Nach den Kongresswahlen Schaulaufen für Obamas Nachfolge

Washington · Ist eine Wahl vorbei, wirft die nächste ihre Schatten voraus. Und da 2016 in den USA ein wichtigeres Wahljahr ist als 2014, wird das Duell um den Kongress, der gestern neu gewählt wurde, vor allem an einer Latte gemessen: Was bedeutet das alles für das nächste Rennen ums Weiße Haus?

Hillary Clinton: Ihre politische Karriere in Bildern
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Die politische Karriere von Hillary Clinton

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Foto: afp, LARRY DOWNING

Deshalb steht Hillary Clinton wenige Tage vor dem Votum auf einer Bühne in Charlotte, um den Sparkurs der Republikaner aufs Korn zu nehmen. Es geht um North Carolina, um überfüllte Klassenzimmer, um traurige Zustände, die man heraufbeschwöre, wenn man am falschen Ende spare, nämlich bei der Bildung. Es geht um Kay Hagan, eine Senatorin, die um ihr Mandat zittern muss und für die sich Clinton mächtig ins Zeug legt. Und natürlich auch um Charlotte, die Tochter ihrer Tochter Chelsea. "Nichts hilft dir mehr als ein Enkelkind, damit du dich ganz auf die Zukunft konzentrierst", ruft die Kandidatin im Wartestand. Es klingt wie eine Zeile für den Wahlkampf 2016, der im Grunde längst begonnen hat.

Bei Barack Obama war es eine Buchtour im Herbst der Halbzeitwahlen 2006, die ihn mit "Audacity of Hope" ("Hoffnung wagen"), einer Mischung aus Autobiografie und Grundsatzprogramm, über Wochen ins Rampenlicht rückte. Der Andrang überzeugte ihn, dass es sich lohnen würde, den Hut in den Ring zu werfen, auch wenn die Etablierten fanden, dass seine zwei Jahre im US-Senat zu wenig seien. Clinton hat seit September in 45 Kampagnensälen gesprochen, um Parteifreunden den Rücken zu stärken. Auffällig oft war sie in Iowa und New Hampshire, den beiden Bundesstaaten, in denen auch 2016 die Kandidatenauslese beginnt. Wer dort bei den Primaries einen Fehlstart erwischt, kann seine Hoffnungen fast schon begraben.

Kein Wunder also, dass sich auch Elizabeth Warren in Iowa, dem Staat der Maisfelder, blicken ließ, um einem eher farblosen Anwalt namens Bruce Braley beizuspringen. Die Senatorin aus Massachusetts profiliert sich als soziales Gewissen der Demokraten - eine Wirtschaftsjuristin, die auf die Exzesse der Wall Street schimpft und staatliche Eingriffe verlangt, damit die Kluft zwischen Arm und Reich kleiner wird. So gebetsmühlenartig Warren betont, dass sie keinerlei Interesse habe am Oval Office: Eine kurze Rede in Iowa City genügt, um das Gegenteil vermuten zu lassen.

Bei den Republikanern könnte sich die alte Weisheit bestätigen, nach der man in der Politik niemals nie sagen soll. Wer überzeugt war, dass Mitt Romney nie wieder nach dem Präsidentenamt schielt, kommt inzwischen ins Grübeln. Der Verlierer des Duells 2012 flog bis nach Alaska, um in einem Flugzeughangar für einen Neuling namens Dan Sullivan zu werben. Kein Zweifel, Romney sammelt Treuepunkte. Mit zähem Einsatz erweitert er den Kreis derer, die ihm zu Dankbarkeit verpflichtet sind, falls er ein drittes Mal an den Start geht.

Chris Christie, der talentierteste Debattenredner der Konservativen, hat seine Reuephase offenbar hinter sich. Sonst so robust wie ein Bulldozer, hatte der Gouverneur New Jerseys zehn Monate fast demütige Töne angeschlagen, nachdem herausgekommen war, dass sein Stab durch eine willkürliche Fahrbahnsperrung einen tagelangen Autobahnstau verursachte, um einen aufsässigen Bürgermeister abzustrafen. Nun ist Christie wieder obenauf, wie nicht nur seine Wahlkampfabstecher in 37 Bundesstaaten beweisen, sondern auch die Art, wie er einen Zwischenrufer abfertigte: "Hinsetzen! Und den Mund halten!"

Rand Paul, ein libertärer Senator aus Kentucky, gibt den Querdenker, etwa indem er die Schwarzenviertel Detroits besucht und hinterher sagt, dass die Republikaner grob fahrlässig handeln, weil sie die Afroamerikaner seit 80 Jahren links liegen lassen. Und Jeb Bush? Der Bruder von George W.? Noch scheut er die große Bühne. Was nichts daran ändert, dass sein Sohn Jeb junior die Gerüchteküche befeuert: Columba, Bushs scheue, aus Mexiko stammende Ehefrau, soll sich abgefunden haben mit dem Gedanken, pausenlos im Scheinwerferlicht zu stehen.

(RP)
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