sondern auch in Teheran, Pjöngjang und anderswo" gehört werde.

Ein Überlebender des mutmaßlichen Chemiewaffenangriffs in Syrien schöpft nach dem US-Angriff auf einen syrischen Luftwaffenstützpunkt Hoffnung. Er hoffe, die Attacke könne dabei helfen, Luftangriffen der syrischen Regierung ein Ende zu bereiten, sagte der 27-jährige Alaa Aljussef aus Chan Scheichun am Freitag.

Die USA seien in der Lage, syrische Kampfflugzeuge "lahmzulegen", sagte Aljussef, dessen Heimatstadt am Dienstag Ziel des mutmaßlichen Giftgasangriffs gewesen war, bei dem mehr als 80 Menschen getötet worden waren. Er selbst verlor dabei mindestens 25 Angehörige. Der US-Angriff lindere "einen kleinen Teil unseres Leids", sagte er.

Nach Angaben des Pentagons wurden 59 Raketen des Typs Tomahawk abgeschossen. US-Präsident Donald Trump sagte am späten Donnerstagabend (Ortszeit), er habe den Luftschlag angeordnet. Er sprach von einem Akt der Verteidigung nationaler Sicherheitsinteressen. Mit dem Giftgasangriff vor wenigen Tagen, bei dem zahlreiche Menschen getötet wurden, habe Syrien seine internationalen Verpflichtungen und UN-Resolutionen verletzt.

Von dem nun ins Visier genommenen Flugplatz sei vor wenigen Tagen ein Angriff mit Giftgas auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Chan Scheichun ausgegangen, sagte Trump am Rande eines Treffens mit Chinas Staatschef Xi Jinping in Florida. Diese Attacke sei ein "barbarischer Akt" gewesen.

(AFP/DPA)
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