Parteitag der Republikaner Donald Trump wird am Montag in Cleveland gekrönt

Cleveland · Am Montag beginnt der Parteitag der US-Republikaner. Höhepunkt des Treffens in Cleveland (Bundesstaat Ohio) bis einschließlich Donnerstag soll die offizielle Nominierung von Milliardär Donald Trump (70) als Präsidentschaftskandidat der Konservativen sein. Die Behörden fürchten gewalttätige Demonstrationen.

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Das ist Donald Trump

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Foto: AP/Andrew Harnik

Vor vier Jahren, als sich die Republikaner in Tampa zu ihrem Wahlparteitag versammelten, war es eigentlich nur die bizarre Vorstellung eines gealterten Schauspielers, die im Gedächtnis haften blieb. Clint Eastwood, der "Dirty Harry" der Leinwand, stahl dem damaligen Präsidentschaftsbewerber mit einer Einlage die Schau, die als eine der launigsten in die Chronik der Conventions eingehen dürfte. Er stand auf der Bühne und unterhielt sich minutenlang mit einem leeren Stuhl, auf dem er sich Barack Obama vorstellte. Kaum einer sprach danach noch vom Auftritt des eigentlichen Kandidaten, des späteren Wahlverlierers Mitt Romney.

So etwas wird nicht passieren, wenn sich die US-Republikaner von Montag an wieder zu einem Nominierungsparteitag treffen, diesmal in der Quicken Loans Arena in Cleveland. Donald Trump, der Milliardär aus New York, ein Selbstdarsteller mit langer Reality-TV-Erfahrung, wird sich von niemandem die Schau stehlen lassen. Schon die Auswahl der Redner lässt den Schluss zu, dass der Rest eher ein Begleitprogramm mit dünner Substanz wird, bei dem es in erster Linie darum geht, Hillary Clinton, der Kontrahentin des Bauunternehmers, am Zeug zu flicken.

Vor 13 Monaten, als der Populist mit der Neigung zu zuspitzenden Zeile seinen Hut in den Ring warf, schien es noch undenkbar, dass er die Partei Abraham Lincolns, Teddy Roosevelts und Ronald Reagans kapern würde. Doch genau das ist geschehen, die Show in Cleveland soll es praktisch besiegeln. Trump hat politische Gegner, Frauen, Latinos, Kriegsveteranen und Behinderte beleidigt. Er kündigte den Bau einer Mauer zu Mexiko an, den Mexiko nach seinen Vorstellungen bezahlen soll, er erklärte, sämtliche Freihandelsabkommen der USA aufkündigen und neu verhandeln zu wollen, er sprach von einem Einreiseverbot für Muslime, redete der Wiedereinführung der Folter an Terrorverdächtigen das Wort und empfahl Staaten wie Japan oder Südkorea, sich eigene Atomwaffen anzuschaffen, statt sich wie bisher auf den amerikanischen Schutzschirm zu verlassen. Jeden konventionellen Kandidaten hätte die Mischung aus vagen Andeutungen und schrillen Anschuldigungen, aus Prahlerei und leeren Worthülsen wohl beizeiten aus dem Gleis geworfen. Der 70-Jährige aber steht als glänzender Sieger da, anfangs sträflich unterschätzt und nun umso selbstsicherer.

Einen Aufstand der Parteirebellen haben seine Leute, angeführt von dem erfahrenen Strippenzieher Paul Manafort, offenbar abgewehrt, bevor er richtig beginnen konnte. Ein Komitee, das die Regeln der Konferenz festzurrt, lehnte mit klarer Mehrheit einen Antrag von Gruppen wie "Free the Delegates" ab, nach dem die Delegierten des Parteitags nicht mehr an das Votum der Vorwahlen gebunden sein sollten, nach dem sie also einem möglichen Herausforderer Trumps den Zuschlag hätten geben können. Von einem Herausforderer, auch das erklärt das Scheitern der Revolte, ist weit und breit nichts zu sehen.

Vor ein paar Wochen machten Regieszenarien die Runde, nach denen Trump an jedem der vier Kongressabende sprechen werde, es wäre der komplette Bruch mit alten Gepflogenheiten gewesen. "The Donald" ließ die Spekulationen für eine Weile ins Kraut schießen, dann gab er kokett den Bescheidenen. "Ich möchte nicht, dass die Leute denken, ich betreibe Effekthascherei", sagte er. Auf der offiziellen Rednerliste ist nun eher B-Prominenz vertreten, aus der höchstens der in Frankfurt am Main geborene Internet-Milliardär Peter Thiel und die Astronautin Eileen Collins ein wenig herausragen. Mark Geist und John Tiegen, die im September 2012 den Angriff radikaler Islamisten auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi überlebten, werden Attacken gegen Clinton reiten, die Außenministerin jener Zeit. Auch einige ehemalige Vorwahl-Konkurrenten sollen die Trommel für den Tycoon rühren, etwa der texanische Senator Ted Cruz, von Trump einst als "Lügen-Ted" geschmäht. Am letzten Tag dreht sich alles um die Familie. Gattin Melania, Tochter Ivanka, die Söhne Donald und Eric, sie alle dürfen Loblieder singen.

Dass die "Grand Old Party" womöglich auf eine Spaltung zusteuert, zumindest auf eine Sinnkrise, zeigt sich indes an der Reihe der potenziellen Parteitagsgäste, die ihre Teilnahme an der Trump-Gala abgesagt haben. Das Establishment meutert. Weder wollen die zwei noch lebenden republikanischen Ex-Präsidenten, George H. W. Bush und sein Sohn George W. Bush, nach Cleveland reisen, noch die beiden letzten republikanischen Spitzenkandidaten John McCain und Mitt Romney. McCain ließ in lakonischer Kürze wissen, er werde im Grand Canyon wandern. Jeff Flake, ein aufstrebender Senator aus Arizona, sprach vom Rasen, den er zu mähen habe. Die Partei, lehnte sich Flake weit aus dem Fenster, sollte bereit sein, mit Trump zu brechen.

(fh)
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