TV-Debatte der Republikaner Die Stunde der Machos

Washington · Bei der fünften TV-Debatte der Republikaner in den USA war der Veranstaltungsort Sinnbild für die Show: In Las Vegas spielten sich die Kandidaten, allen voran Donald Trump als Retter der Nation auf.

Donald Trump fühlte sich in der Spielerstadt Las Vegas sichtlich wohl.

Donald Trump fühlte sich in der Spielerstadt Las Vegas sichtlich wohl.

Foto: afp, leb/YG/ACR

Man kann es drehen und wenden wie man will: Es ist Donald Trump, der den Ton im republikanischen Lager bestimmt, erst recht nach den Terrorattacken von Paris und San Bernardino. Mit seiner irren Forderung, Muslime vorerst nicht mehr einreisen zu lassen, und zwar pauschal, hat er die fünfte Kandidatendebatte der Konservativen geprägt, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Nur einer hat es gewagt, sich deshalb mit ihm anzulegen: Jeb Bush, Sohn eines leidlich populären und Bruder eines extrem unbeliebten Präsidenten, der monatelang wirkte wie der überforderte Erbe einer Dynastie, der sie einfach nicht zu erfüllen vermag, die Hoffnungen, die seine Familie samt engmaschigem Spendernetzwerk in ihn setzt.

Einzig Bush bot dem schrillen Bauunternehmer energisch Paroli, am markantesten mit dem Satz, dass Trump mit seinen Soundbites ein Chaos-Kandidat sei und im Übrigen die arabische Welt in einem Moment vor den Kopf stoße, in dem man ihre Unterstützung dringend brauche. Marco Rubio und Chris Christie, die beiden anderen unter den aussichtsreichen Bewerbern, die man gemeinhin dem republikanischen Mainstream zurechnet, wichen der Frage aus, als könnten sie Schaden nehmen, würden sie Farbe bekennen. Man darf vermuten, dass sie auf Umfragen schielten, nach denen Trump mit seiner brachialen Tour in Zeiten der Verunsicherung an der Parteibasis punktet. Statt der Angst, von der Rechtspopulisten wie Trump leben, die Spitze zu nehmen, trugen sie mit dazu bei, sie noch zu schüren.

Christie, der Gouverneur New Jerseys, der nach einer Phase im Abseits wieder zum Favoritenkreis zählt, weil er bei der zweiten Vorwahl in New Hampshire gut abschneiden könnte, gibt den kompromisslosen Staatsanwalt, der er einst war, als die Anschläge am 11. September 2001 das Land schockierten. Rubio will viele Milliarden ins angeblich kaputtgesparte Militär stecken, als wäre das allein schon ein Rezept für die Lösung nahöstlicher Probleme. Ted Cruz, der debattenstarke Senator aus Texas, für den sich sowohl die Tea Party als auch evangelikale Christen erwärmen, plädiert — außer für ein Flächenbombardement der IS-Hochburgen - für eine dreijährige Pause bei der Aufnahme von Flüchtlingen, sofern sie aus Regionen stammen, in denen der "Islamische Staat" weite Landstriche kontrolliert, sprich: aus Syrien und dem Irak.

Und allen Ernstes diskutierte die Kandidatenrunde darüber, ob man die knapp zweitausend Syrer, die seit Beginn des Bürgerkriegs in den USA eine neue Heimat fanden, nicht besser zurückschicken sollte. Was Terrorangst und Trump in der "Grand Old Party" an Spuren hinterlassen haben, der Diskurs in Las Vegas hat es in aller Deutlichkeit vor Augen geführt. Kleines Karo statt amerikanischer Großzügigkeit. Panikmache statt Common Sense. Macho-Posen statt kühler Köpfe. Irgendwie war man am Ende froh, dass noch ein Bush dabei war. Dass einer, den manche Meinungsforscher bereits zum chancenlosen Außenseiter stempeln, das Handtuch noch nicht geworfen hat.

(FH)
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