US-Präsident Donald Trump Mädels, was für ein Albtraum

Meinung | Düsseldorf · Hillary Clinton hätte die erste Präsidentin der USA werden können. Doch die Amerikaner wählten einen Mann, einen Chauvinisten und Populisten obendrein. Eine verpasste Chance, auch für die Sache der Frauen.

 Wahlgewinner Donald Trump küsst seine Frau Melania nach seinem großen Triumph.

Wahlgewinner Donald Trump küsst seine Frau Melania nach seinem großen Triumph.

Foto: afp, aa

Ich hatte die Überschriften schon vor meinem inneren Auge gesehen: "USA wählt erste Präsidentin" oder "Es ist eine Frau", meinetwegen auch "Es ist ein Mädchen". Und nun das: Die Amerikaner haben Donald Trump zu ihrem neuen Präsidenten gemacht. Das ist nicht nur die Entscheidung für einen Populisten, dem keine Phrase, keine Beleidigung im Wahlkampf zu platt war. Es ist auch eine Entscheidung gegen eine Frau.

Es wäre Hillary Clinton zu wünschen gewesen, den zuweilen dreckigen Wahlkampf gegen Trump nicht umsonst ausgetragen zu haben. Klar, es ist nicht alles gut an Clinton, bei weitem nicht. Der Wahlkampf war unter anderem auch deswegen so weit unterhalb der Gürtellinie, weil die ehemalige First Lady und Ex-Außenministerin der USA nicht unfehlbar ist. In der E-Mail-Affäre offenbarte sich ihr sorgloser Umfang mit wichtigen Staatsdokumenten. Auch ihre umstrittenen Reden, die sie für viel Geld vor Bankern hielt, wurden geleakt. Und letztlich machte sie bei all den Versuchen, sympathischer zu wirken, als sie ist, keine wirklich gute Figur.

Doch spätestens ihr Kontrahent machte es für Frauen denkbar leicht, sich auf Clintons Seite zu schlagen. Donald Trump schleuderte noch im Wahlkampf ehemaligen Schönheitsköniginnen Beleidigungen entgegen. Medien kramten alte Zitate hervor, etwa aus einem TV-Interview 2006: Trump würde mit seiner eigenen Tochter ausgehen, wenn sie nicht seine Tochter wäre, sagte er damals. Spätestens das Video, in dem Trump mit sexuellen Übergriffen auf Frauen prahlte, machte seine Haltung Frauen gegenüber deutlich. Seine hektischen Versuche, dieses chauvinistische Geschwätz anschließend als Umkleidekabinen-Talk abzutun? Lächerlich. Die Aussagen seiner Frau Melania, alles sei nur "Jungs-Gerede" gewesen? Traurig.

Das Schlimme ist: Bei seinen Geschlechtsgenossen konnte Trump damit offenbar punkten. Bei weißen Männern ohne höheren Bildungsabschluss schnitt er um satte 31 Prozentpunkte besser ab als Clinton.

Nach Merkel und May nun Clinton? Leider nein.

Es wäre geradezu eine Genugtuung gewesen, diesen populistischen Rüpel gegen eine Frau verlieren zu sehen. Schließlich hinterfragt nach elf Jahren Angela Merkel in unserer Republik niemand mehr, ob eine Frau diesen Job erfüllen kann. Merkel konnte sich so lange an der Macht halten, weil sie sich in der Eurokrise zur Chefverhandlerin zwischen EU-Staaten mauserte. Weil sie mit ihrem überraschenden Atomaustritt offenbar genau die Politik verfolgte, die der Wähler von ihr wünschte. Weil sie lange Zeit die Ruhe ausstrahlte, die die Bürger einlullte.

Als Kanzlerin galt sie über Jahre als gesetzt. Wenn Merkel sich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin trifft, geht es mittlerweile nicht mehr darum, welche Kleidung sie dabei trägt. Diskutiert wird vielmehr darüber, ob dieser Schritt vertretbar ist. Um Inhalte geht es auch in der heftigen Debatte über ihre Flüchtlingspolitik, über die sie bei der kommenden Bundestagswahl stolpern könnte.

Es wäre Clinton zu wünschen gewesen, fern des sexistischen Wahlkampfs auch endlich zu Inhalten übergehen zu dürfen. Und die Hoffnung war berechtigt, dass nach Merkel in Deutschland und Theresa May in Großbritannien auch in den USA eine Frau an der Spitze denkbar sein könnte. Stattdessen nun dieser chauvinistische, sexistische Schreihals.

Leider lag es laut Umfragen auch einfach daran, dass Clinton von Wählern als Gesicht des "herrschenden Systems" gesehen wurde, das in ihren Augen eben nicht funktioniert. Deswegen braucht es vielleicht eine geeignetere Kandidatin für den Posten. Immerhin: Wenn es in diesem Jahr ein politischer Neuling ins höchste Amt der Amerikaner schaffte, dann ist vielleicht bei der nächsten Wahl auch eine Quereinsteigerin denkbar. Und Barack Obama würde sich sicherlich großartig machen als First Lady im Weißen Haus. Da bin ich mir sicher.

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(vek)
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