Außenseiter punktet im US-Vorwahlkampf Bernie is back

Washington · Totgesagte leben länger: Manche hatten Bernie Sanders bereits abgeschrieben, doch mit einem Überraschungssieg in Michigan machte er klar, dass Gerüchte über das politische Ableben des Kandidaten stark übertrieben sind.

 Um im Juni als Erster durchs Ziel gehen, muss es Sanders gelingen glasklare Siege zu landen.

Um im Juni als Erster durchs Ziel gehen, muss es Sanders gelingen glasklare Siege zu landen.

Foto: ap

Mit 51 Prozent der Stimmen gewann Bernie Sanders am Dienstag die Vorwahlen der Demokraten in dem Automobilstaat Michigan an der kanadischen Grenze. Auch wenn das Ergebnis denkbar knapp ausfiel, Sanders‘ Sieg ist schon deshalb bemerkenswert, weil die Favoritin Hillary Clinton in sämtlichen Umfragen klar vorn gelegen hatte — in einigen mit einem Vorsprung von über 20 Prozentpunkten.

Kein Wunder, dass der Außenseiter das Ergebnis feierte wie eine dramatische Wende. "Was diese Nacht bedeutet, ist, dass die politische Revolution, von der wir hier reden, in jedem Teil des Landes stark ist", sagte der Senator aus Vermont. "Und ganz ehrlich, wir glauben, dass unsere stärksten Regionen noch kommen."

Zumindest ansatzweise zeigte Sanders in Michigan, dass er auch unter Afroamerikanern zu punkten versteht. In Südstaaten wie Alabama, Georgia oder South Carolina hatten schwarze Wähler, die in ihm eine zwar interessante, aber weitgehend unbekannte Größe sahen, Clinton zu wahren Triumphen verholfen, einer Politikerin, die zentral im Rampenlicht steht, seit sie 1993 als First Lady ins Weiße Haus einzog. Zwar hat die Primary in Mississippi — 83 Prozent für Hillary Clinton — dieses Muster einmal mehr bestätigt, doch in Michigan holte Sanders immerhin ein Drittel der afroamerikanischen Stimmen.

Die Frage ist, ob sich seine Serie am nächsten Dienstag fortsetzt in Regionen, die ähnlich wie Michigan für die Malaise des "Rostgürtels" der Old Economy stehen. Dann sind mit Illinois und Ohio Bundesstaaten an der Reihe, in denen massenhaft Fabriken dichtmachten, weil die Produktion in Billiglohnländer in Lateinamerika und Asien verlegt wurde.

Sanders verbindet den Niedergang der Industrieproduktion explizit mit Handelsabkommen zu Lasten amerikanischer Arbeiter. In Michigan hat er davon profitiert, dass er Nafta, die 1994 ins Leben gerufene Freihandelszone mit Kanada und Mexiko, ebenso kategorisch ablehnte, wie er sich heute gegen den angepeilten transpazifischen Handelspakt TPP stellt. Nicht nur in Illinois und Ohio, auch in Missouri und North Carolina, wo am 15. März gleichfalls Vorwahlen anstehen, dürfte seine Botschaft auf Resonanz stoßen.

Dann wären da die Pazifikstaaten Kalifornien, Oregon und Washington, die alle noch abstimmen müssen: Auch dort steht es nicht schlecht um Sanders‘ Chancen. Gleiches gilt für die Bevölkerungsschwergewichte des Nordostens, etwa New York oder Pennsylvania. In einem Satz, es wäre schlicht töricht, den 74-Jährigen schon jetzt zum Verlierer des Rennens zu erklären.

Nur hat sich bislang, von Ausnahmen abgesehen, auch folgende Regel bestätigt: Gewinnt Clinton, gewinnt sie relativ deutlich, jedenfalls im Süden; liegt Sanders vorn, dann oft nur knapp. Um im Juni als Erster durchs Ziel gehen, müsste es ihm gelingen, seinerseits glasklare Siege zu landen, denn im Unterschied zu den Republikanern vergeben die Demokraten ihre Delegiertenstimmen ausnahmslos nach Proporz. Bis dato hat Clinton 759 der 2383 für die Nominierung benötigten Delegiertenmandate eingesammelt, während Sanders auf 546 kommt.

(fh)
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