Eine Woche vor dem Super Tuesday Trump ist Favorit bei Vorwahl in Nevada

Columbia · Erst in drei von 50 US-Staaten haben Republikaner und Demokraten abgestimmt, wer sich im November für ihre Partei um die Nachfolge von US-Präsident Barack Obama bewerben soll. Das Feld der Teilnehmer des Marathons wird aber schon merklich dünner.

Donald Trump und Co. – Promis in der Politik
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Foto: ap

Die Präsidentschaftskampagne in den USA läuft sich warm. Am Dienstag stimmen die Republikaner in Nevada darüber ab, wer ihr offizieller Kandidat werden soll, am Samstag geht es für die Demokraten in South Carolina weiter. Doch die Wahlkämpfer blicken vor allem auf den 1. März: Am sogenannten Super Tuesday laufen nächste Woche in 15 Staaten gleichzeitig Vorwahlen und könnten eine Vorentscheidung bringen.

Die beste Ausgangsposition haben im Moment bei den Republikanern der Multimilliardär Donald Trump und bei den Demokraten die ehemalige Außenministerin Hillary Clinton. Die erfahrene Politikerin der Mitte galt vor Beginn der langwierigen Ausscheidung um die Kandidatur ihrer Partei ohnehin als Favoritin. Der linke Senator Bernie Sanders liefert ihr jedoch ein unerwartet enges Rennen. Derzeit hat Clinton knapp die Nase vorn vor dem scheinbaren Außenseiter.

Bei den Republikanern ist es umgekehrt: Jeb Bush - vermeintlicher Favorit dank des berühmten Namens früherer Präsidenten und des Rückhalts beim Parteiestablishment und potenziellen Geldgebern - gab am Wochenende mangels Wahlerfolgen auf. Zwei der drei bisherigen Abstimmungen - in New Hampshire und South Carolina - gewann stattdessen der populistische Politneuling Trump, und das, obwohl er scheinbar keinem Konflikt aus dem Weg geht, ob nun mit Einwanderern, Muslimen oder Frauen. Zuletzt zoffte er sich öffentlich sogar mit dem Papst, der Trumps Abwehrpolitik gegen Flüchtlinge kritisiert hatte.

Gemäßigte Kandidaten finden bislang kein Mittel gegen den Rechtspopulisten. Doch nahmen sie sich anfangs auch gegenseitig die Stimmen weg. Nach Bushs Ausscheiden gilt nun der 44-jährige Senator Marco Rubio aus Florida als Mann der Mitte. Bei den drei gelaufenen Abstimmungen lag er aber noch nie ganz vorn. Einen Wahlsieg - in Iowa - hat hingegen der erzkonservative Senator Ted Cruz aus Texas auf dem Konto. Mit im Rennen sind zudem noch John Kasich, Gouverneur aus Ohio, und der pensionierte Neurochirurg Ben Carson.

Anders als bei den Vorwahlen trifft der New Yorker Immobilienmogul Trump in Umfragen auf Vorbehalte: Knapp 70 Prozent der republikanischen Anhänger landesweit halten ihn für unwählbar. Die etablierten Senatoren Cruz und Rubio argumentieren deshalb, nur sie könnten die gesamte Partei um sich scharen.

Professionelle Wahlbeobachter sind da nicht so sicher. Wenn es Cruz oder Rubio nicht bis Mitte März gelingt, Trump den Wind aus den Segeln zu nehmen, könnten sie wohl nur direkt auf dem Parteikonvent vom 18. bis 21. Juli in Cleveland den Showdown suchen. Die Delegierten ließen sich vielleicht überzeugen, dass der als Rüpel verpönte Geschäftsmann in den allgemeinen Wahlen im November keine Chance hätte.

Auf dem Parteitag der Republikaner muss ein Kandidat 1237 Stimmen auf sich vereinigen, um nominiert zu werden. Trump hat bislang 67, Cruz hat elf und Rubio zehn. Der Kuchen ist also längst noch nicht aufgeteilt. Entscheidend könnten am Ende die Delegierten sein, die nicht auf einen Kandidaten festgelegt sind - entweder weil ihr Bewerber bis dahin aus dem Rennen ausscheidet oder weil sie vom Partei-Establishment entsandt werden. Beide Parteien haben so ein Kontingent, bei den Demokraten "Superdelegierte" genannt.

Bei den Demokraten sind 2383 Stimmen für die Nominierung nötig. Mehr als die Hälfte davon werden in den 28 Staaten vergeben, die im März ihre Vorwahlen haben. Neben den 15 am Super Tuesday gelten die Abstimmungen in Florida, Illinois, Missouri und Ohio am 15. März als besonders wichtig. Setzt sich dort ein Kandidat mit großer Mehrheit durch, rückt eine Entscheidung über die Nominierung näher.

Clinton hatte in Iowa knapp vor Sanders gelegen, in New Hampshire hingegen weit abgeschlagen hinter ihm. Unterm Strich hat die frühere First Lady 52 Delegiertenstimmen in Vorwahlen für sich gewonnen.
Sanders kommt auf 51. Doch hat Clinton inzwischen 451 "Superdelegierte" auf ihrer Seite, Sanders nur 19.

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Auch spürt Clinton das Momentum - oder lässt ihr Team zumindest diese Botschaft verbreiten. In der dritten Abstimmung der Demokraten in Nevada am Wochenende verbuchte die Frau des ehemaligen Präsidenten Bill Clinton einen deutlicheren Sieg und gewann eine große Mehrheit der schwarzen Wähler für sich. Das wiederum gilt als gutes Zeichen für sie in South Carolina und am Super Tuesday, wo Schwarze große Wählergruppen stellen.

Sanders muss erst noch beweisen, dass er neben linksliberalen Weißen und Jungwählern noch andere Wählergruppen überzeugen kann. In Nevada fand er zumindest spürbaren Rückhalt bei Wählern aus lateinamerikanischen Einwandererfamilien. Chancen rechnet sich der Senator aus Vermont, der sich selbst als demokratischen Sozialisten bezeichnet, in Colorado, Minnesota, Massachusetts und Oklahoma aus.
Doch ist Sanders auch Realist und weiß: "Am Ende des Tages brauchst du Delegierte."

(spol/ap)
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