Fakten-Check Wo Donald Trump falsch liegt

Washington · In der hitzigen TV-Debatte zwischen den beiden Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump musste sich vor allem die Demokratin einiges gefallen lassen. Doch wie viele von Trumps Argumenten lassen sich auch belegen?

 Donald Trump äußert sich oft populistisch. Welche seiner Vorwürfe gegen Hillary Clinton sind wahr?

Donald Trump äußert sich oft populistisch. Welche seiner Vorwürfe gegen Hillary Clinton sind wahr?

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Trump sagt: "Es gibt niemanden, der Frauen mehr respektiert als ich."

Um sich von den Vorwürfen des Sexismus zu distanzieren, hat Trump das Video aus dem Jahr 2005, in dem er mit seinem Erfolg bei Frauen prahlt, als Männergewäsch bezeichnet. Es tue ihm mittlerweile leid, damals diese Dinge gesagt zu haben, doch entwertet das die Vorwürfe gegen seine Person?

Neben dem Eklat um seine Äußerungen über das Gewicht der Ex-Miss-Universe Alicia Machado tauchte weiteres Material auf, das Trump bei einem Interview über seine Tochter zeigt: "Wenn Ivanka nicht meine Tochter wäre, würde ich sie vielleicht daten." Eine Bemerkung, die nicht unbedingt dazu beiträgt, sein chauvinistisches Image aufzupolieren:

Trump sagt: "Obamacare ist ein totales Desaster."

Durch den "Affordable Care Act" (Bezahlbare Pflege) haben sich die Ausgaben erhöht, die die Amerikaner für medizinische Behandlung zahlen. Dass Trump das kritisiert, richtet sich weniger gegen Clinton als gegen den noch amtierenden US-Präsidenten Barack Obama, dessen politischer Erfolg an der umstrittenen Gesundheitsreform gemessen wird.

Obwohl feststeht, dass die Kosten für das Gesundheitsprogramm insgesamt gestiegen sind und nicht der gewünschte Effekt eingetreten ist, bleibt ein messbarer Erfolg: Mehr Menschen als zuvor haben überhaupt Zugang zu Leistungen des Gesundheitssystems, die sich diese zuvor nicht leisten konnten.

Trump sagt zu Clinton: "Sie unterscheiden nicht zwischen ihren privaten und öffentlichen Positionen."

Neben dem E-Mail-Skandal dürften Clintons Reden an der Wall Street eines der größten Probleme der demokratischen Präsidentschaftskandidatin sein, über die sie zunächst nicht geredet hatte. Millionen Dollar habe sich die Demokratin für ihre Auftritte bezahlen lassen, zudem soll Clinton nicht deutlich genug gemacht haben, ob sie als Politikerin oder als Finanzexpertin auftrete.

Dass Clinton diese Reden gehalten hat, steht nach der Veröffentlichung von Videos auf Wikileaks außer Frage. Auch wenn sie in der TV-Debatte Abraham Lincoln heranzog, der je nach Bedarf Privatmann und Politiker gewesen sei, wird sie sich so schnell nicht vom Vorwurf lösen können, zu enge — und noch dazu geheime — Kontakte mit den Finanzgrößen zu pflegen.

Trump sagt: "Seit 30 Jahren ist Hillary in der Politik, jetzt erst denkt sie über Lösungen nach."

Hillary Clinton gestaltet seit 1992 die US-Politik mit. Dabei tat sie sich vor allem durch ihre Rolle als Außenministerin hervor. 112 Länder besuchte sie in der Zeit, mehr als jeder ihrer Vorgänger.

Ihre Mitwirkung an den Iran-Sanktionen und die Arbeit an einer nachhaltigen Klimapolitik sind in den USA zwar umstritten, zeugen jedoch von einer aktiven Karriere der Demokratin.

Trump sagt: "Hillary gehört ins Gefängnis."

Als Hillary Clinton aus Bequemlichkeit ihren privaten E-Mail-Account für dienstliche Zwecke nutzte, beging sie einen Fehler, der sie nun durch den Wahlkampf begleitet. Dass sie ihre Mails löschte, war laut dem US-Justizministerium erlaubt. Trumps Versprechen, sie deswegen ins Gefängnis zu bringen, wird ein leeres bleiben. (Lesen Sie hier den Kommentar unseres US-Korrespondenten zum Thema.)

Trump sagt: "Ich werde meine Steuererklärung offenlegen."

Trump gegen Clinton: Das TV-Duell
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Trump gegen Clinton: Das zweite TV-Duell

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Nachdem er sich lange dagegen gewehrt hatte, lenkte Trump in der TV-Debatte ein. Er versprach, nach der Routineüberprüfung durch seine Steuerberater seine Einkommenssteuererklärung offenzulegen, wie es unter Politikern in den USA üblich ist.

Dass er bei seiner Steuerzahlung ein unternehmerisches Schlupfloch genutzt hatte, präsentierte Trump bisher immer als Beweis seiner Schläue. Wie lange die Überprüfung durch die Experten dauern wird — und ob das Ergebnis noch vor der Präsidentschaftswahl öffentlich gemacht wird — wird sich zeigen. Veröffentlichungen der "New York Times" zeigten zuletzt, dass der Immobilientycoon 18 Jahre lang nicht einen Cent an Einkommensteuern gezahlt haben könnte. Diese Recherche wurde von Trump bisher nicht widerlegt.

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