Bizarre Einlage beim Konvent der Republikaner Demokraten ziehen über Clint Eastwood her

Tampa · Eigentlich sollte es der große Abend für Mitt Romney werden. Doch nach der großen Republikaner-Show von Tampa spricht Amerika vor allem über die bizarre Schauspieleinlage des 82-jährigen Clint Eastwood. Er hielt Zwiesprache mit einem leeren Stuhl. Das Obama-Lager feixt, Medien fanden den Auftritt bodenlos peinlich.

Clint Eastwood bizarrer Anti-Obama-Sketch
10 Bilder

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Der große Überraschungsgast beim Parteitag der Republikaner - es war der Hollywood-Star Clint Eastwood. Seit Jahr und Tag ist der Schauspieler, der auf der Leinwand so viele eisenharte Kerle verkörpert hat, ein bekennder Republikaner.

Vor vier Jahren unterstützte er bereits Obamas Herausforderer John McCain, früher noch war er ein Anhänger von Richard Nixon. Eastwood kommt dabei eine Ausnahmestellung zu. Die meisten Hollywood-Stars leihen ihre Popularität im Wahlkampf Obama.

Entsprechend groß war der Pomp, mit dem Eastwood am Donnerstagabend auf die Bühne geblasen wurde. Auf den gigantischen Monitoren wurde plötzlich Wild-West-Atmosphäre bemüht. Bilder aus Eastwoods Film "Zwei glorreiche Halunken" flackerten durch das Rund. Bühne frei für den goßen Clint.

Ein bizarres Kammerspiel

Seine Schauspieleinlage geriet jedoch eher zum bizarren Kammerspiel. Der 82-jährige Schauspieler und Regisseur führte auf dem Parteitag der Republikaner in Tampa in Florida zur besten Sendezeit ein Gespräch mit einem leeren Stuhl und tat so, als ob dort Präsident Barack Obama sitzen würde.

In dem imaginären Dialog konfrontierte Eastwood Obama mit Versprechen, die dieser nicht gehalten habe. "Halt den Mund", forderte er den unsichtbaren Präsidenten dabei auf. An einer anderen Stelle nannte er Obama "absolut verrückt" oder kritisierte ihn dafür, dass er mit dem Flugzeug durch das Land fliege, obwohl er sich doch die Umwelt schützen wolle.

Verloren auf der Bühne

Eastwood stellte bei seinem Auftritt Fragen, die enttäuschten Wählern Obamas so auf den Lippen liegen könnten. Die hohe Arbeitslosigkeit nannte er eine "nationale Schande", außerdem sprach er Obamas Versuch, Guantanamo zu schließen, sowie den Militäreinsatz in Afghanistan an.

Dabei hing Eastwood gleich mehrfach in der Luft, verlor den Faden, brachte Sinnzusammenhänge nicht bis zum Ende. Mancherorts löste sein Auftritt nur noch Ungläubigkeit aus. Die Washington Post fragte etwa in ihrer Online-Ausgabe "Wer war an diesem Abend gut und wer war Eastwood?" Die Einlage Eastwoods sei an diesem Abend zur Primetime vollkommen überflüssig gewesen.

Eastwood verabschiedete sich mit einer Zeile aus seinem Film "Dirty Harry": "Make my day", sagte der Schauspieler und rief die Wähler damit auf, ihm mit der Abwahl Obamas den Tag zu versüßen. Mit seiner Darbietung brachte er die Republikaner im Tampa Bay Times Forum zum Johlen. Andernorts wurde sie mit Verstörung aufgenommen.

Der Saal johlte, andere sind peinlich berührt

Der Filmkritiker Roger Ebert, der Eastwood gut kennt, reagierte fassungslos. "Mein Held Clint kommt traurig und armselig rüber", twitterte er. "Das hätte er nicht zu tun brauchen."

Das Wahlkampfteam des Präsidenten nahm den Auftritt mit Kopfschütteln auf und sparte nicht mit Spott. "Was zur Hölle ist das?", fragte Obamas Top-Berater David Axelrod über den Online-Kurznachrichtendienst Twitter.

Pressesprecher Ben LaBolt bezeichnete Clintwoods Einlage als surreal. "Alle Anfragen leite ich an Salvador Dalí weiter", schrieb er dem Online-Magazin "Politico".

Der im Jahr 1989 verstorbene spanische Maler ist einer der bekanntesten Künstler des Surrealismus. Später wurde über Obamas Twitterkonto mitgeteilt: "Dieser Stuhl ist besetzt". Dazu gab es ein Foto, das Obama auf einem Stuhl im Weißen Haus zeigt.

Aus Romneys Wahlkampfteam hieß es als Reaktion auf die Verwunderung über die dramatische Darbietung, dass eine "amerikanische Ikone" wie Eastwood nicht durch die "politische Linse" betrachtet werden könne. Seine "Improvisation" auf dem Parteitag sei eine Pause von den politischen Reden gewesen - "und den Zuschauern hat es gefallen."

Eine lebende Legende

Eastwood hatte sich bereits Anfang des Monats öffentlich für Romney ausgesprochen, der zum Abschluss des Parteitags die Nominierung für die republikanische Kandidatur annahm. Die Präsidentschaftswahl in den USA findet am 6. November statt.

Eastwood spielte in den vergangenen Jahrzehnten in dutzenden Filmen. Bekannt wurde er in den 1960er und 1970er Jahren durch Western wie "Für eine Handvoll Dollar" und "Zwei glorreiche Halunken", im Actionfilm "Dirty Harry" mimte er einen rauen Großstadtpolizisten. Als Regisseur machte sich Eastwood einen Namen mit Filmen wie "Die Brücken am Fluss" und "Mystic River". Seine Werke "Million Dollar Baby" aus dem Jahr 2005 und "Erbarmunglos" von 1993 wurden mit je zwei Oscars ausgezeichnet.

Der Filmemacher war zuletzt allerdings bei den Konservativen in die Kritik geraten, weil er im Februar in einem TV-Spot für die US-Autoindustrie auftrat, die als Obama-Werbung angesehen wurde. Damals wurde er von den Demokraten noch gefeiert.

(AFP/DPA)
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