Republikanischer Präsidentschafstbewerber Ein Verlierer namens Marco Rubio

Washington · Auf einer Konferenz konservativer Aktivisten weiß Marco Rubio, der Favorit der republikanischen Partei-Elite, zwar zu punkten - bei den Vorwahlen aber geht er erneut leer aus und gerät nun immer stärker unter Druck.

Marco Rubio - seine Chancen sind weiter gesunken.

Marco Rubio - seine Chancen sind weiter gesunken.

Foto: dpa, tll cda ks

Marco Rubio ist heiser, und er ist frustriert. Er sitzt vor einem Bühnenbild, das im rötlichen Schimmer der Morgendämmerung das Weiße Haus zeigt. Das Ziel, das er ansteuert und das aus seiner Perspektive in immer weitere Ferne zu rücken scheint.

Rubio, der Favorit des republikanischen Establishments, steht unter Rechtfertigungsdruck, weil er sich auf vulgäre Wortduelle mit Donald Trump einließ, in denen es um Angstschweiß und angeblich durchnässte Hosen, um angeblich zu kleine Hände und andere Körperteile ging, am allerwenigsten um Substanz. "Wo ich aufgewachsen bin, war es so: Schlägt dir einer wiederholt ins Gesicht, steht irgendwann einer auf und schlägt zurück", sagt er. Da Trump ihn seit Monaten verhöhne, habe er irgendwann mit gleicher Münze zurückgezahlt.

Im National Harbor am Potomac, einer Betonlandschaft aus Hotels und Kongresszentren am Rande Washingtons, halten republikanische Aktivisten ihre jährliche Conservative Political Action Conference (CPAC) ab. Alles steht im Zeichen Ronald Reagans, den die Konservativen verehren wie einen Heiligen. Überall bunte Plakate: Reagan mit Cowboyhut auf einem Gaul, Reagan im Säulengang des Weißen Hauses, Reagan vor majestätischer Rocky-Mountains-Kulisse. "Lasst Ronald wiederauferstehen!", hat jemand auf eine Wandzeitung gekritzelt. Er sei Politiker geworden, weil er in Reagans Ära zur Schule ging und ihn deren Optimismus nachhaltig prägte, schlägt auch Rubio den Bogen zum Übervater der Grand Old Party. "Wisst ihr, dieser Mann hat sich so völlig anders verhalten, als es Trump heute tut."

Trump, immer wieder Trump, auch wenn er gar nicht anwesend ist. Der Unternehmer hat einen geplanten Aufritt bei CPAC kurzfristig abgeblasen. Aus Sicht des Establishments ist das allein schon ein schwerer Regelverstoß, gehört es doch zu den ungeschriebenen Gesetzen der Tagung, dass sich republikanische Präsidentschaftsbewerber dort blicken lassen. Rubio erscheint, trotz schwerer Erkältung. Marco, der Pflichtbewusste. Es ändert nichts daran, dass er als großer Verlierer der Vorwahlen in Kansas, Kentucky, Louisiana und Maine nun noch stärker unter Druck kommen wird.

Es sieht immer mehr danach aus, als wäre nicht er der Mann, der es mit Trump aufnehmen kann, sondern Ted Cruz, der erzkonservative Senator aus Texas. Im mittelwestlichen Kansas, wo evangelikale Christen den Ton angeben, gewann der Pastorensohn Cruz mit 48 Prozent der Stimmen noch deutlicher, als es die Meinungsforscher prognostiziert hatten. Auch in Maine setzte er sich mit 46 Prozent klar durch, während Trump in Kentucky und Louisiana als Erster durchs Ziel ging, allerdings mit knapperem Vorsprung als erwartet.

Rubio, der sich mit dritten Plätzen und einem vierten Rang - in Maine, noch hinter John Kasich - begnügen musste, enttäuschte die Erwartungen und muss nun alle seine Hoffnungen auf Florida setzen. Verliert er die Primaries in seinem Heimatstaat, ist es für ihn vielleicht schon vorbei. Und bereits am Dienstag steht in Michigan ein wichtiger Test an, bevor am 15. März in Florida und Ohio die eventuelle Vorentscheidung fällt. Sollte der Milliardär sowohl in Michigan als auch in Florida oder Ohio die Nase vorn haben, dürfte ihm die Kandidatur kaum noch zu nehmen sein. Auch wenn die Koalition, die versucht, ihn mit allen Mitteln zu stoppen, von Tag zu Tag breiter wird.

Mitt Romney, der 2012 die Wahl gegen Barack Obama verlor, kanzelte Trump als Hochstapler ab. Ben Sasse, ein republikanischer Senator aus Nebraska, will ihn selbst dann nicht zur Wahl empfehlen, wenn seine Partei ihn nominiert. Eine Gruppe hochrangiger Außenpolitik-Experten, unter ihnen Robert Zoellick, Ex-Präsident der Weltbank, veröffentlichte einen Brief, in dem sie Trumps antimuslimische Rhetorik, sein Plädoyer für Handelskriege und seine Bewunderung für Wladimir Putin verurteilte. Nicht jeder Konflikt könne "so gelöst werden, wie es bei einem Immobiliendeal möglich sein mag", schrieben die Verfasser. Bei einer improvisierten Abstimmung der CPAC-Aktivisten schließlich landet der New Yorker nur auf Platz drei, weit abgeschlagen hinter Cruz und Rubio. Aber wen interessiert das schon?

(RP)
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